Alte Meister, neue Werke
Der 1968 in Erfurt geborene Michael Triegel ist international erfolgreich. Und das nicht nur, weil er im vergangenen Jahr Papst Benedikt XVI. porträtiert hat. Triegel orientiert sich an den Meistern früherer Kunstepochen, insbesondere der Renaissance. Deren Stil kopiert er allerdings nicht einfach. Die in klassischer Manier gemalten Personen und Gegenstände setzt er zu einem Gesamtwerk zusammen, das Gedanken wiedergibt und nicht allein die sinnlich wahrnehmbare Welt. So auch das Dettelbacher Altarbild, an dem Triegel eineinhalb Jahre gearbeitet hat: Im Mittelpunkt stehen der Gekreuzigte und Maria mit dem Kind. Die Gesetze von Raum und Zeit sind aufgehoben. Wie Jesus ist Augustinus in verschiedenen Situationen und Lebensaltern zu sehen. Triegel zeigt ihn neben dem kleinen Kind am Strand, das mit einer Muschel das Meer ausschöpfen und in ein Sandloch füllen will. Der Legende nach soll Augustinus bei dieser Gelegenheit erkannt haben, wie vermessen sein eigenes Vorhaben war: den unergründlichen Gott mit der Kraft seiner Gedanken durchschauen zu wollen.Erklärungen nötig
Triegel zeigt Augustinus als gealterten Bischof von Hippo, weise und gereift. Der Wanderstab in seiner Linken verweist auf den Weg durch die Zeit, den er zurückgelegt hat. In seiner Rechten lodert das flammende Herz, sein klassisches Attribut. Wie Feuer brennt in dem Heiligen die Gottesliebe – und er bekennt: „Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen.“ Gerade die kleinen Einzelheiten transportieren die zentralen Aussagen. „Die Leute brauchen Hilfe, um das lesen zu können“, weiß Pater Messerer. Daher hat er ein Faltblatt verfasst, das in der Kirche ausliegt und die Details des Kunstwerks deutet.
Wie man es von den mittelalterlichen Altaraufsätzen, den Retabeln, kennt, lassen sich die Flügel des Dettelbacher Altars schließen. Auf der Vorderseite zeigen die Flügel eine mit Brettern verbarrikadierte Tür, auf die der Schatten des Gekreuzigten fällt. Ein Loch in der Tür ermöglicht den Blick auf ein goldenes Jenseits. Dieses Motiv wird in Dettelbach künftig im Advent und in der Fastenzeit zu sehen sein, kündigt Lenssen an.