Denn es sei Wunsch der Diözese, dass das ehrenamtliche Engagement in den Kirchenstiftungen vor Ort weiter bestehen bleibt; deshalb sollen auch keine Kirchenstiftungen aufgelöst werden. Mit der Einrichtung der Verwaltungsreferent(inn)en wolle man „eine Unterstützungstruktur zur Verfügung stellen, die den Kirchenverwaltungen in ihrer verantwortungsvollen Arbeit zur Seite steht und damit motiviert, die Kirchenstiftung weiterzuführen.“ Anliegen sei es auch, „die Strecke von der Kirchenstiftung zum Bischöflichen Ordinariat zu verkürzen und direktere, schnellere Lösungen mit kürzeren Wegen zu finden.“
In den Dekanatsbüros
Soweit die Theorie. Wie sieht es nun mit der Praxis aus? Insgesamt 18 Stellen wurden, wie bereits erwähnt, eingerichtet, über die gesamte Diözese verteilt und angesiedelt bei den Dekanatsbüros. Die Hälfte der Stellen ist bereits besetzt, die restlichen sind ausgeschrieben. Diejenigen die bereits tätig sind, treffen sich regelmäßig, anfangs wöchentlich, inzwischen im Monatsrhythmus. Organisiert werden die Treffen von Christof Brod, der als Koordinator nicht nur für die fachliche Betreuung der zuständig ist, sondern die Zusammenarbeit der Verwaltungsreferent(inn)en und die Verfahrensabläufe verbessen, Anregungen und Rückmeldungen aufgreifen und so auch die Themen der Kirchenverwaltungen im Bischöflichen Ordinariat vertreten soll.
Was liegt also näher, als sich bei so einem Treffen, Informationen über die Praxis von denen zu holen, die bereits erste Erfahrungen in diesem neuen Berufsfeld gesammelt haben? Gesellt man sich zu solch einem Treffen hinzu, erlebt man eine offene, sehr engagiert diskutierende Runde. Diese regelmäßige Möglichkeit des Informations- und Meinungsaustauschs ist allen sehr wichtig. Hatten in der Anfangsphase Fachinformationen und das Kennenlernen von Strukturen und Ansprechpartnern im Bischöflichen Ordinariat im Vordergrund gestanden, geht es inzwischen mehr um Fragen der Praxis vor Ort und um den Erfahrungsaustausch. Thema sind auch immer wieder Aufgabenbereich und Zuständigkeiten. Nicht nur das sich noch entwickelnden Berufsbild, auch die unterschiedliche Ausgangslage vor Ort und nicht zuletzt der allgemeine Umbau der Seelsorge- und Verwaltungsstrukturen im Bistum sorgen da immer wieder für Klärungsbedarf.
Zusammenwachsen der Pastoralen Räume
Die Verwaltungsreferent(inn)en sehen sich ausdrücklich nicht als Teil der Pastoral, sie können aber, wie es Christian Morgenroth (Kitzingen) formuliert „einen wichtigen Beitrag zum Zusammenwachsen der Pastoralen Räume leisten“. So hätten sie auch eine Art Scharnierfunktion zwischen Pastoralem Raum und Bischöflichem Ordinariat oder – anders ausgedrückt – zwei Standbeine: eines vor Ort und eines im Bischöflichen Ordinariat. Allerdings seien sie nicht der verlängerte Arm der Diözesanverwaltung oder einfach mit dieser gleichzusetzen, unterstreicht Annette Dürr (Würzburg). Sie könnten vielmehr Vermittlungsinstanz sein für diejenigen, die sich mit dem direkten Kontakt zum Ordinariat schwertun oder dort keinen Ansprechpartner kennen, so Morgenroth. Und natürlich fachliche Beratungsinstanz etwa für einen Kirchenpfleger, der noch nie mit einem Bauantrag zu tun hatte, ergänzt Dürr. So könne es für Kirchenpfleger beispielsweise eine Hilfe sein, wenn jemand ihre Unterlagen noch einmal durchsieht, bevor sie eingereicht werden. Auch sähe er eine Aufgabe darin, die Informationsflut aufzubereiten und verständlich rüberzubringen, sagt Morgenroth.
Für all das stehen sie zur Verfügung, wenn sie angefragt werden. Dazu muss man nicht unbedingt zu ihnen ins jeweilige Dekanatsbüro kommen. „Wir kommen auch zu Sitzungen der Kirchenverwaltung, wenn es gewünscht wird“, sagt etwa Claudia Santostefano (Aschaffenburg). „Es ist wichtig, dass die Leute sehen, dass wir auch vor Ort sind.“
Kommunikation und Lernprozess
Präsenz vor Ort und möglichst kurze Wege, auch darum ging es bei der Einrichtung der Stellen. So haben bei der Verteilung auf die einzelnen Dekanate die Katholikenzahl in der Region, die Zahl der Kirchenstiftungen und auch die Entfernung nach Würzburg eine Rolle gespielt. Wie werden sie bislang von den Kirchenverwaltungen angenommen. „Noch nicht von allen“, sagt Annette Dürr, „das muss sich noch entwickeln. Aber viele sind dankbar, dass da jemand ist, der unkompliziert erreichbar ist“, ergänzt sie. Neben dem fachlichen Hintergrund, das sagen alle übereinstimmend, ist für ihre Arbeit auch eine hohe kommunikative Kompetenz erforderlich, gerade jetzt in der Anfangsphase. Man werde erst einmal abgetastet, auch als Person, ist die Erfahrung von Morgenroth. Dass jemand total blockiere, sei eher die Ausnahme, sagt Santostefano. „Wir drängen uns nicht auf, aber früher oder später wird jeder zu uns kommen“, ist sie überzeugt.
Auch wenn alle noch relativ neu in ihrer Funktion sind und der gegenseitige Annäherungs- und Lernprozess von Verwaltungsreferent(inn)en, Kirchenverwaltungen und Bistumsverwaltung derzeit noch Kräfte bindet, haben sie den Blick schon in die Zukunft gerichtet: auf die 2024 bevorstehende Wahl der Kirchenverwaltungen. Bis dorthin wollen sie durch ihren Einsatz entscheidend mit dazu beitragen, dass sich genügend Ehrenamtliche dafür finden. Vor allem möchten sie, dass auch jüngere Menschen bereit sind, das Amt des Kirchenpflegers zu übernehmen, weil sie darauf bauen können, dass man sie damit nicht alleinlässt.
W. B.
In der aktuellen Ausgabe des Sonntagsblatts berichten die Verwaltungsreferent(innen) Annette Dürr, Christian Morgenroth und Claudia Santostefano zusätzlich über persönliche Erfahrungen im neuen Job.