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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Wer war dieser „Italiener“?

    Er war ein sehr gemäßigter Herrscher, der sich offensichtlich auch auf’s Zuhören verstand. Er nahm Probleme wahr, aber er trieb sie nicht unbedingt sofort auf die Spitze. Ich glaube, er war im persönlichen Umgang ein sehr angenehmer Mensch. Ferdinand war gläubig katholisch, gleichzeitig aber auch ein Mensch, der von der Aufklärung geprägt war. Es war ihm deutlich bewusst, dass die Kirche auch Einfluss auf den Staat hat.
    Aus seiner Heimat Toskana vertrieben, kam er 1806 in die Würzburger Residenz. Nach jahrhundertelanger Fürstbischofs-Herrschaft war nun erstmals wieder ein weltlicher Regent erster Mann in der Stadt am Main. Sein urpsrüngliches Herrschaftsgebiet, die Toskana, hatte er bereits 1799 verloren, als die Truppen Napoleons in Livorno einmarschiert waren. Als Ersatz wurde ihm zunächst das Kurfürstentum Salzburg, dann das 1803 säkularisierte und an Bayern gefallene Kurfürstentum Würzburg zugesprochen. Mit der Zeitspanne von 1806 bis 1814, über die sich Ferdinands Herrschaft erstreckt hat, sowie der Person des Regenten beschäftigt sich ein Sammelband mit Aufsätzen renommierter Historiker. Einer der Herausgeber, Professor Wolfgang Altgeld, Dekan am Institut für Neuere Geschichte an der Universität Würzburg, beantwortete Fragen rund um Ferdinand III. von der Toskana und seine Zeit.

    Würzburgs neuer Regent war kein Franke, sondern ein Italiener. Wie reagierten die Würzburger auf ihren neuen Herrscher?
    Ferdinand III. war in erster Linie ein Habsburger. Aber er war in Italien am Hof von Florenz aufgewachsen, wo vorwiegend italienisch gesprochen wurde. Er hat sehr stark italienisch empfunden, und sich immer nach seiner Heimat, nach Florenz, gesehnt. Als er im Mai 1806 in Würzburg einzog, war der Jubel beim Volk sehr groß. Es war ein ganz großer Aufzug, ein riesiges Fest. Dieser Jubel hatte viel damit zu tun, dass die Würzburger besonders unglücklich über die vorangegangene bayerische Zeit zwischen 1802 und 1806 waren. Hier war ihnen vieles zu schnell und zu radikal reformiert worden. Mit Ferdinand wurde Würzburg wieder zur Hauptstadt, wie zuvor in der Zeit der Bischöfe.

    Was für eine Persönlichkeit war Ferdinand III.?
    Ferdinand III. war sehr auf Frieden aus. Er war ein sehr gemäßigter Herrscher, der sich offensichtlich auch auf’s Zuhören verstand. Er nahm Probleme wahr, aber er trieb sie nicht unbedingt sofort auf die Spitze. Ich glaube, er war im persönlichen Umgang ein sehr angenehmer Mensch. Er war sehr beliebt in den Salons und konnte gut singen. Es ist auffällig wie oft er zu seiner Schwester nach Paris gereist ist, nachdem Napoleon eine Prinzessin aus dem Hause Habsburg geheiratet hatte. Er war bei den Hochzeitsfeierlichkeiten dabei, was durchaus nicht selbstverständlich war. In die familiären Pflichten brachte er sich ein. Als er nach Würzburg kam, war er Witwer mit vier Kindern. Seine Frau war kurz vor seinem Umzug nach Würzburg gestorben.

    Wie kann man sich das Leben bei Hofe von Ferdinand III. vorstellen?
    Ferdinand III. war kein Mensch, der zu besonders großen Festivitäten neigte. Das Leben bei Hofe war nicht allzu übertrieben. Es wurde nicht im Luxus geschwelgt. Feste gab es, wenn es angesagt war, zum Beispiel bei Staatsbesuchen, etwa wenn Napoleon kam. Dann wurden große Feste veranstaltet mit einem Publikum, das aus der ganzen Stadt zusammenkam.

    Was änderte sich an der Würzburger Residenz, als plötzlich kein Fürstbischof, sprich ein Junggeselle, sondern ein Familienvater mit vier Kindern dort einzog?
    Ferdinand III. hat dafür gesorgt, dass einige Räume in der Residenz für sich und seine Familie sehr schön ausgebaut wurden. Dort wurde nach französischem Muster Italienisches hereingebracht: bestimmte Tapisserien der französischen Zeit sowie bestimmtes Mobiliar, das in der damaligen Zeit modern war. Er richtete sich also durchaus für eine längere Zeit dort ein.

    Dann hat er sich in Würzburg also durchaus wohlgefühlt?
    So weit es ihm möglich war, hat er sich wohlgefühlt, wohler als in seiner Zeit in Salzburg. Es gibt Quellen, in denen er davon spricht, dass ihn die Landschaft am Untermain ein wenig an die Toskana erinnere. Man kann sich sicher vorstellen, warum: In beiden Gegenden hat der Wein einen besonders hohen Stellenwert. Trotzdem hat sich Ferdinand III. immer wieder nach seiner warmen Heimat gesehnt, besonders an grauen, kalten Nebeltagen.

    Welches Verhältnis hatte Ferdinand III. zur Kirche und umgekehrt?
    Ferdinand war gläubig katholisch, gleichzeitig aber auch ein Mensch, der von der Aufklärung geprägt war. Es war ihm deutlich bewusst, dass die Kirche auch Einfluss auf den Staat hat. Dass also die Kirche nicht nur vom Staat bestimmt wird, sondern der Staat auch von der Kirche. Ferdinand ließ aber nicht zu, dass die Kirche ihm vorschreiben konnte, was er zu tun hat. Dennoch erlaubte er bestimmte Kirchenpraktiken, die während der bayerischen Herrschaft abgeschafft worden waren, wie beispielsweise bestimmte Arten der Prozession und des Gottesdienstes. Er war kein kirchenunterwürfiger, aber ein katholischer Mensch und persönlich sehr gläubig.

    Hat er in den acht Jahren seines Aufenthalts am Main in manchen Dingen prägend auf das Alltagsleben gewirkt?
    Eher weniger. Er war kein Fürst, der sozusagen dauernd durch die Stadt lief, um sich unter seine Bürger zu mischen. Eigentlich ist er nicht wirklich populär geworden. Das kommt ja erst später, dass sich die Fürsten vom Volk haben feiern lassen. Ich glaube er verstand sich auch noch als Herrscher von Gottes Gnaden. Wenn er auftrat, war er immer sehr freundlich. Er zeigte keinerlei Arroganz oder ähnliches.

    Das hört sich sympathisch an.
    Ich denke auch, wenn man sich von den vielen Herrschern der damaligen Zeit einen aussuchen müsste, um mit ihm die berühmten zwei oder drei Tage auf einer Insel zu verbringen, dann wäre Ferdinand auf jeden Fall der geeignete Kandidat.

    Wenn man in Würzburg auf Entdeckungsreise geht, wo könnte man heute noch Spuren von Ferdinand III. finden?
    In den Schlössern von Veitshöchheim und in Werneck kann man Spuren finden und natürlich in der Würzburger Residenz im wiederhergestellten Toskanasaal; und ganz aktuell auch restaurierte Möbel aus seinen früheren Zimmern. Es gibt aber noch andere Zeugnisse in der Stadt, wie das ehemalige Frauengefängnis, dort wo heute die Jugendherberge untergebracht ist. Dieses Gebäude weist die für die Zeit typische Revolutionsarchitektur auf.

    Italien am Main. Großherzog Ferdinand III. der Toskana als Kurfürst und Großherzog von Würzburg. Herausgegeben von Professor Wolfgang Altgeld und Matthias Stickler. Erschienen im Verlag Marie Leidorf GmbH, Rahden/Westfalen. Publiziert in den Historischen Studien der Universität Würzburg, Band 7, 165 Seiten, Hardcover. Preis: 49,80 Euro. ISBN 978-3-89646-839-0.