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Kloster Altstadt bei Hammelburg – Folge 4 der Serie: Klöster im Bistum Würzburg
Wertvolle Bücher und Golgotha im Kleinen
Beim Frühstück säßen sie noch alle beisammen. „Doch dann geht jeder von uns seine eigenen Wege“, erzählt Franziskanerpater Bonaventura Kohlmann, der gemeinsam mit zwei weiteren Patres und zwei Brüdern in Kloster Altstadt bei Hammelburg lebt.
Der Tag beginnt früh für die fünf Ordensmänner: So trifft man sich um 6.30 Uhr zu einer gemeinsamen Zeit der Stille in der Hauskapelle, um anschließend Laudes und Terz zu beten. Nach dem Frühstück geht dann jeder den ihm übertragenen Aufgaben nach: Guardian Pius Pfaller kümmert sich als Koch um das leibliche Wohl seiner Mitbrüder und hegt und pflegt als Bibliothekar aus Leidenschaft die Schätze der Klosterbibliothek.
Patres vielfältig in der Seelsorge engagiert
Pater Alfred Kukieka, mit 45 Jahren das „Nesthäkchen“ im Konvent, ist Seelsorger von Ober- und Untereschenbach sowie Pfaffenhausen. Pater Johannes Strobl ist Militärpfarrer der drei Standorte Lager Hammelburg, Mellrichstadt und Wildflecken. Pater Bonaventura, stellvertretender Guardian des Klosters, betreut die beiden Ortschaften Morlesau und Ochsental und hält die Gottesdienste in der Klosterkirche und im Hammelburger Bürgerspital. Senior im Konvent ist schließlich der 71-jährige Bruder Salvator Haunersdorfer, der als Gärtner den beachtlichen Klostergarten bestellt.
Wo heute nur noch fünf Mönche leben, bestand einst ein starker Konvent mit zeitweise 26 Brüdern und sogar eigener Provinzleitung. Bereits im achten Jahrhundert wollte der Bischof und Friesenmissionar Willibrord ein Kloster an dieser Stelle gründen, es kam aber wohl nicht dazu und so fiel der Grundbesitz dem Kloster Fulda zu. In den Pestjahren des 13. Jahrhunderts erbaute man dann am Fuße von Burg Saaleck eine Vierzehn-Nothelfer-Kapelle, die bis zur Reformation zu einer beliebten Wallfahrtsstätte wurde. Nach der Rekatholisierung des Hochstifts Fulda lebte das Wallfahrtsgeschehen rasch wieder auf und erfuhr mit der Gründung des Franziskanerklosters durch Fürstabt Joachim von Gravenegg im Jahr 1649 Festigung.
Kirchenneubau 1667 bis 1670
In den darauf folgenden Jahren wurde die alte Nothelferkapelle erweitert sowie ein Konventbau errichtet. Nachdem sich die Kirche schon bald als zu klein für die wachsende Wallfahrt erwies, wurde von 1667 bis 1670 ein Kirchenneubau errichtet, der aber schon 1698 durch einen Brand zerstört wurde. Mit dem Wiederaufbau ging eine prächtige Neuausstattung einher. Krönender Abschluss war die Anlage des Kapellen-Kreuzwegs 1733.
Doch nicht nur als Wallfahrtsort, auch als Sitz eines theologischen und philosophischen Studiums machte Altstadt lange Zeit von sich reden. Von 1659 an oblag dem Orden die theologische Ausbildung des Ordensnachwuchses. Erst mit der Säkularisation wurde das Theologiestudium in Altstadt aufgelöst. Auch im Schulwesen wirkten die Altstadter Franziskaner mit: So unterhielten die Mönche von 1668 bis 1817 ein Knabengymnasium und von 1926 bis 1971 ein Knabenseminar. Seit 1980 hat nun die damals gegründete Bayerische Musikakademie große Teile des Gebäudes angemietet und geht mit dem Kloster eine für beide Seiten dienliche Zweckgemeinschaft ein.
Franziskanische Schlichtheit und wertvolle Bücher
Neben der Hauskappelle ist vor allem die Klosterkirche ein typisches Zeugnis franziskanischer Frömmigkeit: Schon das Äußere der schlichten Saalkirche entspricht dem franziskanischen Ideal der Einfachheit. Über dem Kirchenportal begrüßt den Besucher eine verhältnismäßig reich geschmückte Franziskusstatue, darunter das Wappen des Fuldaer Fürstabts Adalbert von Schleifras. Der Innenraum der Kirche ist klar gegliedert, drei barocke volkstümliche Altäre ziehen den Blick nach vorne: Der mächtige, den gesamten Chorraum ausfüllende Hochaltar ist Maria Immaculata geweiht, der linke Seitenaltar erinnert an die alte Wallfahrtsstätte zu den Vierzehn Nothelfern, während rechts ein Franziskusaltar 14 Heilige aus der franziskanischen Familie zeigt. Die später angebaute Kapelle im Norden ist dem heiligen Antonius von Padua geweiht.
Bibliophile Kostbarkeiten
Der einfache zweigeschossige Klosterbau schmiegt sich direkt an die Kirche um einen geschlossenen Kreuzgang an. Herzstück des Altstadter Franziskanerkosters ist die Bibliothek, die Guardian Pius (Foto links) im ehemaligen Studiersaal eingerichtet hat und die eine stattliche Zahl von Bänden aus dem 16. bis 20. Jahrhundert enthält, darunter einige wertvolle Inkunabeln von vor 1500 sowie Postinkunabeln aus der Reformationszeit. Noch heute ziehen die gut gesicherten Schätze aus Theologie, Medizin und Geschichte die Aufmerksamkeit auf sich: So reisen Apotheker aus allen Teilen Unterfranken an, um ein aufwändig restauriertes Kräuterbuch von 1577 einzusehen.
Der Kreuzweg – Kleinod barocker Frömmigkeit
Mit dem Kapellen-Kreuzweg, der sich um die ohnehin schon malerisch gelegene Anlage zieht, hat das alte Kloster ein weiteres Schmankerl zu bieten. 1733 von dem Hammelburger Bildhauer Johann Jakob Faulstig und dem Franziskanerbruder Wenzeslaus Marx angelegt, wurde er zu einem Vorbild für die gesamte thüringische Provinz.
In 14 Stations-Kapellen wird hier das Leiden Christi bühnenhaft dargestellt. Die epische, figurenreiche und detailfrohe Gestaltung zeugt von einer tief empfundenen Volksfrömmigkeit. Durchdacht angelegt, weist sich der Rundweg als typisches Kind des Barock aus und wurde so unter anderem vorbildhaft für das Würzburger Käppele.
Seinen Anfang nimmt der in Stein gehauene Leidensweg am Vorplatz der Kirche, führt zur Straße hinunter, an der Klostermauer entlang und strebt dann stetig ansteigend durch den Wald Schloss Saaleck entgegen, wo auf der Höhe in einer mächtigen freistehenden Figurengruppe die Kreuzigung Jesu dargestellt ist . Der Abstieg erfolgt über einen Treppenweg bis zum Kirchenvorplatz, wo die aufwändige Grab- und Auferstehungskapelle steht .
Kloster-Besichtigung für kleinere Gruppen nach Absprache möglich. Gut besuchte Gottesdienste am Samstag um 19 Uhr, Sonntag um 9 Uhr sowie Dienstag und Mittwoch um 19 Uhr.
Tipps und Fakten
Essen und Trinken: Oberhalb des Klosters liegt das im elften Jahrhundert errichtete Schloss Saaleck: Einkehrmöglichkeit mit Blick über das Saaletal oder Biergarten im romantischen Schlosshof (Dienstag bis Samstag, 10 bis 24 Uhr, Sonn- und Feiertag, 10 bis 17 Uhr, Montag Ruhetag). Außerdem ist das Schloss Ausgangspunkt des natur- und weinkundlichen Wanderpfads mit Rundwegen verschiedener Länge.
Literaturtipp: Über den barocken Kapellenkreuzweg von 1733 ist eine fachlich fundierte Broschüre erschienen. Sie kostet 5 Euro und ist in der Klosterkirche erhältlich.
Der Tag beginnt früh für die fünf Ordensmänner: So trifft man sich um 6.30 Uhr zu einer gemeinsamen Zeit der Stille in der Hauskapelle, um anschließend Laudes und Terz zu beten. Nach dem Frühstück geht dann jeder den ihm übertragenen Aufgaben nach: Guardian Pius Pfaller kümmert sich als Koch um das leibliche Wohl seiner Mitbrüder und hegt und pflegt als Bibliothekar aus Leidenschaft die Schätze der Klosterbibliothek.
Patres vielfältig in der Seelsorge engagiert
Pater Alfred Kukieka, mit 45 Jahren das „Nesthäkchen“ im Konvent, ist Seelsorger von Ober- und Untereschenbach sowie Pfaffenhausen. Pater Johannes Strobl ist Militärpfarrer der drei Standorte Lager Hammelburg, Mellrichstadt und Wildflecken. Pater Bonaventura, stellvertretender Guardian des Klosters, betreut die beiden Ortschaften Morlesau und Ochsental und hält die Gottesdienste in der Klosterkirche und im Hammelburger Bürgerspital. Senior im Konvent ist schließlich der 71-jährige Bruder Salvator Haunersdorfer, der als Gärtner den beachtlichen Klostergarten bestellt.
Wo heute nur noch fünf Mönche leben, bestand einst ein starker Konvent mit zeitweise 26 Brüdern und sogar eigener Provinzleitung. Bereits im achten Jahrhundert wollte der Bischof und Friesenmissionar Willibrord ein Kloster an dieser Stelle gründen, es kam aber wohl nicht dazu und so fiel der Grundbesitz dem Kloster Fulda zu. In den Pestjahren des 13. Jahrhunderts erbaute man dann am Fuße von Burg Saaleck eine Vierzehn-Nothelfer-Kapelle, die bis zur Reformation zu einer beliebten Wallfahrtsstätte wurde. Nach der Rekatholisierung des Hochstifts Fulda lebte das Wallfahrtsgeschehen rasch wieder auf und erfuhr mit der Gründung des Franziskanerklosters durch Fürstabt Joachim von Gravenegg im Jahr 1649 Festigung.
Kirchenneubau 1667 bis 1670
In den darauf folgenden Jahren wurde die alte Nothelferkapelle erweitert sowie ein Konventbau errichtet. Nachdem sich die Kirche schon bald als zu klein für die wachsende Wallfahrt erwies, wurde von 1667 bis 1670 ein Kirchenneubau errichtet, der aber schon 1698 durch einen Brand zerstört wurde. Mit dem Wiederaufbau ging eine prächtige Neuausstattung einher. Krönender Abschluss war die Anlage des Kapellen-Kreuzwegs 1733.
Doch nicht nur als Wallfahrtsort, auch als Sitz eines theologischen und philosophischen Studiums machte Altstadt lange Zeit von sich reden. Von 1659 an oblag dem Orden die theologische Ausbildung des Ordensnachwuchses. Erst mit der Säkularisation wurde das Theologiestudium in Altstadt aufgelöst. Auch im Schulwesen wirkten die Altstadter Franziskaner mit: So unterhielten die Mönche von 1668 bis 1817 ein Knabengymnasium und von 1926 bis 1971 ein Knabenseminar. Seit 1980 hat nun die damals gegründete Bayerische Musikakademie große Teile des Gebäudes angemietet und geht mit dem Kloster eine für beide Seiten dienliche Zweckgemeinschaft ein.
Franziskanische Schlichtheit und wertvolle Bücher
Neben der Hauskappelle ist vor allem die Klosterkirche ein typisches Zeugnis franziskanischer Frömmigkeit: Schon das Äußere der schlichten Saalkirche entspricht dem franziskanischen Ideal der Einfachheit. Über dem Kirchenportal begrüßt den Besucher eine verhältnismäßig reich geschmückte Franziskusstatue, darunter das Wappen des Fuldaer Fürstabts Adalbert von Schleifras. Der Innenraum der Kirche ist klar gegliedert, drei barocke volkstümliche Altäre ziehen den Blick nach vorne: Der mächtige, den gesamten Chorraum ausfüllende Hochaltar ist Maria Immaculata geweiht, der linke Seitenaltar erinnert an die alte Wallfahrtsstätte zu den Vierzehn Nothelfern, während rechts ein Franziskusaltar 14 Heilige aus der franziskanischen Familie zeigt. Die später angebaute Kapelle im Norden ist dem heiligen Antonius von Padua geweiht.
Bibliophile Kostbarkeiten
Der einfache zweigeschossige Klosterbau schmiegt sich direkt an die Kirche um einen geschlossenen Kreuzgang an. Herzstück des Altstadter Franziskanerkosters ist die Bibliothek, die Guardian Pius (Foto links) im ehemaligen Studiersaal eingerichtet hat und die eine stattliche Zahl von Bänden aus dem 16. bis 20. Jahrhundert enthält, darunter einige wertvolle Inkunabeln von vor 1500 sowie Postinkunabeln aus der Reformationszeit. Noch heute ziehen die gut gesicherten Schätze aus Theologie, Medizin und Geschichte die Aufmerksamkeit auf sich: So reisen Apotheker aus allen Teilen Unterfranken an, um ein aufwändig restauriertes Kräuterbuch von 1577 einzusehen.
Der Kreuzweg – Kleinod barocker Frömmigkeit
Mit dem Kapellen-Kreuzweg, der sich um die ohnehin schon malerisch gelegene Anlage zieht, hat das alte Kloster ein weiteres Schmankerl zu bieten. 1733 von dem Hammelburger Bildhauer Johann Jakob Faulstig und dem Franziskanerbruder Wenzeslaus Marx angelegt, wurde er zu einem Vorbild für die gesamte thüringische Provinz.
In 14 Stations-Kapellen wird hier das Leiden Christi bühnenhaft dargestellt. Die epische, figurenreiche und detailfrohe Gestaltung zeugt von einer tief empfundenen Volksfrömmigkeit. Durchdacht angelegt, weist sich der Rundweg als typisches Kind des Barock aus und wurde so unter anderem vorbildhaft für das Würzburger Käppele.
Seinen Anfang nimmt der in Stein gehauene Leidensweg am Vorplatz der Kirche, führt zur Straße hinunter, an der Klostermauer entlang und strebt dann stetig ansteigend durch den Wald Schloss Saaleck entgegen, wo auf der Höhe in einer mächtigen freistehenden Figurengruppe die Kreuzigung Jesu dargestellt ist . Der Abstieg erfolgt über einen Treppenweg bis zum Kirchenvorplatz, wo die aufwändige Grab- und Auferstehungskapelle steht .
Kloster-Besichtigung für kleinere Gruppen nach Absprache möglich. Gut besuchte Gottesdienste am Samstag um 19 Uhr, Sonntag um 9 Uhr sowie Dienstag und Mittwoch um 19 Uhr.
Tipps und Fakten
Essen und Trinken: Oberhalb des Klosters liegt das im elften Jahrhundert errichtete Schloss Saaleck: Einkehrmöglichkeit mit Blick über das Saaletal oder Biergarten im romantischen Schlosshof (Dienstag bis Samstag, 10 bis 24 Uhr, Sonn- und Feiertag, 10 bis 17 Uhr, Montag Ruhetag). Außerdem ist das Schloss Ausgangspunkt des natur- und weinkundlichen Wanderpfads mit Rundwegen verschiedener Länge.
Literaturtipp: Über den barocken Kapellenkreuzweg von 1733 ist eine fachlich fundierte Broschüre erschienen. Sie kostet 5 Euro und ist in der Klosterkirche erhältlich.