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    Von Kräuterbuschen bis Reisesegen – diese katholische Tradition ist bis heute beliebt

    Was Segen ist und worauf es dabei ankommt

    Der Wettersegen steht bei Landwirten zwischen Markustag im April und Kreuzerhöhung im September für eine gute Ernte nach wie vor hoch im Kurs. Zu Mariä Himmelfahrt werden traditionell Kräuterbuschen gesegnet. Dass Reisende vor dem Aufbruch mit Weihwasser besprengt werden, das sieht man hingegen fast nicht mehr. Früher war es üblich und sollte für eine gute Heimkehr sorgen. Dafür erhalten heutzutage selbst Biergärten den Segen der Kirche. Überhaupt erfreut sich der Segen in einer immer weniger religiös geprägten Welt erstaunlich großer Beliebtheit. Doch was ist eigentlich ein Segen, was zeichnet ihn aus und wer kann segnen?

    Als „Urgeste des Menschen“ bezeichnet der Theologe Michael Pfeifer den Segen, mit dem – Bezug nehmend auf das lateinische Wort „benedicere“ – „Gutes zugesagt“ werden soll. Pfeifer ist im Referat für Verkündigung und Liturgie der Diözese Würzburg zuständig für liturgische Bildung. „Segen gibt es in allen Religionen“, erklärt der 53-Jährige. Menschen seien auf Zeichen angewiesen. Eine Segensfeier sei eine Zeichenhandlung.

    Segen oder Weihe?

    Pfeifer verweist auf den Unterschied von eigenständigen Segensfeiern auf der einen Seite und Segensriten, die innerhalb anderer Gottesdienstformen stattfinden. Der Theologe ist beim Thema Segen überzeugt: „Es gibt keinen Sinn ohne Sinnlichkeit.“ Und das habe die Kirche „gut drauf“. Hören, riechen, fühlen: So wird Segen anschaulich – etwa mittels Weihwasser und Weihrauch. Die seien aber kein Muss, so Pfeifer.

    Zu Mariä Himmelfahrt machen Kräuterbuschen den Segen anschaulich. Manche Bauern hängen sie bis heute wie eine Art Talisman zum Schutz für Haus, Hof und Vieh in ihren Stall. Doch anhand der Kräuterbuschen wird deutlich, dass das mit dem Segensbegriff nicht immer ganz einfach ist. Oft wird von Kräuterweihe gesprochen. Segen und Weihe sind aber nicht dasselbe. Zwar würden die Begriffe oftmals unterschiedslos gebraucht, sagt Theologe Pfeifer, doch bezöge sich eine Segnung in der Regel auf Sachen und eine Weihe auf Menschen. Ausnahmen bestätigen die Regel: So wird eine Kirche – die doch eigentlich eine Sache ist – geweiht, da sie dauerhaft dem profanen Nutzen entzogen wird.

    Haustiere, Motorräder, Tiny Häuser

    Trotz aller Sprachverwirrung, der Segen erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Von Haustieren, über Motorräder und Traktoren oder Biergärten werden sogar Tiny Häuser gesegnet. Pfeifer sieht trotzdem Bedarf zum „Aufrüsten“, wie er es nennt. Viele hätten heute nicht mehr unbedingt ein geradliniges Leben. Den Menschen in schwierigen Situationen durch Rituale die Begleitung Gottes zuzusprechen, da sieht er Ausbaumöglichkeiten; Segen auch mal zu den „kleinen Abschieden“ im Leben, zum Renteneintritt oder wenn die Kinder das Haus verlassen haben, oder als Zusicherung nach der bestandenen Führerscheinprüfung: Gott ist mit dir. Beim Segen gehe es schließlich darum, Kontakt zum Anderen aufzunehmen, das Gegenüber wahrzunehmen, ihr oder ihm eben Gutes zuzusagen – sei es nun Heil, Glück oder Schutz.

    Pfeifer macht darauf aufmerksam, dass Segensformeln oftmals im Konjunktiv, also in der Möglichkeitsform, formuliert sind. „Es segne Euch der allmächtige Gott.“ „Der Segen sei mit Euch.“ „Möge der Wind in Deinem Rücken sein.“ Dadurch scheint eine dritte Instanz auf, die für den Segen, den die Gläubigen oder der Seelsorger erbitten, gewissermaßen zuständig ist.

    Wer kann segnen?

    Segnen kann übrigens nicht nur der Pfarrer. „Grundsätzlich kann jeder segnen“, erläutert der Theologe. Das habe mit der Taufgnade und dem Anteil der Gläubigen am Priestertum Christi zu tun. So könne ein Feuerwehrkommandant das neue Feuerwehrhaus eigentlich selbst segnen. Zwar hat der Pfarrer mit dem „Benedictionale“ – quasi das Segensbuch der katholischen Kirche – den Überblick über die Segensgebete- und formeln. Doch: „Grundsätzlich braucht man nichts, nicht mal bestimmte Worte“, sagt Pfeifer. Und ergänzt: „Es ist nicht nötig, dass ich eine Zauberformel spreche“ – auch wenn mancher noch heute überzeugt sei, dass etwa der Wettersegen auf Latein gesprochen besser sei. Es geht beim Segen um das Wahrnehmen des Anderen und seiner Lebenssituation, um die Beziehung zu ihm und die Zusage von Gottes Wohlwollen. In diesem Sinne: „Der Segen sei mit Ihnen – und das nicht nur in den Sommerferien.“

    Anna-Lena Herbert