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Eine Zeitreise zurück ins Mittelalter – Landesausstellung „Edel und Frei“
in Forchheim präsentiert Frankens Geschichte von 500 bis 1500
Zu Ritterkopf und Bischofsschwert
Der Blick geht in eine unbestimmte Weite. Fragend und irgendwie staunend wirken die Gesichtszüge. Dabei gibt der steinerne Kopf dem Betrachter selbst ein Rätsel auf. Wen er darstellt, bleibt im Dunkeln. Das Haupt des Unbekannten ist eines von rund 300 Exponaten, die im Rahmen der bayerischen Landesausstellung „Edel und Frei. Franken im Mittelalter“ im Pfalzmuseum Forchheim zu sehen sind. Die Spur seiner Herkunft führt dabei nach Würzburg.
Nicht umsonst stand der Ritterkopf aus graugrünem Sandstein vor der Landesausstellung im Mainfränkischen Museum. Das lebensgroße Fragment stammt von einem Grabstein aus dem ehemaligen Prämonstratenserkloster Oberzell bei Würzburg und wurde im 19. Jahrhundert entdeckt, als die dortige Abteikirche umgebaut wurde. Der steinerne Ritterkopf, der einen Kettenschutz für Hals und Genick, aber keinen richtigen Helm, sondern nur die so genannte Beckenhaube trägt, wird in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert. Er ist Sinnbild für die Adels- und Ritterkultur dieser Zeit und erwartet den Besucher gleich zu Beginn der Ausstellung.
Der Ort, an dem tausend Jahre fränkische Geschichte, vom Ende der Völkerwanderung im Jahr 500 bis zum Ende des Mittelalters um 1500, zu durchschreiten sind, ist die Forchheimer „Kaiserpfalz“. Der Name ist etwas hochgegriffen, da das Gebäude – anders als früher einmal vermutet – nie einen Kaiser beherbergte, sondern aus dem 14. Jahrhundert stammt und den Bamberger Bischöfen als Sommerresidenz diente. Das Pfalzmuseum der einstigen fränkischen Königsstadt Forchheim ist gleichwohl ein angemessener Ort für eine Ausstellung zur Geschichte Frankens. Auf rund tausend Quadratmetern sind die wichtigsten Epochen und Ereignisse chronologisch und teils auch thematisch gebündelt. Die Schau ist dabei in neun Abteilungen gegliedert.
Hat der Besucher das repräsentative Entree mit dem Oberzeller Ritterkopf verlassen, lenkt eine Rampe im abgedunkelten Gewölbe ihn zu den frühesten Zeugnissen der fränkischen Besiedlung – einem Gräberfeld. In den Fußboden eingelassene Vitrinen zeigen die Grabbeigaben der fränkischen Einwanderer des sechsten und siebten Jahrhunderts, wie sie die Archäologen vorfanden. Der gewöhnungsbedürftige Blick auf den Boden hat dabei durchaus seinen Reiz, sorgt für Abwechslung. Ortsnamen aus der Diözese Würzburg tauchen auf: In Wenigumstadt, Eußenheim, Kleinbardorf oder Aub haben die Forscher beispielsweise etwas gefunden. Vor allem zahlreiche Waffen und Wertgegenstände entdeckte man in den Kammergräbern, darunter auch die wegen ihrer Durchschlagskraft gefürchtete Wurfaxt „Franziska“.
Auch die Form der Bestattung änderte sich damals. Man beerdigte die Toten jetzt unverbrannt. Über die „Gräber der Vorfahren“ blickt das fränkische Paar, zwei lebensechte Figuren, an denen die Ausstellungsmacher Kleidung und Ausrüstung des siebten Jahrhunderts rekonstruierten.
Damit es auch niemandem langweilig wird, haben sich die Frauen und Männer vom Haus der Bayerischen Geschichte als Veranstalter immer wieder etwas für den aktiven Besucher einfallen lassen. Zum Beispiel das kreative Versuchsspiel mit einem mittelalterlichen Schmuckkästchen, bei dem es Geduld erfordert, um die raffinierte Mechanik des verdeckten Schlosses zu enträtseln.
Über einen gläsernen Treppenanbau geht der Rundgang weiter in die nächste Abteilung. Ein riesiges Zeitband an der Wand führt den Besucher durch die historisch-politischen Ereignisse der Jahre 600 bis 1200. Die tragende Rolle der Stadt Würzburg wird deutlich, ausgehend vom heiligen Kilian, dem Frankenapostel und Patron vieler Kirchen. Auf das Geschlecht der Merowinger folgten im achten und neunten Jahrhundert die Karolinger, der Einfluss des christlichen Glaubens nahm zu. In diese Zeit fällt auch die erste Erwähnung des Weinbaus in Franken im Jahr 777. Weil es kein fränkisches Herrschergeschlecht, keinen Stamm der Franken gab, wuchs der Einfluss der Würzburger Bischöfe. Sie übernahmen die Funktion von Grafen und Herzögen, waren geistliche und weltliche Machthaber. Vor allem das Schwert symbolisierte die weltliche Macht. Eines der beachtlichen Exponate hier ist das Schwert des Fürstbischofs Gerhard von Schwarzenberg. Die Grabbeigabe wurde erst 1965 in einem Querschiff des Würzburger Doms entdeckt und ist älter als das so genannte „Fränkische Herzogschwert“.
Auf die Karolinger folgten die Ottonen, die Salier und schließlich die Staufer. Ausführliche Informationen ergänzen die in den abgedunkelten Räumen ins rechte Licht gerückten Exponate. Schade nur, dass zahlreiche Beschriftungen schlecht beleuchtet und nur mit Mühe zu lesen sind. Sicher interessant für viele Besucher ist die Möglichkeit einer virtuelle Reise über die Landschaft zwischen Altmühl und Rezat, die die damals bereits existierende Idee einer Wasserverbindung von der Nordsee zum Schwarzmeer aufzeigt.
Prächtig illustrierte Handschriften sind in der fünften Abteilung zu sehen, die der Literatur und Buchkunst gewidmet ist. Die vorhandenen Wandmalereien in diesem Raum der Pfalz (ehemalige Hauskapelle) stehen in Harmonie zu den unter Glas ausgestellten wertvollen Zeugnissen der Würzburger Schreib- und Malschule des 13. Jahrhunderts, wie etwa des Würzburger Festtagsevangelistars mit der Darstellung der vier Evangelisten und ihrer Symbole. Auch die berühmte Parzival-Handschrift fehlt nicht. Bekannte fränkische Autoren des Mittealters wie Hugo von Trimberg und Wolfram von Eschenbach werden mit ihren Werken, Lebensläufen und in Hörbeispielen vorgestellt.
Noch mehr Hörerlebnisse gibt es in Abteilung sechs. Mit „Schalmeien, Trumeln, Zauberharfen“ ist sie überschrieben. Augenfällig ist hier aber ein riesiges Krummhorn, das sich von der Decke diagonal zum Fußboden herab durch den Raum schlängelt. Das riesig vergrößerte mittelalterliche Musikinstrument dient mit seinem Lederüberzug und den eingebauten Vitrinen als kreativer Blickfang für die nachgebauten historischen Instrumente sowie die gemshornförmigen Audiogeräte, aus denen mittelalterliche Klänge kommen.
Ein Stockwerk höher geht das Mittelalter langsam zu Ende. „Franconia sacra“ zeigt das religiöse Leben im 14. und 15. Jahrhundert, zeigt, dass die fränkische Kultur auf religiöse Wurzeln zurückgeht. Wappen, Tafelgemälde und Mess-Utensilien bestimmen hier das Bild. Aber auch die Krone der Kaiserin und Bamberger Bistumspatronin Kunigunde ist zu sehen, ein Exponat, dass bei der Bamberger Landesausstellung über Heinrich II. vor zwei Jahren noch fehlte.
In der letzten Abteilung innerhalb der Pfalz kann sich der Besucher auf eine Bank setzen und in einer Videoproduktion den „Weg zum fränkischen Reichskreis“ – die wichtigsten Ereignisse der Zeit zwischen 1200 und 1500 – nachvollziehen. Mit dem „Reichskreis Franken“ – einer von sechs Kreisen, später kamen noch vier weitere hinzu – wurde Franken von 1500 an erstmals begrifflich zu einer politischen Organisation zusammengefasst.
Wer möchte, kann sich im Graben der Pfalz noch das mittelalterliche Alltagsgeschehen – eine Schmiede, Zimmermannsarbeiten oder auch eine Gerichtsverhandlung – ansehen.
Fortsetzen kann der Besucher seine Reise in die mittelalterliche Vergangenheit Frankens auch auf dem „KulTourpfad“, der an rund 50 Orten in ganz Franken Geschichte anhand von kulturellen Sehenswürdigkeiten greifbar macht. Dem Forchheim-Gast sei zuletzt noch ein Bummel durch die überschaubare Altstadt (siehe Kasten) oder eine Wanderung im Naturpark Fränkische Schweiz nahe gelegt.
Die Ausstellung „Edel und Frei. Franken im Mittelalter“ ist bis zum 24. Oktober in der Forchheimer Kaiserpfalz zu sehen. Geöffnet täglich von 9 bis 17 Uhr. Eintritt: Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro; Familienkarte 10 Euro; Schüler und Studenten weitere Ermäßigungen. Führungen zusätzlich 2 Euro pro Person. Weitere Informationen im Internet unter
„www.franken-im-mittelalter.de“
Nicht umsonst stand der Ritterkopf aus graugrünem Sandstein vor der Landesausstellung im Mainfränkischen Museum. Das lebensgroße Fragment stammt von einem Grabstein aus dem ehemaligen Prämonstratenserkloster Oberzell bei Würzburg und wurde im 19. Jahrhundert entdeckt, als die dortige Abteikirche umgebaut wurde. Der steinerne Ritterkopf, der einen Kettenschutz für Hals und Genick, aber keinen richtigen Helm, sondern nur die so genannte Beckenhaube trägt, wird in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert. Er ist Sinnbild für die Adels- und Ritterkultur dieser Zeit und erwartet den Besucher gleich zu Beginn der Ausstellung.
Der Ort, an dem tausend Jahre fränkische Geschichte, vom Ende der Völkerwanderung im Jahr 500 bis zum Ende des Mittelalters um 1500, zu durchschreiten sind, ist die Forchheimer „Kaiserpfalz“. Der Name ist etwas hochgegriffen, da das Gebäude – anders als früher einmal vermutet – nie einen Kaiser beherbergte, sondern aus dem 14. Jahrhundert stammt und den Bamberger Bischöfen als Sommerresidenz diente. Das Pfalzmuseum der einstigen fränkischen Königsstadt Forchheim ist gleichwohl ein angemessener Ort für eine Ausstellung zur Geschichte Frankens. Auf rund tausend Quadratmetern sind die wichtigsten Epochen und Ereignisse chronologisch und teils auch thematisch gebündelt. Die Schau ist dabei in neun Abteilungen gegliedert.
Hat der Besucher das repräsentative Entree mit dem Oberzeller Ritterkopf verlassen, lenkt eine Rampe im abgedunkelten Gewölbe ihn zu den frühesten Zeugnissen der fränkischen Besiedlung – einem Gräberfeld. In den Fußboden eingelassene Vitrinen zeigen die Grabbeigaben der fränkischen Einwanderer des sechsten und siebten Jahrhunderts, wie sie die Archäologen vorfanden. Der gewöhnungsbedürftige Blick auf den Boden hat dabei durchaus seinen Reiz, sorgt für Abwechslung. Ortsnamen aus der Diözese Würzburg tauchen auf: In Wenigumstadt, Eußenheim, Kleinbardorf oder Aub haben die Forscher beispielsweise etwas gefunden. Vor allem zahlreiche Waffen und Wertgegenstände entdeckte man in den Kammergräbern, darunter auch die wegen ihrer Durchschlagskraft gefürchtete Wurfaxt „Franziska“.
Auch die Form der Bestattung änderte sich damals. Man beerdigte die Toten jetzt unverbrannt. Über die „Gräber der Vorfahren“ blickt das fränkische Paar, zwei lebensechte Figuren, an denen die Ausstellungsmacher Kleidung und Ausrüstung des siebten Jahrhunderts rekonstruierten.
Damit es auch niemandem langweilig wird, haben sich die Frauen und Männer vom Haus der Bayerischen Geschichte als Veranstalter immer wieder etwas für den aktiven Besucher einfallen lassen. Zum Beispiel das kreative Versuchsspiel mit einem mittelalterlichen Schmuckkästchen, bei dem es Geduld erfordert, um die raffinierte Mechanik des verdeckten Schlosses zu enträtseln.
Über einen gläsernen Treppenanbau geht der Rundgang weiter in die nächste Abteilung. Ein riesiges Zeitband an der Wand führt den Besucher durch die historisch-politischen Ereignisse der Jahre 600 bis 1200. Die tragende Rolle der Stadt Würzburg wird deutlich, ausgehend vom heiligen Kilian, dem Frankenapostel und Patron vieler Kirchen. Auf das Geschlecht der Merowinger folgten im achten und neunten Jahrhundert die Karolinger, der Einfluss des christlichen Glaubens nahm zu. In diese Zeit fällt auch die erste Erwähnung des Weinbaus in Franken im Jahr 777. Weil es kein fränkisches Herrschergeschlecht, keinen Stamm der Franken gab, wuchs der Einfluss der Würzburger Bischöfe. Sie übernahmen die Funktion von Grafen und Herzögen, waren geistliche und weltliche Machthaber. Vor allem das Schwert symbolisierte die weltliche Macht. Eines der beachtlichen Exponate hier ist das Schwert des Fürstbischofs Gerhard von Schwarzenberg. Die Grabbeigabe wurde erst 1965 in einem Querschiff des Würzburger Doms entdeckt und ist älter als das so genannte „Fränkische Herzogschwert“.
Auf die Karolinger folgten die Ottonen, die Salier und schließlich die Staufer. Ausführliche Informationen ergänzen die in den abgedunkelten Räumen ins rechte Licht gerückten Exponate. Schade nur, dass zahlreiche Beschriftungen schlecht beleuchtet und nur mit Mühe zu lesen sind. Sicher interessant für viele Besucher ist die Möglichkeit einer virtuelle Reise über die Landschaft zwischen Altmühl und Rezat, die die damals bereits existierende Idee einer Wasserverbindung von der Nordsee zum Schwarzmeer aufzeigt.
Prächtig illustrierte Handschriften sind in der fünften Abteilung zu sehen, die der Literatur und Buchkunst gewidmet ist. Die vorhandenen Wandmalereien in diesem Raum der Pfalz (ehemalige Hauskapelle) stehen in Harmonie zu den unter Glas ausgestellten wertvollen Zeugnissen der Würzburger Schreib- und Malschule des 13. Jahrhunderts, wie etwa des Würzburger Festtagsevangelistars mit der Darstellung der vier Evangelisten und ihrer Symbole. Auch die berühmte Parzival-Handschrift fehlt nicht. Bekannte fränkische Autoren des Mittealters wie Hugo von Trimberg und Wolfram von Eschenbach werden mit ihren Werken, Lebensläufen und in Hörbeispielen vorgestellt.
Noch mehr Hörerlebnisse gibt es in Abteilung sechs. Mit „Schalmeien, Trumeln, Zauberharfen“ ist sie überschrieben. Augenfällig ist hier aber ein riesiges Krummhorn, das sich von der Decke diagonal zum Fußboden herab durch den Raum schlängelt. Das riesig vergrößerte mittelalterliche Musikinstrument dient mit seinem Lederüberzug und den eingebauten Vitrinen als kreativer Blickfang für die nachgebauten historischen Instrumente sowie die gemshornförmigen Audiogeräte, aus denen mittelalterliche Klänge kommen.
Ein Stockwerk höher geht das Mittelalter langsam zu Ende. „Franconia sacra“ zeigt das religiöse Leben im 14. und 15. Jahrhundert, zeigt, dass die fränkische Kultur auf religiöse Wurzeln zurückgeht. Wappen, Tafelgemälde und Mess-Utensilien bestimmen hier das Bild. Aber auch die Krone der Kaiserin und Bamberger Bistumspatronin Kunigunde ist zu sehen, ein Exponat, dass bei der Bamberger Landesausstellung über Heinrich II. vor zwei Jahren noch fehlte.
In der letzten Abteilung innerhalb der Pfalz kann sich der Besucher auf eine Bank setzen und in einer Videoproduktion den „Weg zum fränkischen Reichskreis“ – die wichtigsten Ereignisse der Zeit zwischen 1200 und 1500 – nachvollziehen. Mit dem „Reichskreis Franken“ – einer von sechs Kreisen, später kamen noch vier weitere hinzu – wurde Franken von 1500 an erstmals begrifflich zu einer politischen Organisation zusammengefasst.
Wer möchte, kann sich im Graben der Pfalz noch das mittelalterliche Alltagsgeschehen – eine Schmiede, Zimmermannsarbeiten oder auch eine Gerichtsverhandlung – ansehen.
Fortsetzen kann der Besucher seine Reise in die mittelalterliche Vergangenheit Frankens auch auf dem „KulTourpfad“, der an rund 50 Orten in ganz Franken Geschichte anhand von kulturellen Sehenswürdigkeiten greifbar macht. Dem Forchheim-Gast sei zuletzt noch ein Bummel durch die überschaubare Altstadt (siehe Kasten) oder eine Wanderung im Naturpark Fränkische Schweiz nahe gelegt.
Die Ausstellung „Edel und Frei. Franken im Mittelalter“ ist bis zum 24. Oktober in der Forchheimer Kaiserpfalz zu sehen. Geöffnet täglich von 9 bis 17 Uhr. Eintritt: Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro; Familienkarte 10 Euro; Schüler und Studenten weitere Ermäßigungen. Führungen zusätzlich 2 Euro pro Person. Weitere Informationen im Internet unter
„www.franken-im-mittelalter.de“