Mit ihren Bedenken steht Hannelore Hübner nicht alleine da. „Zuerst haben die Leser gefragt, wann wir denn wieder ins Kilianshaus zurückkehren. Jetzt fragen sie, ob die Bücherei denn noch weiter bestehen bleibt“, erzählt Hans-Joachim Lüke, Leiter der LWB.
„Die Situation der LWB ist nicht gut“, gibt denn auch Franz-Ludwig Ganz, Leiter der Fachstelle für katholische Bücherei- und Öffentlichkeitsarbeit (KBA), zu. Seine Stellvertreterin Almut Koschel nennt die Dinge beim Namen: „Die ungünstige Lage in einer Nebengasse, hohe finanzielle Belastungen für die Diözese und Räume, die für eine Bücherei unpassend sind.“ Außerdem müssten sich die Ausleihzahlen seit dem Auszug aus dem Kilianshaus erst wieder erholen. 2003 konnte die Ausleihzahl um 10000 auf etwa 70000 gesteigert werden. Dennoch besteht Handlungsbedarf.
Investionen dringend nötig
Der Allgemeine Geistliche Rat, das Leitungsgremium der Diözese, beschloss, eine katholische Bücherei in der Innenstadt zu erhalten. Die KBA sollte ein Konzept vorlegen, wie diese Bücherei in Zukunft aussehen könnte. Der Sankt Michaelsbund, die Fachstelle für katholische Büchereien, schlug der KBA vor, die Fernleihbibliothek mit der LBW zusammenzulegen. Die Fernleihbibliothek ist eine öffentliche Bildungseinrichtung der Diözese am Kardinal-Döpfner-Platz 5, die vornehmlich von Erziehern, Priestern und Studenten genutzt wird, um Lehrmaterialien auszuleihen.
Die Idee der Zusammenlegung sieht Ganz auch im Kontext von „Erneuern und Sparen“ als wichtigen Baustein, mit dem die Diözese mittelfristig Sach- und Personalkosten sparen könnte. „Bücher müssten nicht mehr doppelt angeschafft werden, und die hohe Miete fiele auch weg“, meint Ganz. Denn sein Wunsch ist es, dass die neu zu gründende Bücherei ihren Platz im sanierten KBA-Haus am Kardinal-Döpfner-Platz bekommt. Die Baupläne dafür liegen bereits seit 2000 auf dem Tisch. Allein: Es fehlt der Diözese Geld, um das 40 Jahre alte Gebäude im Schatten des Bischofshauses von Grund auf zu sanieren. „In absehbarer Zeit rechne ich nicht mit einer Renovierung des KBA-Hauses“, ist Ganz skeptisch. Er mahnt allerdings: „Eine Investition ist hier dringend nötig, um eine katholische Bücherei in der Innenstadt zu erhalten und mittelfristig zu sparen.“
Keine frömmelnde Bücherei
Eine Fusion von LWB und Fernleihbibliothek wäre laut Ganz aber nicht nur aus finanziellen Gründen sinnvoll. Er sieht darin auch die Chance, eine breitere Nutzergruppe anzusprechen. „Nutznießer“ dieser neuen Bücherei könnten beispielsweise Familien mit Kindern sein. „Junge Eltern fänden neben Kinderbüchern oder Romanen auch wertvolle Literatur zur religiösen Erziehung ihrer Kinder.“ Denn in Zeiten, in denen der Büchermarkt von „esoterischem Wischiwaschi“ überflutet werde, sei eine katholische Bücherei wichtig, wie Koschel darlegt. „Eine katholische Bücherei macht in ihrem Bestand die christliche Botschaft und das christliche Menschenbild sichtbar“, sagt Koschel. Das hieße nicht, dass andersdenkende Autoren außen vor gelassen würden. „Wir sind keine frömmelnde Bücherei. Wir brauchen und wollen kontroverse Diskussionen über Glaubensfragen“, stellt Ganz heraus. Wichtig sei es, Menschen „Hilfe zum Gelingen des Lebens“ zu geben.
Lesequalität und Lesevergnügen
Ist die katholische Liborius-Wagner-Bücherei noch zeitgemäß? Braucht Würzburg neben seiner preisgekrönten Stadtbücherei noch eine derart große Bücherei in der Innenstadt? Warum nutzen die Kunden überhaupt die LWB? Das Sonntagsblatt hörte sich unter den Lesern um.
Als „sehr wertvolles Angebot“ schätzt Leserin Andrea Kreuzer aus Albertshofen (Dekanat Kitzingen) die LWB, deren Angebot sehr gut das der Stadtbücherei ergänze. Sie plant für einen Besuch bei der LWB gut zwei Stunden ein, um in aller Ruhe in der vielseitigen Jugendliteratur zu stöbern.
Hannelore Hübner ist als Mutter besonders froh über das Angebot an Videos. „Hierher kann ich auch meine Kinder schicken, um ein Video auszusuchen. Da brauche ich nicht Angst zu haben, dass sie mit irgendwelchem Schund nach Hause kommen.“ Außerdem sei es ihr wichtig, dass die LWB in der Innenstadt liegt. Schließlich sei sie „ein pastorales Angebot wie andere auch.“
Die „individuelle Beratung“ gefällt Rosel Konrad an der LWB. „Hier ist alles etwas kleiner, aber dafür auch übersichtlicher und vor allem persönlich“, freut sich die Rentnerin über Buchempfehlungen, die die LWB-Mitarbeiter eigens für sie parat haben.
Diesen persönlichen Umgang schätzt auch die 18-jährige Anja Born. Zwei bis dreimal in der Woche besucht sie die Bücherei, um vorwiegend Hörbücher auszuleihen. „In der Stadtbücherei, da ist es mir zu anonym“, sagt sie. Bereits im Alter von zwei Jahren hätten ihre Eltern sie mit zur LWB genommen. „Das geht quasi über von Generation zu Generation“, meint Born.
Weitere Informationen:
Liborius-Wagner-Bücherei, Schmalzmarkt 5, 97070 Würzburg, Telefon 0931/ 4606062.
Öffnungszeiten:
dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr,
samstags von 9 bis 13 Uhr,
montags geschlossen.