Scharl ist seit drei Jahren Mitglied im FIMARC-Vorstand, dem so genannten Exekutivkomitee, in dem elf Vertreter aus Afrika, Lateinamerika, Asien und Europa jährlich zusammenkommen. Die FIMARC ist politisch aktiv, etwa als beratendes Mitglied der UNESCO in Paris sowie der UN-Menschenrechtskommission in Genf. „Unsere Absicht ist es, die Ernährungssouveränität der Menschen zu erreichen“, bringt Scharl das Ziel der Vereinigung auf den Punkt. Dies bedeute einerseits ausreichende Ernährung aller Menschen, andererseits aber auch ein Leben im Einklang mit der Natur. Dass dieses Ziel lange nicht erreicht ist, wurde Scharl gerade in Argentinien drastisch vor Augen geführt. „Argentinien ist ein fruchtbares Land, das statistisch gesehen 300 Millionen Menschen ernähren könnte“, sagt Scharl. So viele Einwohner hat das südamerikanische Land freilich gar nicht. Dennoch leben 14 Millionen von insgesamt 37,5 Millionen Argentiniern an der Armutsgrenze. Der Grund: Großkonzerne haben Land von den verarmten Kleinbauern aufgekauft und pflanzen nun dort das an, was der Boden hergibt und der Weltmarkt fordert. „In Argentinien gibt es riesige Felder für den Sojaanbau, obwohl das Nahrungsmittel im Land selbst gar nicht gebraucht wird“, erklärt der Diözesanlandjugendseelsorger. Neben der Verarmung der Landbevölkerung sei auch Landflucht eine Folge.
Ebenso wie Land wird auch Wasser mittlerweile als wirtschaftliches Handelsgut betrachtet und aus der öffentlichen Hand an private Gesellschaften übergeben. Doch die großen Firmen verschmutzen die Gewässer. Außerdem können die kleinen Fischer nicht mit dem großkommerziellen Fischfang mithalten.
Eine Chance für die Fischer
Nachhaltige Agrarreform
Als Ergebnis der Tagung hat der FIMARC-Vorstand eine Resolution erstellt, die ein Recht auf Land und Wasser betont. „Was wir brauchen ist eine nachhaltige Agrarreform“, fordert Scharl. Es müssten Produktionsmodelle entwickelt werden, die ausreichend Nahrung für alle sicher stellen und gleichzeitig Rücksicht auf den Fortbestand der biologischen Vielfalt nehmen. Die Resolution soll in der UN-Menschenrechtskommission eingebracht werden, da derartige Probleme global sind.