Die Geburt des Sohnes Gottes
Beim Evangelisten Johannes lesen wir, dass er die Geburt Jesu in einen Zusammenhang stellt, der weit über alle Weltgeschichte hinaus verweist, weit über die kosmische Geschichte von Raum und Zeit. Er stellt diese Geburt in den Zusammenhang des göttlichen Geheimnisses: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott ...“ Die Kirche hat diese göttliche Geburt in ihrem Credo so bedacht: „Wir glauben an den einen Herrn Jesus Christus, aus dem Vater geboren vor aller Zeit ...“ Auch die geheiligten Worte der Kirche reichen nicht aus, um dieses Geheimnis zu umfassen. Das im Raum Gottes sich vollziehende Geschehen der Geburt des Wortes wird in Betlehem vor 2000 Jahren auch eine in Raum und Zeit dieser geschöpflichen Welt sich vollziehende Realität. Der sich im Verborgenen der Tiefe Gottes verschenkende dreieinige Gott ergießt seine Liebe hinein durch die Liebe Jesu in unsere Welt. Die Geburt Jesu aus Maria ist und bleibt zugleich im ewigen Heute Gottes die Geburt aus Gott. Hier kann nur noch der Glaube sehen und singen: „Der Abglanz des Vaters, Herr der Herren alle, ist heute erschienen in unserem Fleisch.“
Die Geburt des neuen Menschen
Man mag rein physikalisch sagen: Die Erde ist nicht der Mittelpunkt der Welt, des Kosmos. Auch die Sonne ist nur wie ein Staubkorn in einer Galaxie. Zur Stunde wissen wir aber, dass der Mensch in seiner leib-geistigen Existenz eine einzigartige Größe hat trotz seiner Winzigkeit und die ganze Schöpfung im Menschen aufgipfelt. Durch die Geburt des göttlichen Kindes als Kind der Jungfrau Maria hat der Mensch eine Würde erhalten, die unvorstellbar ist: „Allen, die ihn aufnehmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ Grundlegend hat sich durch die Menschwerdung des Gottessohnes die Qualität, die Beschaffenheit von Mensch und Kosmos geändert. Wir leben nicht mehr in einer gottlosen Welt. Die Erde ist kein unbedeutender Stern, kein verlorener Haufen. Durch Weihnachten ist die Welt neu bestimmt, hat sie ein Gütezeichen ohnegleichen: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Johannesevangelium 3, 16) Daraus erwächst die logische Folgerung: Wenn Gott, die Erde, die Welt grundsätzlich so liebenswert fand und findet und selber ein Erdenbürger geworden ist, dürfen wir trotz aller Dunkelheit, Finsternis und Zerbrechlichkeit kosmischen und menschlichen Seins singen und sagen: „... dich wahren Gott ich finde in meinem Fleisch und Blut“. Der Himmel hat sich an Weihnachten herabgebeugt auf diese Erde. Gott ist dieser Erde treu in Jesus Christus für immer und ewig.