Größere Wallfahrten wie aus Würzburg und Karlstadt können auf dem Kreuzberg seit zwei Jahren nicht mehr beherbergt werden, unabhängig davon, dass aufgrund der Pandemie ohnehin keine Wallfahrten möglich waren. Ausschließlich die offiziellen 130 Betten stehen zur Verfügung. Matratzenlager und Massenquartiere gibt es nicht mehr. Die Entscheidung musste von Provinzialminister Bohl und Geschäftsführer Christian Weghofer, der im September 2019 auf den Kreuzberg kam, aus Brandschutzgründen getroffen werden. „Das kann niemand verantworten. Es gab keine Fluchtwege. Es grenzt schon an ein Wunder, dass nicht etwas passiert ist“, so Weghofer. Auch Pater Korbinian Klinger, der Gudardian des Klosters, der seit Herbst 2020 auf dem Kreuzberg ist, unterstützt die Entscheidung, schon alleine aufgrund seiner Erfahrungen als Feuerwehrmann.
Die Rolle der Wallfahrt
Das bedeutet für größere Wallfahrten, wie die Würzburger mit gut 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass ein Großteil von ihnen auf andere Unterkünfte in der Region ausweichen muss. Bohl: „Das ist nicht schön, das wissen wir.“ Lösungen gebe es aber. Beispielsweise können Wallfahrer auf dem Volkersberg unterkommen.
Hauptaufgabe der Franziskaner auf dem Kreuzberg sei die Wallfahrt. „Wir sind nicht hier um Bier zu verkaufen“, betonte Bohl mehrfach. Der Kreuzberg sei in erster Linie ein Wallfahrtsort und die Seelsorger seien für die Wallfahrer da. Geschichtlich bedingt sei der Kreuzberg so gewachsen, wie ihn die Menschen heute kennen. „Wir Franziskaner haben es immer als unsere Aufgabe gesehen, für das leibliche und seelische Wohl der Wallfahrer zu sorgen, Pilger zu beherbergen und zu verköstigen.“ So entstanden die Brauerei, die Schänke und der Übernachtungsbetrieb.
Unsichere Zeiten
Vor diesem Hintergrund seien in den vergangenen zwei Jahren Überlegungen angestellt worden, um künftig wieder alle Wallfahrer auf dem Kreuzberg beherbergen zu können. Jedoch wurde die bauliche Ertüchtigung der Massenunterkünfte als unwirtschaftlich und nicht zeitgemäß verworfen. „Wir haben es geprüft, die Kosten sind nicht tragbar“, so Weghofer und Bohl übereinstimmend.
Pläne für ein neues Gebäude wurden erstellt und diskutiert. Den Wallfahrtsführern wurde im Herbst vorigen Jahres in Aussicht gestellt, dass investiert werde und einfache aber zeitgemäße und zum Kreuzberg passende Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen würden. Ende des Jahres waren die Pläne fertig. Bohl sprach von „einfachen Schlafkojen“ für 160 Personen, die im Bereich des heutigen Hotelgäste-Parkplatzes in den Hang gebaut und begrünt worden wären. Diese einfachen Übernachtungsmöglichkeiten hätten außerhalb von Wallfahrtszeiten Wanderern, Radfahrern oder Jugendgruppen, die einfach und günstig übernachten möchten, als Unterkunft dienen können.
Nicht alle brauchen Schlafplatz
Mit Beginn des Ukraine-Krieges und der steigenden Inflation wurde das Projekt noch einmal auf den Prüfstand gehoben. Hinzu komme die Frage, wie es mit Wallfahrten überhaupt weitergehen werde. „Wird es diese großen Wallfahrten mit 300 und 400 Menschen künftig noch geben?“ All diese Unwägbarkeiten und Unsicherheiten führten zum Stopp der Pläne. „Es ist nicht zu verantworten mit einem Projekt, das mehrere Millionen umfassen wird, jetzt zu beginnen, ohne zu wissen wie sich die Situation weiter entwickeln wird“, sagte Bohl. Nicht nur für die Wallfahrer sondern auch für die 100 Angestellten sei in diesen unsicheren Zeiten Verantwortung zu tragen.
Pater Korbinan Klinger, der Guardian des Klosters Kreuzberg hat die aktuellen Zahlen zu den Wallfahrten. Übers Jahr gesehen kommen 18 Wallfahrten, die auf dem Kreuzberg übernachten. Davon sind fünf Wallfahrten mit mehr als 130 Personen angemeldet, von denen nicht alle beherbegt werden können. Die 30 bis 35 Tageswallfahrten benötigen ohnehin keine Übernachtung.
Marion Eckert
Nur beim Bierbrauen heizen? Mehr über die Energieversorgung und die energetische Sanierung des Klosters lesen Sie in der aktuellen Ausgabe auf Seite 13.