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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Gedanken zum Evangelium – siebter Sonntag im Jahreskreis

    Weil Gottes Liebe überfließt

    „Liebt eure Feinde; tut Gutes denen, die euch hassen“ (Lukas 6,28). Jesus stellt mit seinen Aussagen, mit seinen Forderungen immer wieder unser althergebrachtes, tradiertes und offensichtlich bewährtes Weltbild auf den Kopf.

    Evangelium

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euch, die ihr zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen! Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd! Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand das Deine wegnimmt, verlang es nicht zurück! Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen! Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. Und wenn ihr denen Geld leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern, um das Gleiche zurückzubekommen. Doch ihr sollt eure Feinde lieben und Gutes tun und leihen, wo ihr nichts zurückerhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden! Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden! Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden. 

    Lukas 6,27–38

    Wer kennt sie nicht, die zahl­losen Liebeslieder, die uns im Fernsehen, im Rundfunk, bei Streaming-Diensten begegnen. Das Internet findet unter „Liebeslieder“ Hunderte von Seiten, deren Urheber darüber schreiben, Listen erstellen ... Und bestimmt kennen Sie auf Anhieb selbst viele Lieder, die Ihre persönliche Liste der Liebeslieder bevölkern. In unzähligen Sprachen und mit tausenden von Worten erzählen wir von Liebe. Die Liebe steht hoch im Kurs – immer und überall. Damit ist vor allem die Liebe zum Partner/zur Partnerin gemeint. Vielleicht ist noch die Liebe zu den Kindern innerhalb der Familie mitgedacht. Dann aber hört es auch schon auf.

    „Liebt eure Feinde; tut Gutes denen, die euch hassen“ (Lukas 6,28). Jesus stellt mit seinen Aussagen, mit seinen Forderungen immer wieder unser althergebrachtes, tradiertes und offensichtlich bewährtes Weltbild auf den Kopf. Wie gehen wir mit diesen sperrigen Worten der Bibel um? Es sind Worte, die uns scheinbar überfordern, die uns strapazieren, die uns unmöglich erscheinen. Das erfordert christliche Höchstleistungen. Gerne relativieren oder interpretieren wir die Worte neu. Aber ist das richtig und Recht? Ist diese Radikalität, die Jesus heute in der Schriftlesung fordert, nicht genau die Logik Gottes? Ist es nicht das, was Gott sich vom Menschen erträumt hat?

    Die Dynamik der Gewalt, sie zieht Kreise. Es gibt dieses Böse in der Welt. Es gibt Menschen voller Hass, Menschen stehlen und nehmen sich, was anderen gehört, Menschen sind gewalttätig und schlagen zu. Wir können die Augen verschließen und uns in unseren Dunstkreisen bewegen. Oder wir lassen uns herausfordern. Nicht um Gleiches mit Gleichem zu vergelten, Auge um Auge und Zahn um Zahn zu leben. Wir lassen uns herausfordern – von Jesus und seinen Worten: Unterbrich die Gewaltspirale, lass einen Konflikt nicht eskalieren, reagiere auf Gewalt nicht mit Gewalt, zieh freiwillig den Kürzeren, steige aus aus diesen Mechanismen der Gewohnheit.

    Diese neue Weisung Jesu fordert eine Feindesliebe, die Abstand nimmt von den typischen Reaktionen, sie fordert eine selbstlose Hilfsbereitschaft. Sie fordert einen neuen Blick auf die Menschen: Es ist eine Herausforderung, die sagt: Erdulde nicht einfach diese Begegnung und nimm es hin, ändere etwas daran. Spring über deinen Schatten. Wage es, deinen Standpunkt zu ändern. Lass nicht deine Emotionen reagieren. Du bist nicht das Opfer, werde zum Täter! Schlage den Feind mit den Waffen des Glaubens: Barmherzigkeit und Liebe.

    „Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen!“ Gott hat uns die Anlagen zur Nächstenliebe schon gegeben. Er hat sie uns in den Schoß gelegt. Wir haben es schon, das überfließende, gehäufte Maß. Und deshalb können wir es schaffen – auch jetzt –, wieder ein paar Schritte mehr zu gehen. Schritt um Schritt – über den eigenen Gartenzaun hinaus. Schritt um Schritt – von den üblichen Mechanismen und Reaktionen weg. Schritt um Schritt – über uns selbst hinaus. Jeden Tag und jede Stunde. Schritt um Schritt ... Und wenn uns ab und an der Mut, die Kraft, die Hoffnung verlassen, dann erinnern wir uns an den Traum, den Gott von der Welt und den Menschen hat, und bitten ihn um dieses gehäufte und überfließende Maß wieder und wieder und wieder ...

    Carmen Maria Bauer (carmen.bauer@bistum-wuerzburg.de) ist Religionslehrerin in Mömlingen, Großheubach und Ringheim.