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Schokoladenkuchen mögen die allermeisten Kinder. Andres isst ihn ganz vorsichtig. Nach der Entfernung des großen Tumors in seiner langsam abschwellenden Wange ist der Fünfjährige glücklich, dass das Essen wieder einigermaßen klappt. Und seine Mutter Monica hofft, dass sich der von der Wucherung geschädigte Hörnerv bald erholt. Dank der Stiftung „Weg der Hoffnung“ mit Sitz in Aschaffenburg konnte dem Kind aus Kolumbien geholfen werden.
Andres Ariza Palacio, so sein voller Name, aus der Stadt Villavicencio hat wie sein Vater Michael die Erbkrankheit Neurofibromatose. Der Tumor in Andres linker Backe war zwar gutartig, doch auf Dauer hätte er nicht nur das Gehör auf der linken Seite unwiederbringlich zerstört, sondern auch das Auge.
Unentgeltlich
In Kolumbien sagten die Gesundheitsbehörden, eine Operation sei eine „rein kosmetische“ Sache und könne auch nicht vor dem siebten Lebensjahr erfolgen. Tatsache war: Andres Eltern, die wegen des Bürgerkriegs aus ihrer Heimat im Südwesten des Landes vertrieben wurden und nun in einem Elendsviertel am Rand von Villavicencio in ärmsten Verhältnissen leben, konnten keine Operation bezahlen. Sicher wäre auch kein Fachmann wie Prof. Dr. Dr. Alexander Kübler zur Stelle gewesen, um den Tumor zu entfernen. Der ärztliche Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie am Würzburger Uniklinikum tat es unentgeltlich. Zusammen mit der Würzburger Bene-Maxilla-Stiftung, die sich um notleidende kranke und entstellte Kinder kümmert, will Prof. Kübler auch alle weiteren Operationen – von denen er sicher ist, dass sie bei Andres irgendwann nötig werden – samt Klinikaufenthalt übernehmen.
Fünf Stunden dauerte die erste Operation. Dabei wurde unter anderem eine Spendersehne zur Straffung der Mundwinkel in die Wange eingesetzt. Auch hinter dem Ohr musste operiert werden, um den zu zwei Dritteln beschädigten Hörnerv freizulegen, damit er sich wieder regenerieren kann.
Kleine Zentrale
Monica Palacio Lopez streicht die sichtbaren Operationsnarben alle paar Stunden mit Heilcreme ein. Sie hofft, dass Andres nun auch in der linken Kieferhälfte dauerhafte Zähne bekommt. Die Milchzähne seien wegen des Tumors nicht gewachsen, erzählt Monica beim Kaffeetrinken bei Wolfgang Hock in Johannesberg. Hock leitet die Stiftung „Weg der Hoffnung“ mit Sitz in Aschaffenburg. Hocks Haus ist die „Zentrale“. Schmunzelnd erzählt Hock, dass Monica ein Riesenverwaltungsgebäude in Deutschland erwartet habe. Sie habe gestaunt, dass die zu „zu 100 Prozent ehrenamtlichen“ Geschäfte, wie der frühere Textilproduzent und -kaufmann Hock betont, von einem kleinen Büro im Souterrain aus geführt werden.
Über 1500 Kindern aus dem Elendsvierteln rund um Villavicencio hilft die Stiftung, unter anderem mit Kindertagesstätte, Schule und Behinderteneinrichtung. Andres freut sich schon auf die Schule, die er ab Ende Januar besuchen darf. Bei einem ihrer regelmäßigen Besuche vor Ort, die sie aus eigener Tasche bezahlen, wurden die Stiftungsvorstandsmitglieder Johannes Mauder und Wolfram Endemann aus Mainaschaff in der Kindertagesstätte auf Andres aufmerksam. Sie fanden Spender für die ärztlichen Voruntersuchungen in Kolumbien (auf weitere Tumore – von denen zum Glück keine entdeckt wurden), für die dafür nötigen Inlandsflüge sowie den Flug nach Deutschland und zurück.
„Wie die Engel ...“
Für den Aufenthalt in Deutschland fielen kaum Kosten an. Der Junge und seine Mutter kamen nicht nur bei den Hocks in Johannesberg unter, die als Großeltern wissen, was Kinder brauchen. In Würzburg kümmerten sich nach der Operation die Erlöserschwestern zwei Wochen um den aufgeweckten kleinen Patienten und seine Mama. „Wie die Engel“ könnten die Schwestern singen, erzählt Andres. Auch die Erlöserschwestern scheinen von dem liebenswürdigen Buben begeistert gewesen zu sein, wie das Abschiedsfoto mit Schwester Marion zeigt.
Andres sei nur einer von „ganz vielen Fällen“, meint Hock. Es gebe so viel Elend allein in den Slums von Villavicencio, und nur in den gravierendsten Fällen könne man helfen. Hock erzählt von Maria Riveras Juliett, „eine sehr gute Schülerin“, die von Geburt an ein zu kurzes Bein hat. Die Stiftung habe eine Operation ermöglicht, nun sei eine zweite für rund 10 000 Euro nötig. „Wir warten seit einem Jahr auf einen geeigneten Orthopäden.“ Im Februar wird Hock nach Villavicencio reisen und sehen, was sich machen lässt.
Melanie Pollinger
Weg der Hoffnung
Rein ehrenamtlich engagieren sich Christen in der Stiftung Weg der Hoffnung, gemeinsam unterwegs in unserer EINEN WELT, um den Ärmsten der Armen, vor allem Kindern aus den Elendsvierteln um die Stadt Villavicencio in Kolumbien eine menschenwürdige Zukunft zu ermöglichen. Die Stiftung geht auf Pfarrer Josef Otter zurück, der im April 2006 im Alter von 62 Jahren in Mainaschaff gestorben ist.
Infos zur Stiftung: „Weg der Hoffnung“ über Wolfgang Hock, Telefon 0 60 21/ 42 42 96, im Internet „www. weg-der-hoffnung.de“.