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    KAB in der Diözese setzt sich für einen höheren Mindestlohn ein

    „Wer soll davon leben?“

    Sie leisten gute Arbeit. Und werden dennoch mit einem mickrigen Lohn abgespeist. 9,35 Euro erhält derzeit, wer zu Mindestlohnbedingungen eingestellt ist. „Das betrifft zum Beispiel Menschen, die im Postzustelldienst oder im Pizza-Lieferservice tätig sind“, sagt Alexander Kolbow, Geschäftsführer des KAB-Diözesanverbands Würzburg. Bei einem „Aktionstag für fairen Lohn“ am 29. Februar forderten KAB-Mitglieder auf dem Würzburger Domvorplatz eine Anhebung des Mindestlohns auf 13,69 Euro.

    Sie leisten gute Arbeit. Und werden dennoch mit einem mickrigen Lohn abgespeist. 9,35 Euro erhält derzeit, wer zu Mindestlohnbedingungen eingestellt ist. „Das betrifft zum Beispiel Menschen, die im Postzustelldienst oder im Pizza-Lieferservice tätig sind“, sagt Alexander Kolbow, Geschäftsführer des KAB-Diözesanverbands Würzburg. Bei einem „Aktionstag für fairen Lohn“ am 29. Februar forderten KAB-Mitglieder auf dem Würzburger Domvorplatz eine Anhebung des Mindestlohns auf 13,69 Euro.   Wer nur Mindestlohn erhält, muss sich ständig den Kopf zerbrechen, was er noch tun kann, um mit dem wenigen Geld irgendwie klarzukommen. „Mindestlohn bedeutet Verzicht“, so Kolbow. Alles, was man unter „Sozialer Teilhabe“ versteht, bleibt auf der Strecke. Das betrifft Kino-, Schwimmbad- oder Theaterbesuche. Den Schoppen in der Stammtischrunde. Das Essen im Restaurant. Gönnt man sich dennoch mal was, droht das prekäre finanzielle Gleichgewicht zu kippen. Das zeigte die KAB auf dem Domvorplatz anschaulich mit einer „Gerechtigkeits-Waage“. Dabei wurde der Lohn unter anderem gegen Soziale Teilhabe, Existenzsicherung, Rente und Wohnen aufgewogen.

    KAB hilft in der Not

    In einer Familie, die von Mindestlohn leben muss, mangelt es an allem, bestätigt Klaus Köhler von der KAB, der Menschen aus der Region Würzburg arbeits- und sozialrechtlich unterstützt. Durch sein Beratungsangebot bekommt Köhler krasse Fälle von ausbeuterischem Arbeitgeberverhalten mit. Aktuell begleitet er eine Klientin, die auf Mindestlohnbasis in der Gastronomie arbeitet: „Doch plötzlich war das Monatsgehalt nicht auf dem Konto.“ Kein Einzelfall, betont Köhler, der dieser Klientin riet, vors Arbeitsgericht zu ziehen. Erst daraufhin bequemte sich der Arbeitgeber, das Gehalt zu überweisen.

    Steigende Mieten

    Vor allem, weil die Mieten von Jahr zu Jahr steigen, muss der Mindestlohn dringend erhöht werden, meint KAB-Mitglied Manfred Prähofer (Würzburg). „Wie soll man denn mit einem Stundenlohn von 9,35 Euro eine Kaltmiete von zwölf Euro pro Quadratmeter zahlen können?“, so der 48-jährige Lebensmittelverarbeitungstechniker. An der Aktion auf dem Domvorplatz nahm Prähofer auch deshalb teil, weil er weitere Menschen animieren möchte, der KAB beizutreten: „Wir brauchen mehr Mitglieder, um unsere politischen und gesellschaftlichen Forderungen durchzusetzen.“

    Jeder, der einer Arbeit nachgeht, muss von dieser Arbeit gut leben können. Und zwar gerade auch im Alter, betont das Würzburger KAB-Mitglied Valentin Baumann. Für ihn selbst, so der pensionierte Bundesbahnbeamte, war dies zum Glück immer selbstverständlich. Allerdings kennt Baumann Menschen, die so wenig verdient haben, dass sie nun im Alter jeden Cent dreimal umdrehen müssen. „Eine Bekannte, die nur eine Armutsrente zur Verfügung hat, lebt unter einfachsten Verhältnissen“, schildert der 77-Jährige. Einmal im Monat geht sie dennoch zum Essen aus, weil ihr sonst die Decke auf den Kopf fallen würde. Darauf allerdings spart sie vier Wochen lang hin.

    Aktion geht weiter

    Mit der Aktion in der Innenstadt ist die Kampagne der KAB keineswegs zu Ende, betont Kolbow. Die „Gerechtigkeits-Waage“ wird von nun an durch die KAB-Ortsvereine in Würzburg touren. Auch in Schweinfurt und in Aschaffenburg soll es nach der Kommunalwahl Veranstaltungen geben. Für Mitte des Jahres wird eine Empfehlung der Mindestlohn-Kommission für eine Erhöhung des Mindestlohns ab 2021 erwartet. Es darf nicht sein, dass arbeitende Menschen am Ende des Monats ohne Geld dastehen, unterstreicht Barbara Mantel vom KAB-Stadtverband Schweinfurt: „Von daher bin ich so froh, dass es endlich diese bundesweite Kampagne der KAB gibt.“ Die Gattin von Harald Mantel, Vorsitzender des KAB-Diözesanverbands, der die Aktion am Domvorplatz eröffnete, ist Heilpraktikerin. Allerdings akzeptiert sie nicht nur betuchte Patienten. Mantel will auch ärmeren Menschen die Chance geben, sich von ihr behandeln zu lassen. Von daher bekommt sie mit, wie es Leuten geht, die zu ­einem sehr geringen Lohn ­arbeiten müssen.

    Mantel appelliert, die aktuelle Höhe des Mindestlohns kritisch zu hinterfragen: „Mit 9,35 kann man nicht klarkommen.“ Vor allem Frauen sind nach ihrer Erfahrung davon betroffen, dass der Mindestlohn so gering berechnet ist. Was Klaus Köhler bestätigt: „Ich berate zu 80 Prozent Frauen.“ Bei einem großen Teil handele es sich um Alleinerziehende.    

    Pat Christ