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      Marienkirche auf der Würzburger Festung Marienberg umfassend renoviert

      Zufluchtsort und Begräbnisstätte

      Sie ist verknüpft mit zahlreichen Superlativen: Im Frühmittelalter um das Jahr 706 nach Christus errichtet, ist die Würzburger Marienkirche auf der Festung Marienberg die älteste Kirche in der Stadt. Außerdem soll sie das älteste noch erhaltene sakrale Steinbauwerk rechts des Rheins sein. Und jetzt, nach der gelungenen Komplettrenovierung durch den Freistaat Bayern, ist die Rundkirche auch die strahlendste Kirche in der Diözese, mit der Gottesmutter Maria als Patronin. Mit der Altarweihe am 26. Juli durch Bischof Franz wurde das kleine Gotteshaus wieder geöffnet. Mit der Renovierung der Marienkirche ist ein erster kleiner Schritt auf dem Weg der Sanierung der gesamten Festungsanlage beendet.

      Das frisch vergoldete Kreuz auf der Kuppel überstrahlt nun wieder die mächtigen Festungsmauern als weit hin sichtbares Symbol für die Kirche im Innenhof. In der öffentlichen Wahrnehmung hat sie dennoch lange im Schatten von Dom und Neumünster gestanden. Zu Unrecht, findet Marion Eyßelein vom Staatlichen Bauamt aus Würzburg, die für die technische Seite der über zwei Millionen Euro teuren Sanierungsarbeiten zuständig war. Die Marienkirche sei nicht nur kulturgeschichtlich von einem besonderen Stellenwert, sondern auch als Ort des gelebten Glaubens.

      Bischofskirche

      Bis 788 Bischofskirche, in der anfangs auch die Gebeine der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan untergebracht gewesen sein sollen, diente die Festung von 1253 bis 1719 als Residenz der Fürstbischöfe. Die Kirche war Zufluchtsort in Kriegszeiten und Begräbnisstätte der Bischöfe.

      Die herausragende Stellung verdeutlichen die in dem Barockaltar auf der Nordseite aus der Zeit der Gegenreformation untergebrachten Reliquien, darunter drei markante Schädel. Eyßelein kommt allein hier auf 48 Reliquien. „Auch dies zeigt den hohen Stellenwert der Marienkirche für das geistige Leben im Bistum.“ Auch hat die Marienkirche lange eine wichtige Rolle bei der aufwändigen Beisetzung der Bischöfe gespielt, auch wenn der bis zur Säkularisation gepflegte Brauch auf heutige Gemüter etwa makaber wirkt. Die Bischöfe wurden dreigeteilt beigesetzt: Der Körper im Dom, das Herz in der Abteikirche von Ebrach und die einbalsamierten Eingeweide unter der Kuppel der Marienkirche. Bei der Restauration wurde die schwere Grabplatte für den 1617 verstorbenen Julius Echter beiseite gerückt. „Außer Sand haben wir nichts gefunden“, erinnert sich Eyßelein an die etwas enttäuschende Aktion. Sie geht darum davon aus, dass die Anordnung der Gräber nicht mehr dem historischen Ort entspricht.

      Julius Echter

      Das heutige Erscheinungsbild der Kirche ist im wesentlichen von der deutlichen Renaissance-Handschrift von Fürstbischof Julius Echter geprägt. Für die Restauratoren galt es behutsam vorzugehen. Bei der Farbgebung folgten die Restauratoren dem gewohnten, aber durch Befunde gesicherten beige-Rotbraun-Ton der übrigen Festung. Hinzu kamen die Renovierung der Sandsteine des auffallenden Runderkers, der Fenstergewände und Traufgesimse. Der mit Salz belastete Putz am Sockel wurde abgeschlagen und erneuert. Die auffälligste Änderung betrifft das Dach, die Achillesverse der Marienkirche. Das in den 1950er Jahren eher als Notbehelf errichtete Bleidach wurde abgenommen und durch eine Schieferdeckung ersetzt. Vor allem an der Nahtstelle zum Nachbarbau konnte wiederholt Wasser in die Kuppel eintreten, einem eindrucksvollen Zeugnis früher Maurerkunst in Franken.

      Sicherung des Stucks

      Die Folgen waren fatal: Teile des kostbaren, vermutlich von Tessiner Kalkschneidern hergestellten Stucks aus der Zeit um 1630 drohten herabzufallen. Abstehende Körperteile mussten zum Teil mit Bandagen gesichert werden. Ein Fangnetz sollte Schlimmeres verhindern. Um das Salz aus dem Putz zu ziehen, wurden aufgespritzte Kompressen angebracht. Schadhafte Stellen wurden lediglich mit feinem Pinsel retuschiert.

      Um an den dicken Wänden kondensierende Feuchtigkeit zu vermeiden, hat die Expertin Marion Eyßelein zu einem Trick gegriffen. In die Marienkirche wurde eine Belüftung eingebaut. Hierfür wurde ein Hohlraum unter der Sakristei genutzt, der bei Grabungen in den 1930er Jahren entstanden war.

      Belüftung

      Von hier aus wird die gleichmäßig temperierte Luft weitgehend geräuschlos aus den gut drei Metern entfernten Gängen der Kasematten angesaugt. Bis auf ein kleines Gitter im Boden und die Steuerung an der Wand ist von ihr nichts zu sehen. Als Ausgang dient das an der Kuppelspitze vorhanden Abzugsloch, in das Lüftungsklappen zum Regulieren eingebaut wurden.

      Auf größere Eingriffe und eine moderne Gestaltung wurde verzichtet. Blickt man genau hin, ist selbst die rötliche Verfärbung des Steinbodens am Altar noch zu sehen. Der Legende nach soll hier im Dreißigjährigen Krieg ein betender Pater von den plündernden Schweden erschlagen worden sein. Lediglich das Kreuz im Chorraum ist neu: Hierfür wurde ein betont einfach gehaltenes Kruzifix, auf dem eine historische Gestaltung des Korpus Christi angebracht wird.

      Nur partiell geöffnet

      Auch um die Kirche zu schützen, ist sie weiterhin nur bei Führungen, Gottesdiensten oder Veranstaltungen der Pfarrei St. Burkard, zu der sie seit über 1000 Jahren gehört, zugänglich. Die Abtrennung des Kirchenraums durch eine Glaswand und die gezielte Ausleuchtung der Altäre und Kunstwerke ermöglichen jedoch einen hervorragenden Blick in den Innenraum.

      Die ungewöhnliche Lage auf einem Berg, die fehlende Zentrierung im Hof der Festung und vor allem die Form als Rundkirche hatten schon früh zu Spekulationen eingeladen. Nicht wenige wollten in ihr gar die älteste Kirche Deutschlands sehen. Ob die eigenartige und in Mitteleuropa weithin ungebräuchliche Form der Rundkirche auf ein heidnisches Heiligtum zurückgeht und in seiner Form die alten Steinkreise aufnimmt und die Weihe für Maria auf eine frühe Muttergottheit hinweist, ist freilich reine Mutmaßung. Es fällt schwer, sich der besondere Stimmung der Kirche inmitten der Festung Marienberg zu entziehen.     

      Christian Ammon