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Wegsperren und abhaken?

Als Jugendlicher seinen Weg zu finden, ist in heutiger Zeit kein leichtes Unterfangen. Es gibt andere Möglichkeiten als die aktuelle Diskussion von wegsperren und abhaken ( nachzulesen in unserer aktuellen Printausgabe). Dazu der Kommentar von Judith Bornemann.
Jugendliche haben es heutzutage wirklich schwer. Und bald sollen sie es, wenn es nach der CSU und Roland Koch geht, noch schwerer haben – zumindest schwerer, aus der Haft wieder herauszukommen. Länger sollen sie einsitzen, fordert der Politiker. Statt zehn sollen es nun 15 Jahre Höchststrafe sein. Versteht ein junger Mensch, was es heißt, zehn oder 15 Jahre eingesperrt zu sein? Eine so lange Zeit ist nicht (be)greifbar, erst recht nicht für einen Jugendlichen. Ob also diese Anhebung der Haftzeit abschreckt, bleibt fraglich. Ein frustrierter Jugendlicher, der vielleicht aus einem schwierigen sozialen Umfeld stammt, der nie richtig gefördert wurde und größtenteils nur negative Verstärkungen erfahren hat, kennt und kann oft nur die eine Sprache: draufhauen, sich mit Gewalt behaupten wollen. Und in der Haft verlernt er diesen Umgangston sicher nicht. Die Öffentlichkeit mag es beruhigen, wenn der junge Straftäter weggesperrt wird. Aber damit gibt man ihn auch ein Stück weit auf und „hakt“ ihn ab. Die Möglichkeiten der Haftanstalten, sich um Einzelne zu kümmern, sie zu fördern und ihnen so den rechten Weg zu weisen, reichen oft nicht aus.
Gibt es Alternativen? Eine Möglichkeit, sich mit den Jugendlichen auseinanderzusetzen, hat Rupert Voß, vierfacher Familienvater aus Taufkirchen, gefunden. Zu ihm in die Jugendwerkstatt „Work and Box Company“ (mehr dazu in der Reportage auf den Seiten 20/21) kommen die ganz harten Fälle – Jugendliche, die bereits erfolglos durch sämtliche Maßnahmen durchgereicht wurden. Voß beschönigt die Vergehen und das Gewaltpotenzial der Halbwüchsigen nicht. Die von der CSU angeregten Warnschussarreste sieht er sogar recht positiv, von Erziehungscamps hält er dagegen nichts. In seinem Projekt fordert Voß die Jugendlichen dazu heraus, an ihre Grenzen zu gehen – mit nachgewiesenem Erfolg. Er scheint eine Möglichkeit gefunden zu haben, die Aggressivität Jugendlicher an der Wurzel zu packen und dem Frust entgegen zu wirken. Das ist auch ein Signal gegen das Wegsperren; davon sollte es noch mehr geben.