Diesen Wahlspruch hat Schwester Julitta wahrlich gelebt, wie viele der Würzburger Schwestern, aber auch unzählige Besucher des Klosters noch aus eigener Erinnerung bezeugen können. Über 2200 Adressen umfasst daher inzwischen die „Julitta-Kartei“, wie Generaloberin Veronika Stauch erzählt: Adressen von Menschen, die über Neuigkeiten im Seligsprechungsprozess ebenso informiert werden möchten, wie über solche vom Haus Maria Julitta, der Gedenkstätte im Mutterhaus, „weil das einfach viele Leute gewünscht haben, die ihr an der Pforte begegnet sind.“
Diese Wünsche stellten für Zygmunt Zimorski, bis 2002 Postulator Schwester Julittas und heute Bischof von Radom (Polen), einen wichtigen Aspekt beim Seligsprechungsverfahren dar. „Für mich war wichtig, dass die Leute schon direkt nach ihrem Tod geglaubt haben, dass sie heilig war. Und als ich nach dem Tode des Heiligen Vaters Johannes Paul II. immer wieder ‚santo subito‘ gehört habe, da habe ich nachgesehen und in den Dokumenten einen Artikel über Schwester Julitta gefunden, wo eine Woche nach ihrem Tod schon geschrieben wurde: ‚Sie war allen, die ihr begegneten, ein Segen.‘“
So gab es bei dem Prozess auch keine größeren Schwierigkeiten. Insgesamt 66 Zeugen sagten in der Positio aus, darunter auch die Generaloberin, deren eigene Entscheidung für ihre geistliche Berufung durch Schwester Julitta seinerzeit maßgeblich unterstützt worden war. Die einzige Schwierigkeit sei nur, so Zimorski: „Wir haben noch kein Wunder, und das brauchen wir für die Seligsprechung.“ Dabei sei es nicht so, dass gar nichts passiere, ergänzt
Krzysztof Nykiel, der jetzige Postulator in Rom. „Wir haben eine Menge Berichte von hier und aus der ganzen Welt, aber die meisten davon betrafen den Erweis von Gnaden, die sich die Menschen erbeten hatten; und das reicht nicht. Ein Wunder ist es, wenn die Ärzte und die Theologen sagen: Da war jemand wirklich schwer oder unheilbar krank und wurde geheilt und wir können nicht erklären, wie das geschehen ist.“ Vielleicht gebe es ja längst ein Wunder, nur man wisse es einfach nicht, räumte er ein – denn viele Menschen beteten zu Schwester Julitta
Und so erinnert Zimorski: „Ein Priester hat einmal gesagt: Wunder geschehen, aber an Wunder muss man glauben. Wenn die Leute nicht daran glauben, dann bitten sie auch nicht darum. Wir warten auf ein Zeichen vom Himmel, aber wir müssen stürmisch darum beten.“ Und das funktioniere, wie er betont, übrigens weltweit. Einen zeitlichen Rahmen gebe es dafür zwar nicht und so könne das Wunder auch erst in 200 Jahren kommen, „aber wir würden die Seligsprechung schon gerne noch erleben.“
Schwester Maria Julitta Ritz
Schwester Maria Julitta Ritz wurde am 24.September 1882 in Uissigheim als siebtes von zehn Kindern der Familie Ritz geboren und auf Theresia Eleonore getauft. Im Mai 1901 ersuchte sie um Aufnahme in die Kongregation der Schwestern des Erlösers in Würzburg und wurde dann als Lehrerin ausgebildet. 1905 begann sie das Noviziat und legte bereits 1906 die ersten Gelübde ab. Danach lehrte sie an verschiedenen Orten, ab 1910 an der Ordensschule im Würzburger Mutterhaus. Nachdem diese 1940 unter dem Druck der Nationalsozialisten geschlossen wurde, wechselte Schwester Julitta an die Klosterpforte, wo sie (mit Unterbrechung nach der Zerstörung des Klosters 1945) bis wenige Monate vor ihrem Tod am 13. November 1966 Dienst tat. 1982 wurde in Rom der Antrag auf ihre Seligsprechung gestellt.
Seligsprechung
Durch die Seligsprechung wird erlaubt, einen Menschen in einer bestimmten Region öffentlich zu verehren, wie die Seligsprechungsformel es sagt: „…geben wir die Erlaubnis, dass der ehrwürdige Diener Gottes N.N. von jetzt an Seliger genannt wird und sein Fest alljährlich in den rechtlich festgelegten Formen und an den dazu bestimmten Orten gefeiert werden kann.“
Für eine Seligsprechung muss neben dem beispielhaften Christsein einer Person auch ein Wunder belegt sein – meist ein Heilungswunder, bei dem ein Mensch auf naturwissenschaftlich unerklärliche Weise geheilt wurde. Die Ortskirche ist dafür zuständig, für Lebenswandel und eventuelle Wunder Zeugenaussagen zu sammeln.