Bereits Ordensgründer Alfons di Liguori (1696-1787) ging bewusst zu den Ärmsten der Armen. Nach einer Vision 1726 zum Priester geweiht, sorgte er sich zunächst um die Aus- und Weiterbildung der in der Seelsorge Tätigen; dann begann di Liguori caritativ zu wirken und brachte vor allem den Hirten und Bauern in den Bergen südlich von Neapel seelsorgliche Hilfe. Schließlich gründete er 1732 in Scala bei Amalfi im Königreich Neapel die „Kongregation des Allerheiligsten Erlösers“, die Redemptoristen, deren Aufgabe die Verkündigung bei den armen Volksschichten wurde. Ein besonderes Anliegen war es ihm, statt eines strafenden Gottes das Bild eines barmherzigen Gottes zu vermitteln, mit dem man „so zärtlich umgehen kann wie ein Kind mit seiner Mutter“. 1762 wurde der heute auch als Moraltheologe und Kirchenlehrer bekannte Ordensgründer zum Bischof von S. Agatha dei Goti bei Neapel ernannt. Währenddessen breitete sich die 1749 bestätigte Kongregation rasch aus.
6500 Redemptoristen weltweit
Heute leben etwa 6500 Redemptoristen in über 70 Ländern der Erde, davon etwa 180 in Deutschland. Das Würzburger Kloster ist eine von 16 deutschen Niederlassungen und entstand vor über 50 Jahren im Stadtteil Keesburg. Bereits 1941 hatte Bischof Matthias Ehrenfried dort die Errichtung einer Tochterkirche von „Unserer Lieben Frau“ mit dem Namen St. Arno beschlossen. 1951 wurde die junge Kirchengemeinde dann zunächst in St. Petrus Canisius umbenannt, um wenig später endgültig auf den Namen St. Alfons getauft zu werden. Bischof Dr. Julius Döpfner hatte nämlich den Redemptoristen den Bau eines Klosters auf der Keesburg zugesagt mit der Verpflichtung, die Seelsorge für die neue Pfarrei zu übernehmen.
1953 begannen die Redemptoristen mit dem Klosterbau; sie übernahmen die Pfarrei-Seelsorge sowie vielfältige Tätigkeiten in der Gemeindemission. Im gleichen Jahr wurde auch der Grundstein für die St.-Alfons-Kirche nach Plänen von Hans Schädel gelegt, 1954 wurde die Kirche, die von den Würzburgern wegen ihrer ausgefallenen Architektur auch „Sprungschanze“ genannt wird, geweiht. Noch heute beeindruckt der lichtdurchflutete Altarraum mit seiner sich erhöhenden Decke und dem überdimensionalen Altarbild von Georg Meistermann, das die Geheime Offenbarung des Johannes umsetzt. Aufgrund schwindender Studentenzahlen wurde das Würzburger Kloster dann 1996 zur Ausbildungskommunität für die deutschsprachigen Redemptoristen aus den Provinzen München, Köln und Wien.
Der heute gängige Name der Ordensmänner leitet sich vom lateinischen „Redemptor“ (= Erlöser) ab, und führt so direkt ins Zentrum der Spiritualität der Gemeinschaft: Schon Liguori wollte „gerade für jene da sein, die aus der normalen Seelsorge herausfielen“, schildert der Würzburger Superior Pater Klemens Nodewald: „Den Armen, Kleinen und Vergessenen wollte er das Wort Gottes verkünden und die befreiende Wirkung seiner Botschaft bringen – und dies gilt auch für unser Tun heute“, fährt Pater Klemens fort: So lebte Pater Klemens selbst zwölf Jahre lang in einem Obdachlosenhaus in Brandenburg und kümmerte sich um Menschen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt und aus dem sozialen Netz herausgefallen waren. Während er selbst zu Häftlingen ins Gefängnis ging, arbeitete ein Mitbruder mit Jugendbanden, ein anderer besuchte einsam Sterbende und ein dritter sorgte sich um Ausländer und Asylbewerber. „Sicherlich stößt man oft erst einmal auf Skepsis, Misstrauen, ja Ablehnung“, berichtet er: „Doch irgendwann kommt dann die Dankbarkeit: Denn wer am Rande lebt, ist für jede Hilfe dankbar, die ehrlich ist.“ Ist das Vertrauen erst einmal da, ist es zuweilen grenzenlos. Lebhaft erinnert sich der Gelassenheit ausstrahlende Pater an einen entlassenen Häftling, der blutig geschlagen worden war und statt ins Krankenhaus bei Pater Klemens schellte: „Wie ein Kind, das erst mal zu Mama rennt.“
Studium und Ausbildung
In der Würzburger Kommunität ist eine derart intensive Spezial-Seelsorge indes kaum möglich. „Bei uns liegt der Fokus auf Studium und Ausbildung des Ordensnachwuchses, deshalb können wir hier nicht die ganz großen Seelsorgeaufgaben, die viel Kontinuität, Personal und Zeit bedürfen, wahrnehmen“, erläutert der Superior, der für die Leitung des Hauses und die Ausbildung der Studenten in Sachen Ordens-Spiritualität zuständig ist. Wichtig ist hingegen die Möglichkeit zum „Schnuppern“ und für lebensnahe Erfahrungen in der Gemeindearbeit. Und die haben die momentan acht Studenten und Kandidaten zur Genüge: So können sich die Studenten unter der Obhut von Pater Gerald Hanke, Pfarrer von St. Alfons, intensiv in die Gemeindearbeit einbringen, Andachten und liturgische Feiern vorbereiten und vieles mehr.
In der Klinik-Seelsorge tätig
Die beiden Patres Wolfgang Jungmayr und Gerd Stürmer arbeiten in der Klinik-Seelsorge an der Uni-Klinik mit, und Pater Karl Graf sorgt sich um die Bewohner im Kreis-Altenheim und in der Geriatrischen Rehabilitationsklinik. Sechster im Bunde der Kernkommunität ist Bruder Jörg Recktenwald, der Koch, Pförtner, Mesner und Mädchen für alles ist. Seit sechs Jahren sorgt er in Würzburg fürs leibliche Wohl seiner Mitbrüder – und ist doch weit mehr als „nur“ Koch: Nicht nur Hausbewohner verirren sich immer wieder gerne in Bruder Jörgs Küche, in der eine wohlige Atmosphäre „wie bei Muttern“ herrscht – finden sie doch bei dem 40-Jährigen immer ein offenes Ohr. Gerade dieses Da-Sein, das Zuhören und die persönliche Wertschätzung betrachtet Bruder Jörg denn auch als seine „Form der Verkündigung“. Dies gilt auch für zufällige Begegnungen: So nimmt der sympathische Saarländer an der Pforte nicht nur einfach Gottesdienstbestellungen entgegen, sondern ist zugleich sensibel für die Gemütslage seines Gegenüber und stets bereit zu einem Gespräch.
Dieses Gefühl der gegenseitigen Achtung und Wertschätzung schätzt auch Frater Paulus Sati, der in Würzburg Theologie studiert. Damit kommt der Iraker seinem großen Ziel, Priester zu werden, einen entscheidenden Schritt näher – denn auch für ihn gilt: „Verkündigung ist für mich elementar!“
Tipps und Fakten
Gottesdienste:
Montags bis freitags jeweils 8 Uhr,
Samstag 18 Uhr,
Sonntag 10 Uhr.
Adresse:
Redemptoristenkolleg St. Alfons,
Matthias-Ehrenfried-Straße 2,
97074 Würzburg,
Telefon: 0931/796560,
Fax: 0931/7965630.