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    Wege der Erneuerung

    Ein neuer Aufbruch statt eines verfrühten Rückzugs aus den synodalen Prozessen sei heute in den deutschen Ortskirchen fällig, so Professor Heinz bei seinem Vortrag vor den Teilnehmern des Studientages. Den thematischen Hintergrund für sein Referat bildete die Würzburger Synode (1971-1975).
    RETZBACH. „Die Kirche ist stets der Reinigung bedürftig und geht immerfort den Weg der Erneuerung“, heißt es in der Konzilsschrift „Lumen Gentium“ (Licht der Völker). Deshalb forderte der Augsburger Pastoraltheologe Hanspeter Heinz (66) beim Studientag des Medienreferats der Diözese Würzburg sich der synodalen Prozesse erneut zu besinnen. Seit 1985 sind diese Reformprozesse in den meisten deutschen Diözesen durchgeführt worden.

    Seit ihren Anfängen ist die Kirche darum bemüht, auf Erneuerungsimpulse zu reagieren und die Zeichen der Zeit zu deuten und entsprechend zu handeln. Diese These bestätigen die Konzilien und Synoden, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder stattfanden. Auch in jüngster Zeit kommen Laien und Kleriker mit ihrem Bischof zusammen, um auf diözesaner Ebene über drängende pastorale Fragen zu beraten. Diesen Vorgang bezeichnet man als synodalen Prozess. In der Diözese Würzburg stellte man sich Anfang der 90er Jahren die Frage nach der Zukunft der Pastoral. Der Grund: Im Bistum zeichnete sich immer mehr ein Priestermangel ab. Außerdem lösten sich die volkskirchlichen Strukturen zunehmend auf. Angesichts dieser Veränderungen wurde der Ruf nach einer Erneuerung der Seelsorge laut, wobei auch die Laien ihr Mitspracherecht einforderten. Schließlich einigte man sich darauf, den synodalen Prozess in Form eines Pastoralen Gespräches einzuleiten. Unter dem Motto „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ gingen Kleriker und Laien gemeinsam die drängenden Probleme an.


    Ein Erbe der Würzburger Synode
    Ein neuer Aufbruch statt eines verfrühten Rückzugs aus den synodalen Prozessen sei heute in den deutschen Ortskirchen fällig, so Professor Heinz bei seinem Vortrag vor den Teilnehmern des Studientages. Den thematischen Hintergrund für sein Referat bildete die Würzburger Synode (1971-1975). Zum Teil könne man von deren Erbe bis heute zehren, betonte Heinz. Das in Würzburg verfasste Grundsatzpapier „Unsere Hoffnung“ (1975) sei bis heute tragfähig. Und es gelte als richtungsweisend für die Dialogprozesse. Es gehe darum, die christliche Botschaft immer wieder neu in der Gesellschaft wirken zu lassen, erklärte Heinz.

    Sie brauchen Themen, die Druck machen
    „Prozesse brauchen Themen, die Druck machen“, stellte Heinz fest. Eine synodale Versammlung habe nur dann Sinn, wenn sie aus einem gewissen Leidensdruck heraus entstehe. So stelle zum Beispiel die Diasporasituation in den ostdeutschen Bundesländern die Diözesen vor neue Herausforderungen. Handlungsbedarf bestehe auch in den Fragen der wiederverheirateten Geschiedenen, der Auflösung der Priesterzentriertheit der Pfarreien oder der Stellung der Frau in der Kirche. Um sich nicht in der Themenvielfalt zu verlieren, sei es für den Erfolg eines Prozesses wichtig, Schwerpunkte zu setzen, mahnte Heinz. Je nachdem, was man für die Diözese erreichen wolle, gelte es, einige markante Themen herauszugreifen und sich dieser gründlich anzunehmen. Der Erfolg eines synodalen Prozesses hinge auch davon ab, ob repräsentative Vertreter der Laien und Kleriker an der Themenfindung und den Beratungen beteiligt sind. Schließlich sei noch zu entscheiden, in welcher Form ein Prozess organisiert werden soll: Neben der kirchenrechtlich vorgesehenen Form der Diözesansynode gebe es auch neuere Formen wie das Diözesanforum, das Pastorale Zukunftsgespräch und die Leitbild- und Organisationsentwicklung.

    In 17 von 27 deutschen Diözesen hätten synodale Prozesse bereits stattgefunden. Als gelungene Beispiele führte Heinz die „Pastorale Entwicklung“ (1997-2002) in der Diözese Passau an oder die Diözesansynoden in Hildesheim (1989-1990) und in Rottenburg-Stuttgart (1985-1986). Der Passauer Prozess konnte laut Heinz durch eine breite Beteiligung von Laien und Klerikern und durch die Führungsstärke des Bischofs überzeugen. Bei der Hildesheimer Diözesansynode habe die Konzentration auf vier Themen zu gut ausgearbeiteten Dokumenten geführt, die in den Vollversammlungen gründlich beraten werden konnten. Die Diözesansynode in Rottenburg-Stuttgart habe einen gelungenen, gut verständlichen Synodenbeschluss hervorgebracht. Und durch seine Dialogbereitschaft konnte sich der Bischof laut Heinz die Unterstützung der Gremien, der Diözesanverwaltung und der Gemeinden sichern. Am „Pastoralen Dialog“ in Würzburg bemängelte Heinz, dass viele Texte zu allgemein geblieben seien und etliche Themen nicht hätten geklärt werden können.

    Auch in der Zukunft unverzichtbare Mittel
    Heinz bedauerte, dass in letzter Zeit die Begeisterung für synodale Versammlungen allgemein abnehme. Dass sie auch in Zukunft unverzichtbar seien, erklärte er unter anderem mit dem Hinweis darauf, dass sie ein wichtiges Mittel seien, um die im Zweiten Vatikanischen Konzil und in der Würzburger Synode geforderten Erneuerungen zu verwirklichen. Doch wer soll sie vorantreiben? Wie der „Geist als der eine und gleiche im Haupt und in den Gliedern wohnt und so den ganzen Leib lebendig macht“ (Lumen Gentium 1,8), sind laut Heinz alle Christen gefordert, ihre Charismen zugunsten der Zukunftsfähigkeit synodaler Prozesse einzubringen.