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      Werner Bergengruen

      Der Dichter Werner Bergengruen zeichnet den Menschen so, wie ihn auch die Bibel sieht: als den Hochmütigen, der sich von Gott abgewendet hat und der erst zurückfindet, weil Gott ihn ins Vaterhaus heimführt. Der Mensch ist ein Teil der gefallenen Schöpfung und kann sich nicht selbst erlösen. Er braucht die erbarmende Gnade Jesu Christi.
      Der Dichter Werner Bergengruen gestaltet das Thema „von den Versuchungen der Mächtigen und von der Leichtverführbarkeit der Unmächtigen und Bedrohten“ mit meisterlicher Hand in seinem Roman „Der Großtyrann und das Gericht“. Werner Bergengruen wurde 1892 in Riga als Sohn eines Arztes geboren. Er studierte in Marburg, München und Berlin. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg arbeitete er zunächst als Journalist. Ab 1924 lebte er als Übersetzer und freier Schriftsteller. 1936 trat er zum katholischen Glauben über. 1937 schlossen ihn die Nationalsozialisten aus der Reichsschrifttumskammer aus. Von 1946 bis 1958 lebte er in Zürich, danach in Baden-Baden, wo er 1964 starb.

      Der Großtyrann und das Gericht
      In dem italienischen mittelalterlichen Städtchen Cassano wurde ein Mönch ermordet, der in diplomatischen Diensten stand. Der herrschende Großtyrann lässt nach dem Mörder suchen. Die böse Tat und die Nachforschungen haben ungeahnte Folgen. Immer mehr Persönlichkeiten werden in die Affäre hineingezogen.
      Das Böse rollt lawinenartig auf die Menschen zu und ergreift sie. Der Polizeichef Nespoli fürchtet um seinen eigenen Kopf, da ihm der Tyrann eine Frist gesetzt hat, und beschuldigt eine Selbstmörderin der Tat. Seine Geliebte Vittorina, die ihn zu retten versucht, bezichtigt ihren vor kurzem verstorbenen Mann des Mordes. Ihr Stiefsohn möchte die Ehre seines Vaters dadurch wiederherstellen, dass er eine Dirne zu der Aussage verleitet, sein Vater sei in der Mordnacht in ihrem Zimmer gewesen. Der Färber Sperone schließlich klagt sich selber der Tat an, weil er dem Bösen, das fortzeugend Böses gebärt, ein Ende setzen will.
      Die Furcht vor der Hinrichtung durch den Tyrannen steigert die Anzahl der Lügen. Als die Verwirrung ihren Höhepunkt erreicht, beruft der Großtyrann das Gericht ein und bekennt sich als Mörder des Mönches, der als Verräter den Tod verdient habe. Er wirft den Beteiligten ihre „Leichtverführbarkeit“ vor. Da tritt der alte Geistliche Don Luca auf und klagt den Tyrannen an, dass dieser einer viel schrecklicheren Versuchung als die anderen nachgegeben habe, nämlich der Versuchung, Gott ähnlich sein zu wollen. Der Großtyrann habe sich zum Herrscher über Leben und Tod erhoben und sei der Verursacher aller geschehenen Untaten. Der Großtyrann erkennt seine Verfehlung und verspricht, ein neues Leben zu beginnen.
      Während der Zeit des „Dritten Reiches“ wurde dieser Roman als Anspielung auf die Hitlerdiktatur verstanden. Aber er ist in Wirklichkeit ein Gleichnis für die Versuchungen, denen die Menschen und insbesondere die Mächtigen ausgesetzt sind. Bergengruen zeichnet den Menschen so, wie ihn auch die Bibel sieht: als den Hochmütigen, der sich von Gott abgewendet hat und der erst zurückfindet, weil Gott ihn ins Vaterhaus heimführt. Der Mensch ist ein Teil der gefallenen Schöpfung und kann sich nicht selbst erlösen. Er braucht die erbarmende Gnade Jesu Christi.

      Ostergnade und Feuerprobe
      Die geradezu unerschöpfliche Phantasie Werner Bergengruens hat eine Fülle von Gestalten und Werken hervorgebracht. Von Versagen und Verzeihung, von Sünde und Gnade handelt die Novelle „Die Ostergnade“, in der Bergengruen die Geschichte einer Ehebrecherin erzählt.
      Das selbe Motiv wandelt der Dichter in der Erzählung „Die Feuerprobe“ ab. Der Ehebruch wird wie in der Bibel zum Sinnbild der Abkehr des Menschen von Gott, für den Bruch des Bundes. In dieser Erzählung steht Barbara Gripen, die Frau eines Ratsherren, im Verdacht, ihren Mann mit einem Jüngeren betrogen zu haben. Um sich von dem Verdacht zu reinigen, willigt sie in eine Feuerprobe ein. Zuvor aber empfängt sie das Sakrament der Buße. Als ihr hernach ein glühendes Eisen auf die Hand gepresst wird, hinterlässt es auf ihrer weißen Haut nur einige Rußflecke. Ihr Mann bittet sie um Verzeihung.

      Inzwischen kehrt Schwenkhusen, der junge Ehebrecher, von einem Kriegszug zurück. Barbara Gripen erzählt ihm, dass sie sich im Sakrament der Buße ihre Schuld vergeben ließ, bevor sie sich der Feuerprobe unterzog, so dass sie bei der Probe schon frei von Sünde war. Sie will ihre Beziehung zu Schwenkhusen nun endgültig abbrechen. Aber beide verfallen wieder ihrer alten Sünde. Am zweiten Jahrestag der Feuerprobe möchte Barbara das Eisen berühren, das auf dem Altar liegt. Als sie es ergreift, bricht sie mit dem Schrei „Ich brenne!“ zusammen. So macht der Dichter deutlich, dass der Mensch die ewige Ordnung Gottes nicht zerstören darf.

      Werke (Auswahl)
      Romane: Das Gesetz des Atum, 1923. Das große Alkahest, 1926 (1938 als: Der Starost). Herzog Karl der Kühne oder Gemüt und Schicksal, 1930. Der goldene Griffel, 1931. Der Großtyrann und das Gericht, 1935. Am Himmel wie auf Erden, 1940. Pelageja, 1946. Das Feuerzeichen, 1949. Der letzte Rittmeis-ter, 1952. Die Rittmeisterin, 1954.
      Novellensammlungen: Das Buch Rodenstein, 1927. Der Tod von Reval, 1938. Die Sultansrose, 1946. Sternenstand, 1947. Die Flamme im Säulenholz, 1953. Zorn, Zeit und Ewigkeit, 1960.
      Erzählungen: Die Ostergnade, 1933. Drei Falken, 1937. Der spanische Rosenstock, 1941. Die Feuerprobe, 1951. Das Netz, 1956. Der Herzog und der Bär, 1960. Reisebücher: Baedeker des Herzens, 1932. Deutsche Reise, 1934. Römisches Erinnerungsbuch, 1949.