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    Der Krieg in der Unkraine ist omnipräsent – am Volkersberg gaben Expertinnen in einem Online-Seminar Tipps, wie Erwachsene kindgerecht damit umgehen

    Wie spricht man mit Kindern über den Krieg?

    Der Krieg in der Ukraine löst bei vielen Menschen Angst und Unsicherheit aus. Durch die mediale Dauerpräsenz beschäftigt das Thema zunehmend auch Kinder und Jugendliche. Deshalb haben Lernwerk und Jugendbildungsstätte Volkersberg kurzfristig eine Online-Veran­stal­tung mit dem Titel „Wie spreche ich mit meinen Kindern über den Krieg?“ angeboten. Rund 160 Teilnehmer haben sich in das einstündige kostenfreie Angebot eingewählt. Für das Volkersbergteam ein deutlicher Hinweis darauf, wie hoch der Informationsbedarf ist.

    Wie sehr Kinder am Weltgeschehen teilnehmen und wie sie auf erschreckende Nachrichten reagieren, berichtete Pia Hausdörfer. Direkt am ersten Tag nach Kriegsbeginn hätten die Kinder sie mit Fragen bestürmt, so die Förderschullehrerin. „Die Stimmung war hitzig, einige Kinder hatten bereits viel gehört, manche waren verunsichert, andere waren noch ahnungslos“, erzählt sie. Weil in solchen ­Situationen an normalen Unterricht nicht zu denken sei, habe sie sich bereits am Vorabend Gedanken gemacht, wie sie ihre dritte und vierte Klasse informieren und Raum zum Reden schaffen könne.

    Antworten und Begleitung

    Denn: „Deckeln und verschweigen macht die Unsicherheit nur größer.“ Für den kindgerechten Einstieg wählte sie die Logo-Nachrichten, die den Kindern neben den wichtigsten Fakten auch eine räumliche Orientierung boten. Dann seien unterschiedliche Fragen gekommen: „Warum macht Putin das? Warum will er sein großes Land noch größer machen? Kommt der Krieg auch nach Deutschland? Mein Onkel ist bei der Bundeswehr – was passiert jetzt?“ Dass Kinder Begleitung und Antworten auf ihre Fragen brauchen, liegt auf der Hand. Doch wie beantwortet man diese richtig, kindgerecht und mit einer guten Portion Ermutigung?

    Das Wichtigste ist laut Notfallpädagogin Annekatrin Vogler, dass Eltern die Kinder mit ihren Ängsten und ihrer Verwirrung ernst nehmen. „Durch Corona haben die Kinder in den letzten Jahren schon viele Belastungen aushalten müssen. Sie brauchen deshalb noch mehr Aufmerksamkeit“, stellt sie klar. „Eltern sollten ihre Antennen noch schärfer einstellen und beobachten: Welches Verhalten zeigen die Kinder? Hat sich etwas verändert?“, präzisiert Pia Hausdörfer: „Als Eltern kennen Sie Ihre Kinder am besten und spüren am ehesten, ob etwas in Bewegung ist.“ Kinder zu Gesprächen über den Krieg zu drängen, sei kontraproduktiv; eher solle man abwarten, bis das Kind selbst kommt.

    Faustregel zum Kindesalter hilft

    Dann gelte es, ehrlich, klar, sachlich und kindgerecht zu antworten. „Spekulieren sie nicht, sondern geben Sie nur gesicherte Informationen weiter, um keine zusätzlichen Ängste zu schüren“, raten die Expertinnen. Wichtig ist auch eine altersgerechte Dosis: Kinder unter drei Jahren sollte man gänzlich vom Thema Krieg fernhalten, ab dem Alter von etwa zehn könne man mit dem Kind wie mit einem Erwachsenen reden, so eine Faustregel. Nicht ratsam sei es, die Geschehnisse herunterzuspielen: „Kinder spüren, wenn etwas nicht stimmig ist“, so Vogler weiter. Sei man sich bei einer Frage nicht sicher, könne man durchaus antworten: „Ich weiß nicht, wie der Krieg weitergeht. Aber Du kannst sicher sein, dass Du hier zu Hause sicher bist.“ Oder: „Ich weiß nicht, ob der Krieg zu uns kommt. Aber wir sind Teil eines großen Bündnisses, wir sind nicht allein, es gibt viele Menschen, die sich darum bemühen, das zu verhindern.“

    Stoßen Eltern selbst an ihre Grenzen, dürften sie ruhig eingestehen, dass sie keine Generalantwort haben. Stattdessen könne man sich gemeinsam auf die Suche machen oder auf Lehrkräfte und ErzieherInnen verweisen, so Pia Hausdörfer: „Sie müssen das nicht alleine tragen. Verteilen Sie die Last auf mehrere Schultern!“ Im Hinblick auf die mediale Dauerpräsenz empfehlen die Expertinnen, unbedingt Nachrichtenpausen einzulegen und dann kindgerechte Nachrichten unter Begleitung der Eltern anzusehen.

    Gefühle nicht verstecken

    Und was, wenn Vater oder Mutter von der eigenen Angst überwältigt werden? „Kinder spüren die Unsicherheit der Eltern sehr genau“, so Annekatrin Vogler. „Sie dürfen die Gefühle der Eltern sehen, da sie sich sonst betrogen und hintergangen fühlen.“ Dennoch solle man darauf achten, wie viel Kinder davon mitbekommen, und klarstellen: „Ich mache mir Sorgen, aber das hat nichts mit Dir zu tun!“   

    Dem Kind ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln, ist den Worten von Pia Hausdörfer und Annekatrin Vogler nach ungeheuer wichtig: „Sie als Eltern sind der Fixstern für Ihr Kind, sie geben ihm den Halt, den es braucht“, betont Annekatrin Vogler. Liebevolle Zuwendung, Vorlesen, ein Buch anschauen, eine Kerze anzünden tragen ebenso dazu bei wie gemeinsame Aktivitäten. „Spiele, Bewegung im Freien und Sport aktivieren die Selbstwirksamkeit, auch Lachen ist erlaubt und erwünscht.“

    Malen, Basteln oder ein fiktiver Brief an ein Kind in der Ukraine seien ein guter Ausdruck für Dinge, die nicht gesagt werden können, aber verarbeitet werden müssen. Wenn dabei Bilder vom Krieg entstehen, müssten sich Eltern erstmal keine Sorgen machen: „Und wird es zu viel, fragen Sie ruhig nach!“ Hilfreich sei auch, den Tag durch feste Rituale zu strukturieren und wichtige Sozialkontakte zu schaffen: „Ermöglichen Sie Ihren Kindern Treffen mit Gleichaltrigen, draußen ist das gut möglich“, so Pia Haus­dörfer.  Zuversicht entsteht schließlich auch, indem man gemeinsam die positiven Aspekte herausarbeitet, also über die internationalen diplomatischen Anstrengungen spricht, den Zusammenhalt der Völker, Spendensammlungen und die große Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen. Ältere Kinder könnten hier auch selbst aktiv werden, indem sie etwa ein Hilfspaket schnüren.

    Im Gespräch bleiben

    Aus der Zuhörerschaft mehrfach eingebracht wurde die Frage nach dem Umgang mit Mitschülern russischer Herkunft sowie mit Menschen, die Kriegs-Nachrichten als Propaganda oder Falschmeldung bezeichnen. „Am wichtigsten ist es, dass die Kinder miteinander im Gespräch bleiben“, antwortet Annekatrin Vogler: „Nur so lernen sie, die Meinungen anderer zu respektieren und friedliche Lösungen zu finden.“ „Verständnis haben“ sei dabei nicht gleichbedeutend mit „einverstanden sein“.

    Eltern sollten ihren Kindern erklären, woher die Haltung mancher russischer Mitbürger kommt, sie zugleich aber ermutigen, die eigene Meinung zu vertreten. Der Vorwurf von Falschnachrichten sei ein guter Anlass, über Fake News zu sprechen, also: Wie kommen Fake News zustande? Woher beziehe ich meine Informationen? Was sind sichere Quellen? Wenn bei all diesen Fragen Rat- und Hilflosigkeit überwiegen, Überforderung eintritt oder Dinge sich verfestigen, empfehlen Pia Hausdörfer und Annekatrin Vogler in jedem Fall Hilfe zu holen: „Lieber einmal mehr als einmal zu wenig Hilfe holen. Das sind uns unsere Kinder wert!“    

    Anja Legge

    Hilfs- und Informationsangebote: