Teilweise auf der gleichen Route oder nur mit wenig Abstand zueinander verlaufen durch den alten Klosterforst und entlang von Rebhängen der Fränkische Marienweg, der Fränkische Rotweinweg, der Europäische Kulturweg „Tiepolos Erben“ und der Rück-Besinnungsweg. Letzterer soll den Menschen helfen, wahre Werte zu entdecken und zu sich zu finden.
In Himmelthal befinden sich alleine drei von sieben Stationen des Rück-Besinnungswegs: Hoffnung, Gelassenheit und Achtsamkeit. Zählt man zwei lokalgeschichtliche Erinnerungsplätze zu den Themen Verkehrserschließung und Weinbau dazu, hat der Besinnungsweg sogar neun Stationen – auf einer Strecke von knapp fünf Kilometern.
Ein Wortspiel
Natürlich kann man sich rückbesinnen darauf, was einen im Leben bisher geprägt hat. Der Name des Wegs ist allerdings eher ein Wortspiel mit einem der hiesigen Ortsnamen. Unterhalb von Himmelthal erstrecken sich links und rechts der Elsava die heute zusammengewachsenen Dörfer Schippach und Rück. Jeweils inmitten der beiden steht eine kleine feine Barockkirche. Wie die Himmelthaler Klosterkirche wurden sie Mitte des 18. Jahrhunderts – zwischen 1750 und 1760 – errichtet. In allen dreien hat ein Maler namens Liborius Sachs aus der Wetzlarer Werkstatt von Anton Mathiowitz an Decken und Wänden beeindruckende Bildmotive angebracht.
Zur Unterstützung holte er sich 1754 in Würzburg zwei Gesellen, die wohl zuvor unter Giovanni Battista Tiepolo an der Ausgestaltung der Residenz beteiligt waren. Dies hat die Wissenschaftler des Archäologischen Spessartprojekts im Spessartbund zum Titel für den Kulturweg „Tiepolos Erben“ inspiriert. Ähnlich wie in der Würzburger Residenz schmücken Allegorien der vier damals bekannten Erdteile Afrika, Amerika, Asien und Europa die Schippacher Antoniuskirche.
Modernes Baudenkmal
Zurück zum Rück-Besinnungsweg. Über dem Tal erhebt sich die mächtige, von Beton dominierte Pfarrkirche St. Pius. In deren Sakramentskapelle erzeugen die hellen Töne der Farbglasfenster eine fast heitere Atmosphäre. Es handelt sich um die jüngste unter Denkmalschutz stehende Kirche, die Dombaumeister Hans Schädel entworfen hat. 1960 wurde sie anstelle einer nach dem Ersten Weltkrieg begonnenen Weltfriedenskirche, von der nur Fragmente erhalten sind, fertig gestellt.
Folglich beginnt auf dieser Anhöhe der Rück-Besinnungsweg mit den Stationen Friede und Mut. Auf der entgegengesetzten Seite in der sonnigen Südlage zwischen Weinstöcken soll die vorletzte Station Dankbarkeit vermitteln, ehe es abschließend um die Gemeinschaft geht, und zwar zwischen Johanniskirche und Dorfladen, wo auch eine Einkehrmöglichkeit besteht.
Sieben „Kunst-Werte“
Von einer „nachhaltigen Erfolgsgeschichte“ ist die Rede in einem 60-seitigen Begleitbüchlein, das der ehemalige Gymnasiallehrer Heinz Linduschka 2020 zum fünfjährigen Bestehen des Besinnungswegs herausgab. Angestoßen hatte alles die sowohl in der Pfarreiengemeinschaft Christus Salvator als auch im Heimat- und Museumsverein Elsenfeld aktive Marga Hartig. Sie wollte, dass sich insbesondere junge Leute der Bedeutung von Werten wieder bewusst würden. Ob man dafür nicht eine Initiative in der Schule starten könne, hatte sie von Linduschka wissen wollen.
Der erkannte aber sofort eine „weitreichendere Dimension“. Es gelang, sieben bekannte Kunstschaffende vorwiegend aus Westunterfranken zu gewinnen; aus unterschiedlichen Naturmaterialien fertigten sie für einen niedrigen Festpreis Objekte – ihre Interpretationen der Inhalte, die ein zehnköpfiger Personenkreis erarbeitet hatte und die alle Altersgruppen ansprechen sollen. Denjenigen, die sich unter der Rufnummer 06022/623397 anmelden, schließt Marga Hartig zudem die Himmelthaler Kirche auf und bietet eine Führung. Ein außergewöhnliches Erlebnis dank „Tiepolos Erben“.
Bernhard Schneider
Mehr Informationen über die Geschichte von Kloster Himmelthal stehen in der Printausgabe.