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    Wer brennt, zündet an

    DETTELBACH. Starr schaut Jesus vom Kreuz herab. Die kraftlosen Augen erzählen von der Tortur seines Sterbens, doch ein Arm hat sich bereits vom Kreuzbalken gelöst. Die Auferstehung lässt dem Tod keine Chance. Diese tiefsinnige Bildsprache beherrscht der Maler Michael Triegel. Auf dem Altarbild der Pfarrkirche Dettelbach erzählt er die Geschichte von Gott und Mensch – aus Sicht des heiligen Augustinus.
    Kein anderes Augustinus-Patrozinium in der Diözese Würzburg ist so alt wie das der Dettelbacher Pfarrkirche, die auf das 15. Jahrhundert zurückgeht. Das erklärt, warum sich Triegels Bild so intensiv dem Kirchenvater widmet. Der ganze Altar predigt über die Theologie des Augustinus. Ohne dieses Wissen sehe man „nur schöne Bildchen“, erläutert der Kunstreferent der Diözese, Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen. Mit dem Dettelbacher Pfarrer Pater Johannes Messerer stellt er die Figurenfülle des Triegel‘schen Werks vor. Auch Lenssen drückt sich gerne bildhaft aus: Ein Triegel in der Kirche – das sei ungefähr so wie ein Mercedes vor dem Haus. 

    Alte Meister, neue Werke

    Der 1968 in Erfurt geborene Michael Triegel ist international erfolgreich. Und das nicht nur, weil er im vergangenen Jahr Papst Benedikt XVI. porträtiert hat. Triegel orientiert sich an den Meistern früherer Kunstepochen, insbesondere der Renaissance. Deren Stil kopiert er allerdings nicht einfach. Die in klassischer Manier gemalten Personen und Gegenstände setzt er zu einem Gesamtwerk zusammen, das Gedanken wiedergibt und nicht allein die sinnlich wahrnehmbare Welt. So auch das Dettelbacher Altarbild, an dem Triegel eineinhalb Jahre gearbeitet hat: Im Mittelpunkt stehen der Gekreuzigte und Maria mit dem Kind. Die Gesetze von Raum und Zeit sind aufgehoben. Wie Jesus ist Augustinus in verschiedenen Situationen und Lebensaltern zu sehen. Triegel zeigt ihn neben dem kleinen Kind am Strand, das mit einer Muschel das Meer ausschöpfen und in ein Sandloch füllen will. Der Legende nach soll Augustinus bei dieser Gelegenheit erkannt haben, wie vermessen sein eigenes Vorhaben war: den unergründlichen Gott mit der Kraft seiner Gedanken durchschauen zu wollen. 

    Erklärungen nötig

    Triegel zeigt Augustinus als gealterten Bischof von Hippo, weise und gereift. Der Wanderstab in seiner Linken verweist auf den Weg durch die Zeit, den er zurückgelegt hat. In seiner Rechten lodert das flammende Herz, sein klassisches Attribut. Wie Feuer brennt in dem Heiligen die Gottesliebe – und er bekennt: „Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen.“ Gerade die kleinen Einzelheiten transportieren die zentralen Aussagen. „Die Leute brauchen Hilfe, um das lesen zu können“, weiß Pater Messerer. Daher hat er ein Faltblatt verfasst, das in der Kirche ausliegt und die Details des Kunstwerks deutet.

    Wie man es von den mittelalterlichen Altaraufsätzen, den Retabeln, kennt, lassen sich die Flügel des Dettelbacher Altars schließen. Auf der Vorderseite zeigen die Flügel eine mit Brettern verbarrikadierte Tür, auf die der Schatten des Gekreuzigten fällt. Ein Loch in der Tür ermöglicht den Blick auf ein goldenes Jenseits. Dieses Motiv wird in Dettelbach künftig im Advent und in der Fastenzeit zu sehen sein, kündigt Lenssen an. 

    Ausdruck einer Sehnsucht

    Den Flügelaltar ergänzt der moderne Kreuzweg, den der Dom­kapitular geschaffen hat und der farblich auf den hellen gotischen Kirchenraum reagiert. Zwar treten die in Rot und Blau gehaltenen Kreuzweg-Stationen gegenüber dem Altar in den Hintergrund. Zusammen vermitteln Kreuzweg und Altar jedoch die gute Nachricht, die Lenssen in die Worte fasst: „Gottes Sehnsucht ist der Mensch.“