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      Kommentar von Ulrich Bausewein

      Weniger Erwartung lohnt sich

      Das Leben schlägt manchmal Wunden.

      Wenn durch menschliches Verhalten Verletzungen entstehen, Verluste, Misserfolge oder böse Überraschungen verkraftet werden müs- sen. Diese Erfahrung der Verwundbarkeit teilen wir mit den Menschen, die vor uns gelebt haben. Ein Blick in die Bibel genügt, um das zu sehen. In den Büchern der Bibel wimmelt es von Verwundeten.

      Da wären zum Beispiel die frommen Juden Sara und Tobit, denen das Leben übel mitgespielt hat und die sterben möchten. Oder die Ehebrecherin im Evangelium, die öffentlich gedemütigt wird, und der die Hinrichtung droht. Und die Jünger, die nach dem Tod Jesu wie eingefroren wirken, weil ihr Leben randvoll ist mit Angst, Trauer und Leere. In die Schicksale dieser Personen greift am Ende der gütige Gott ein. Er beseitigt die scheinbare Ausweglosigkeit, die diese Menschen gefangen hält.

      Gäbe es eine Garantie, dass Gott immer in dieser Weise ins Leben eingreift, wäre das traumhaft. Doch die Erfahrung zeigt: Viele Menschen werden nicht durch einen wunderbaren göttlichen Eingriff aus ihrem persönlichen Tief gezogen – anders als Sara und Tobit, die Ehebrecherin oder die Jünger. Diese Tatsache sollte benannt sein, auch wenn sie sich nicht besser anfühlt als eine Wunde.

      Trotzdem kann der Blick in die Bibel helfen. Bei genauem Hinsehen haben die genannten Personen etwas gemeinsam: Soweit überliefert, haben sie keine Erwartungen. Sie erheben nicht den Anspruch, dass Gott oder sonst jemand sie retten und ihr Schicksal wenden müsse. Das könnten wir uns von ihnen abschauen. Von der Welt nicht so viel zu erwarten, schafft die nötige Distanz, um Positives wahrzunehmen. Nicht weil göttliches Eingreifen dadurch garantiert wäre. Sondern weil das Positive oft unauffällig ist und Aufmerksamkeit erfordert. Der Verzicht auf Erwartungen schärft die eigene Wahrnehmung – für alles, was Gott und diese Welt an Wohltuendem zu bieten haben.     

      Ulrich Bausewein