Den Ort, an dem im Fruchtwasser das menschliche Leben entsteht, erläutert Francisco Cabezuelo, einer der Leiter des Vatikan-Pavillons. Im Hintergrund läuft entspannende Musik. An den weich geformten Wänden strahlen Videoprojektionen einzelne Worte: Gott, Wasser, Leben, Christ. „Nach der hektischen Reizüberflutung bei der Expo sollen die Menschen mit diesen Worten und in der entspannten Atmosphäre erst mal wieder zur Ruhe kommen und beginnen, über den Wert und die Bedeutung des Wassers in unserem Leben, aber auch in unserer Religion zu reflektieren“, sagt Cabezuelo.
Wasser bei Ereignissen in der Heiligen Schrift
Im Anschluss wird der Besucher anhand von 39 Kunst-Exponaten ineinem gestalterisch klar vom ersten Teil abgetrennten Raum in das Thema „Wasser und Religion“ eingeführt. Dazu gehören neben frühchristlichen Sarkophagen auch Gemälde und Wandteppiche mit bekannten Wasser-Ereignissen aus der Bibel, etwa dem „Zug durch das Rote Meer“ oder „Jona und der Walfisch“. Unter den Kunstwerken, die allesamt aus den Vatikanischen Museen stammen und noch nie zuvor in Spanien ausgestellt wurden, befinden sich Werke bekannter Künstler wie Francisco Goya (1746-1828), der in Saragossa das Licht der Welt erblickte, oder El Greco (um 1541-1614). Besondere Aufmerksamkeit genießt das bronzene Taufbecken, das der italienische Bildhauer Mario Toffetti 1996 für Papst Johannes Paul II. anfertigte.
Der dritte Teil des Vatikan-Pavillons beschäftigt sich verstärkt mit dem Thema Wasser, Menschen und Leben. Papst Benedikt XVI. hat darauf hingewiesen, dass das Wasser „ein unveräußerliches Recht des Menschen“ ist. In diesem Sinne werden die Besucher mit Videoprojektionen auf die Not vieler Menschen aufmerksam gemacht, denen sauberes Wasser fehlt.
Moralisches und politisches Gebot
Vorgestellt werden Projekte katholischer Hilfsorganisationen, hingewiesen wird auch auf die Verschwendung des „nasses Goldes“ durch die sogenannte Erste Welt. „Das Recht auf Wasser ist ein moralisches und politisches Gebot, besonders in einer Welt, die über einen Kenntnis- und Technikstand verfügt, der die Mangelsituation beenden könnte“, erklärt Pavillon-Leiter Cabezuelo die Botschaft, die der Heilige Stuhl vermitteln möchte.Wasser, Mensch, Leben – und Kirche: Der Besucher gelangt vor dem Ausgang aus dem Vatikan-Pavillon in einen leeren, weiß gestrichenen Meditationsraum. In der Mitte befindet sich ein kleiner Brunnen, in einer Ecke eine Jesus-Statue. Abgesehen von einer beruhigenden Hintergrundmusik herrscht völlige Stille. Von oben fällt Sonnenlicht durch eine kleine Öffnung in der Decke auf den Boden.
„Hier kann man noch einmal über alles in Ruhe nachdenken“, sagt Josefina, die mit einigen Freundinnen die Weltausstellung besucht. Die
60-jährige Spanierin atmet ein letztes Mal tief durch. Dann öffnet sie die Pavillontür und stürzt sich mit ihrer Gruppe wieder ins Chaos der Weltausstellung, die bis 14. September die Menschen zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem lebenswichtigen Element aufrufen möchte.