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    Vor 200 Jahren wurde Gregor Mendel geboren – Interview mit einem Humangenetiker

    Wissenschaftler und Mönch

    Am 20. Juli 1822 wurde Johann Mendel, den man den Vater der modernen Vererbungslehre nennt, in Heinzendorf geboren, das damals zu Österreichisch-Schlesien gehörte. 1843 trat Mendel in den Augustinerorden ein und erhielt den Ordensnamen Gregor. Unter dem wurde der Mönch berühmt – allerdings erst Jahrzehnte nach seinem Tod. Die von Mendel entdeckten Vererbungsgesetzmäßigkeiten büffeln bis heute Jahr für Jahr Schülerinnen und Schüler für ihre Biologieprüfungen. Das Sonntagsblatt hat mit dem emeritierten Würzburger Humangenetiker Professor Tiemo Grimm über Mendels Bedeutung und eine späte Verbindung in die Domstadt gesprochen.

    Herr Professor Grimm, warum ist Gregor Mendel so bedeutend für die Entwicklung der Genetik?

    Gregor Mendel hat als erster die Vererbung von Eigenschaften – wie zum Beispiel die Blütenfarbe bei Erbsen – nach den noch heute gültigen Vererbungsregeln beschrieben.

    Auf welche Vorarbeiten konnte sich Mendel ­stützen?

    Johann Mendel hat eine sehr solide naturwissenschaftliche Schulausbildung in Troppau erhalten. An der Universität in Olmütz hat er sich intensiv mit der Physik auseinandergesetzt und gelernt, in Versuchen naturwissenschaftliche Regeln nachzuweisen. Später als Hilfslehrer hat er an Schulen auch naturwissenschaftliche Fächer unterrichtet. Im Jahr 1843 trat er in den Augustiner-Orden ein und erhielt den Ordensnamen Gregorius. Neben seinem Theologie-Studium beschäftigte er sich auch mit Ökonomie, Obstbaumzucht und Weinbau. 1868 wurde Gregor Mendel Abt des Stiftes St. Thomas im mährischen Brünn. Schon als Mönch hat er sich intensiv mit Kreuzungsversuchen bei Pflanzen beschäftigt. Aus diesen Versuchen, besonders mit Erbsen, hat er dann aufgrund seiner naturwissenschaftlichen Begabung seine Vererbungsregeln abgeleitet, die heute noch gültig sind.

    Und wie schnell wurden seine Forschungen von seinen Fachkollegen rezipiert?

    1862 hat Mendel mit befreundeten Naturforschern den Naturforschenden Verein Brünn gegründet. In diesem Verein trug Mendel am 8. Februar und am 8. März 1865 die Ergebnisse seiner Züchtungsversuche vor. 1866 publizierte er seine Arbeiten unter dem Titel „Versuche über Pflanzen-Hybriden“ im Band vier der „Verhandlungen des naturforschenden Vereines Brünn“ in einer Auflage von 500 Exemplaren. Mendel erhielt 40 Sonderdrucke von seiner Arbeit. Bereits 1867 wird die Arbeit von Mendel in der botanischen Zeitschrift „Flora“ aufgeführt. Bis 1900 wurde in neun weiteren Publikationen auf die Arbeit von Mendel hingewiesen. Engen Kontakt hatte Mendel mit dem Botaniker Carl Wilhelm von Nägeli, der von 1857 bis 1889 als Botanik-Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München lehrte. Die eigentliche Bedeutung der Arbeiten von Mendel wurde jedoch erst am Anfang des 20. Jahrhunderts verstanden. Die Botaniker Hugo de Vries, Carl Correns und Erich Tschermak-Seysenegg publizierten unabhängig voneinander ähnliche Kreuzungsversuche wie Mendel. Eine Fortsetzung der formalen Genetik von Mendel erfolgte durch den Mathematiker Godfrey Harold Hardy sowie den Arzt und Vererbungsforscher Wilhelm Weinberg.

    Welche Rolle spielte ­dabei der in Würzburg lehrende Theodor Boveri?

    Der Würzburger Zoologe Theodor Boveri hat auch einen Sonderdruck der Arbeit von Mendel besessen. Die besondere Leistung von Boveri war 1904 die Erkenntnis, dass die Chromosomen die Träger der Erbanlagen – wie sie Mendel beschrieben hat – sind.

    Naturwissenschaft und Religion – sehen Sie ­zwischen beiden Bereichen Schnittstellen?

    Dass Mendel Naturwissenschaftler und katholischer Abt war, zeigt eine bedeutende Schnittstelle zwischen Naturwissenschaft und Religion. Die Kirchen müssen sich seit Jahrhunderten mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaften auseinandersetzen. Da aber alle Fragen der Naturwissenschaften noch lange nicht gelöst sind und auch nicht alles erkannt werden kann, wird es weiterhin wichtige Schnittstellen zwischen Naturwissenschaft und Religion geben.    

    Interview: Stefan W. Römmelt