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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Wer hierher kommt, hat ein Anliegen

    Die „Renaissance des Wallfahrens“ bezeichnet Pater Richard als „große Chance für die Kirche“: „Über diesen Umweg können wir wieder Menschen ansprechen, die den Weg zum Gottesdienst verloren haben. Und auch die großartigen Kunstwerke predigen von Gott!“
    Engel sollen die Casa Santa, das Wohnhaus der heiligen Familie in Nazareth, 1294 nach Loreto gebracht haben. Der kleine Ort bei Ancona entwickelte sich daraufhin zu einem der bedeutendsten Marienwallfahrtsorte Italiens, und bald entstanden in ganz Europa zahlreiche der Casa Santa von Loreto nachgebildete Kapellen und Wallfahrtsstätten.

    Auch in Effeldorf befindet sich – etwas abseits großer Bundesstraßen – eine Loreto-Kirche, die noch dazu die einzige in Unterfranken ist. Bereits im Jahr 1566 war der kleine Ort zwischen Würzburg und Dettelbach den Würzburger Jesuiten übertragen worden. 1652 erfüllten diese sich den sehnlichen Wunsch, die Casa Santa von Nazareth als maßgetreue Nachbildung in der Heimat zu errichten und erbauten eine Loreto-Kapelle, die in ihren Ausmaßen dem heutigen Altarraum mit Sakristei entsprochen haben muss. Mit der Weihe im Jahr 1653 setzte ein reger Pilgerstrom ein; da die Zahl der Wallfahrer stets zunahm, wurde die Kapelle 1787 durch ein Langhaus zur Kirche erweitert. Seit Effeldorf 1866 Pfarrei wurde, dient die Kirche als Pfarrkirche unter dem Patronat von Jakobus, dem Patron der Pilger und Reisenden.

    Stark marianisch geprägt
    Außen schlicht, besticht die Effeldorfer Loreto-Kirche innen durch eine stark marianisch geprägte Ausstattung: Im Mittelpunkt steht das holzgeschnitzte und vergoldete Gnadenbild von 1680 in einer kunstvoll verzierten Hochaltarwand. Als Kopie der Madonna von Loreto repräsentiert die Figur einen unverwechselbaren Typus: Maria ist in einen steifen, geschlossenen, goldenen Mantel gehüllt; während eine Hand völlig verdeckt ist, ist die andere, auf der das göttliche Kind sitzt, kaum sichtbar. Die Aussage dieser beinahe abweisend wirkenden Darstellung ist eindeutig: Einzige Wirkmöglichkeit der in den Mantel gebannten Maria ist die Fürbitte bei ihrem Sohn, den sie dem Betrachter präsentiert; ihm überlässt sie den ganzen Handlungsspielraum.

    Mysterium der Berührung
    Eine besondere Verehrungsform war lange Zeit das Auflegen eines am Gnadenbild von Loreto berührten, schwarzen Spitzenschleiers. Auch in Effeldorf bestätigt ein altes, verblichenes Dokument die Berührung eines Schleiers mit dem Original in Italien. Auch Name und Tradition der lauretanischen Litanei, die heute zu den gebräuchlichsten Wallfahrtsgebeten überhaupt gehört, gehen übrigens auf Loreto zurück. Erst vor wenigen Jahren entstand sogar ein eigenes Wallfahrtslied, das der Franziskanerpater Petrus Grazawski der Effeldorfer Loreto-Mutter gewidmet hat.
    So mancher Besucher kommt eigens wegen des eigentümlichen, hierzulande eher seltenen Typus der lauretanischen Madonna nach Effeldorf. Für die Einheimischen ist dies jedoch nichts Besonderes. Zwar war Kirchenpflegerin Barbara Lutz schon als Kind „fasziniert von den Jesuiten“, deren Spuren sich überall finden – sei es in Straßennamen, Häusern oder dem sagenumwobenen Gang, der bis nach Neuhof jenseits der Bundesstraße führen soll; vor allem aber verbindet die engagierte Christin ein Gefühl von Geborgenheit mit „ihrer“ Kirche. „Ich fühl mich hier drinnen total wohl. Es ist halt heimelig“, zuckt sie lachend die Schultern. Viele Auswärtige empfinden ihrer Erzählung nach übrigens spontan genauso.
    Neben den kunstgeschichtlich Interessierten finden in den letzten Jahren auch wieder Marienverehrer hierher, und das obwohl die Wallfahrt nach Effeldorf seit etwa 1965 beinahe zum Erliegen gekommen und der Ort zu Unrecht etwas vergessen ist.

    Das Franziskanerkloster in Dettelbach
    „Für die meisten ist Effeldorf Station auf dem Weg nach Dettelbach“, bestätigt auch Franziskanerpater Richard Heßdörfer vom Kloster Dettelbach, der gemeinsam mit seinen Mitbrüdern die umliegenden Pfarreien betreut. So hoffen die Patres und die vielen stillen Marienverehrer in Effeldorf, dass die Loreto-Madonna künftig auch für andere Menschen wieder an Bedeutung gewinne und zur „ersten Ansprechpartnerin vor Gott“ wird. Denn, so Barbara Lutz: „Maria kann ich in jeder Not anrufen und bitten: O Maria hilf! Halt Fürsprache vor Gott!“
    Fürsprache vor Gott erflehen zahllose Pilger seit Jahrhunderten auch im etwa sechs Kilometer entfernten Winzerort Dettelbach. Die dortige Wallfahrtskirche „Maria im Sand“ ist seit über 500 Jahren einer der bedeutendsten Marien-Wallfahrtsorte im Bistum Würzburg.
    „Im Unterschied zu den meisten anderen Orten können wir den Ursprung unserer Wallfahrt genau datieren“, erzählt der Guardian des betreuenden Franziskanerklosters Richard Heßdörfer. Alles begann mit einer Kirchweih-Schlägerei im Jahre 1504, bei der der Tagelöhner Nikolaus Lemmerer aus Melkendorf lebensgefährlich verletzt wurde. Nach einem Traum und dem Versprechen, zu einem geschnitzten Vesperbild in den Weinbergen bei Dettelbach zu wallen, wurde Lemmerer 1505 gesund. Dieser ersten Wunderheilung folgten weitere. Und so strömten bald zahllose Pilger zur Dettelbacher „Maria im Weingarten“. Nach einer ersten Bretterhütte aus Holz entstand 1511 eine steinerne Kapelle. Dem Wallfahrtsstrom nur zuträglich war die Veröffentlichung einer Sammlung „zu Dettelbach geschehener Wunderzeichen“ des Würzburger Weihbischofs Eucharius Sang, 1607 in lateinischer und 1608 in deutscher Sprache. Hier berichtet der gelehrte Kirchenmann zunächst in Anlehnung an Abt Trithemius vom Würzburger Schottenkloster von 60 Wundern aus der Zeit zwischen 1505 bis 1511, dann von 15 weiteren Zeichen aus der Zeit zwischen 1590 und 1607. Berühmtheit erlangte vor allem die Heilung der Frau Anna (1590), bei der ein Exorzismus durchgeführt wurde. Dieser „Gottesbeweis“ wurde wohl zum Auslöser für eine Kirchenerweiterung durch Julius Echter: Er ließ 1613 unter Einbeziehung des alten Kapellenchores eine neue Kirche in den Formen der Spätgotik und mit einem prächtigen Renaissanceportal von Michael Kern erbauen. 1616 begann Echter mit dem Bau des Klosters, in das 1620 Franziskaner einzogen. Sie retteten Kloster und Wallfahrt über die Säkularisation und betreuen die Dettelbacher Wallfahrt bis heute.

    80 gemeldete Wallfahrten
    Noch immer ist die Kirche „Maria im Sand“ Ziel zahlreicher Gläubiger. Im Rahmen von rund 80 angemeldeten Wallfahrten kommen alljährlich etwa 8000 Menschen nach Dettelbach; an den Wochenenden im September geben sich täglich bis zu acht Gruppen die Klinke in die Hand. Hinzu kommen zahlreiche Einzelbesucher und Kleingruppen – Tendenz steigend. Diese „Renaissance des Wallfahrens“ bezeichnet Pater Richard als „große Chance für die Kirche“: „Über diesen Umweg können wir wieder Menschen ansprechen, die den Weg zum Gottesdienst verloren haben. Und auch die großartigen Kunstwerke predigen von Gott!“

    Blick über den Tod hinaus
    Doch „die meisten, die hierher kommen, haben ein Anliegen“, erzählt Pater Richard. So wenden sich die Trost Suchenden – wie schon unzählige Menschen vor ihnen – zuerst dem Gnadenbild zu, einer spätgotischen, handgeschnitzten Pietà aus der Zeit um 1500, die seit 1778 in einem prächtigen Rokoko-Altar von Agostino Bossi untergebracht ist. „An Maria ist sichtbar geworden, was wir für uns erwarten dürfen“, erklärt Pater Richard. Wer aber nur hierher komme, damit Maria ihm seine irdischen Wünsche erfüllt, werde enttäuscht sein, prophezeit er. „Was wir brauchen, ist vielmehr der Blick auch über den Tod hinaus, eine Perspektive, die uns selbst in Krankheit und Tod Trost und Kraft schenken kann.“

    Leiderfahrung macht Sinn
    Wichtige Impulse, die zum Aufkommen dieser Perspektive im eigenen Leben führen können, möchte Pater Richard den Menschen mitgeben: „In meinen Predigten spreche ich fast immer über das Leid“, erläutert der Franziskaner. Er will so deutlich machen, dass „Leiderfahrungen in unserem Leben Sinn haben“ und „zu menschlicher Reife führen“. Im Umgang mit dem Leid ruft Pater Richard auf, sich an Jesus zu orientieren, der sogar sein Leben für andere gegeben hat. „Dieses Da-Sein für andere ist manchmal kein Zuckerschlecken“, gibt er zu und verweist auf die junge Mutter, die sich tagtäglich rund um die Uhr für ihr Kind aufopfert und dabei kaum Zeit für sich selbst findet. „Aber Liebe heißt nun einmal ein Stückchen Bereitschaft für jemand anderen zu sterben“, erklärt er, und erst aus diesem Sterben komme Leben, denn: „Wer sein Leben liebend für andere verbraucht, wird es gewinnen.“

    Gestärkt wieder nach Hause

    Am Ende ihres Besuches in der Dettelbacher Wallfahrtskirche  sollen die Menschen „gelassener, getröstet, gestärkt nach Hause gehen. Sie sollen die „Gewissheit mitnehmen, dass Gott die Not sieht und auch ihr Leid wie bei Maria in Freude verwandelt“, unterstreicht Pater Richard. Die Zeichen und Wunder von Dettelbach seien dafür eine glaubhafte Bestätigung: „An diesem Ort begegnet uns Gott als Helfender, und zwar seit der Gotteserfahrung des Nikolaus Lemmerer.“  

     Tipps und Fakten

    Effeldorf: Die Kirche ist außerhalb der Gottesdienste nicht geöffnet. (Schlüssel rechtzeitig unter 09324/2189 oder 09324/1241 erbitten!)
    Gottesdienste: Donnerstags um 19 Uhr. Am Wochenende in dreiwöchigem Wechsel sonntags um 9 Uhr, 10.15 Uhr oder samstags 19 Uhr. Bitte im Kloster Dettelbach nachfragen.
    Besondere Angebote: Am ersten Sonntag im Oktober um 19 Uhr Marienandacht mit anschließender Lichterprozession.
    Kontakt: Franziskanerkloster Dettelbach, Wallfahrtsweg 18, 97337 Dettelbach. Telefon: 09324/91710. Fax: 09324/
    917120. Oder direkt vor Ort: Kirchenpflegerin Barbara Lutz, Telefon 09324/2189. Mesner Rudolf Will, Telefon 09324/1241.
    Dettelbach: Die Wallfahrtskirche ist das ganze Jahr hindurch tagsüber geöffnet.
    Eucharistiefeiern: Montag, Mittwoch und Freitag um 9 Uhr, Dienstag und Donnerstag um 19 Uhr, Samstag Vorabendmesse um 18.30 Uhr. An Sonn- und Feiertagen um 10.45 Uhr.
    Beichtgelegenheit: Samstag 14 und 17.30 Uhr (Beichtstuhl); außer montags steht meist einer der Patres zum Beichtgespräch zur Verfügung (Beichtglocke in der Wallfahrtskirche).
    Weitere Angebote: Maiandachten an Sonn- und Feiertagen um 19.30 Uhr. Fatimaamt mit Prozession an jedem 13. des Monats (außer Samstag, Sonn- und Feiertag) um 19 Uhr.
    Wallfahrtsgottesdienste nach telefonischer Absprache.
    Kirchenführungen sind nach Anmeldung jederzeit möglich.
    Kontakt: Franziskanerkloster Dettelbach, Wallfahrtsweg 18, 97337 Dettelbach. Telefon: 09324/91710. Fax: 09324/ 917120.