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Vorreiter in Sachen Ökumene

ALZENAU. „Am Anfang stand die Freundschaft“ – das könnte als Überschrift über der Geschichte der ökumenischen Beziehungen in Alzenau stehen. Als in den 70er Jahren Pfarrer Karlheinz Buhleier und sein evangelischer Kollege Helmut Votava in dem heute etwa fast 19000 Einwohner zählenden Städtchen aufeinander trafen, waren sie sich gleich sympathisch. So kam es, dass bald zusammen Gottesdienste und Feste gefeiert und die gemeinsamen Aktivitäten immer weiter ausgebaut wurden. Diese Tradition hat sich auf ihre Nachfolger vererbt und wird jetzt am 4. Juli auf den Punkt gebracht. Dann soll die bayernweit erste Partnerschaftsvereinbarung zwischen Christen auf Ortsebene unterschrieben werden.

Unterzeichner werden neben der Pfarrerin Susanne Trimborn von der evangelischen Kirchengemeinde Peter und Paul und dem Dekan und Pfarrer Jan Kölbel von der Alzenauer Pfarrei St. Justinus auch Vertreter aus den Kirchengemeinden Albstadt, Hörstein, Kälberau, Michelbach und Wasserlos sein.

Das Vorbild kommt aus England

Die Initialzündung kam durch einen Vortrag der Theologieprofessorin Dr. Johanna Rahner im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen im Jahr 2005. Sie wies darauf hin, dass es in Großbritannien bereits seit 30 Jahren Partnerschaftsverträge gibt und ermutigte die Zuhörer, ihre bisherige Zusammenarbeit schriftlich zu fixieren. Ein Vertrag hätte zwar kirchenrechtlich keinen bindenden Charakter, bilde aber eine moralische Verpflichtung, von der man nicht so ohne weiteres wieder zurücktreten könne.

Zwei Jahre hat es gedauert, bis die Vereinbarung aufgesetzt und diskutiert war. Sie soll zunächst festschreiben, was es an ökumenischen Aktivitäten bereits gibt. Und da kommt eine ansehnliche Liste zusammen: Sie reicht von der Unterstützung der Sozialstation, über gemeinsame Glaubenskurse, Kinderbibeltage, Bibelkreise und Frauenfrühstück bis hin zu regelmäßigen Gottesdiensten. Wichtig für die konkrete Arbeit sind die regelmäßigen Treffen der Hauptamtlichen alle sechs Wochen. Bei einem Morgengebet um 7 Uhr und anschließendem gemeinsamen Frühstück werden die wichtigsten Dinge abgestimmt. Um die ökumenischen Aktivitäten auf eine breite Basis zu stellen, wurde im Jahr 2004 auch ein „Ökumenisches Vertretertreffen“ ins Leben gerufen. Dort kommen Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Alzenauer Kirchengemeinden einmal im Jahr zum Austausch zusammen.

Für ein Miteinander über Konfessionsgrenzen hinweg

Doch die Alzenauer wollen nicht beim Status Quo verharren. An verschiedenen Stellen werden in der Vereinbarung auch Zukunftsprojekte angesprochen: eine verstärkte Zusammenarbeit in der Kinder- und Jugendarbeit oder die Einrichtung eines festen Ökumene-Sonntags im Verlauf des Kirchenjahres sind Beispiele dafür, wie lebendig hier das Miteinander über Konfessionsgrenzen hinweg ist. Schon im kommenden Jahr werden sich weitere Begegnungsmöglichkeiten ergeben, denn dann wird die katholische Pfarrkirche 250 Jahre alt und die evangelische Pfarrkirche Peter und Paul feiert ihr 100-Jähriges.

 

Gemeinsames Abendmahl ist in Alzenau kein Thema

Wer in der ökumenischen Partnerschaftsvereinbarung jedoch nach Aussagen zu einem gemeinsamen Abendmahl sucht, wird nicht fündig werden. „Viel wichtiger ist es doch, dass wir das miteinander tun, was wir bereits miteinander tun können“, erklärt Dekan Jan Kölbel. Das Reitzthema ‚Eucharistiegemeinschaft‘ wäre deswegen bewusst aus der Vereinbarung herausgelassen worden. Stattdessen wird gleich im ersten Satz das Sakrament der Taufe als die große gemeinsame Basis hervorgehoben. Helga Hanus, Sprecherin des Kirchenvorstandes der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Alzenau, stellt dazu fest: „Uns verbindet doch viel mehr, als das was uns trennt. Wir müssen einfach noch geduldig sein. Ich hoffe aber darauf, dass uns der Heilige Geist helfen wird und wir eines Tages auch das Abendmahl miteinander feiern können.“

Im Anschluss an einen ökumenischen Gottesdienst am 4. Juli um 19 Uhr in St. Justinus wird bei einem Empfang die ökumenische Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnet. Grußworte werden der evangelische Dekan Volkmar Gregori, der Ökumenebeauftragte der Diözese, Dr. Pedro Müller und Alzenaus Bürgermeister Walter Scharwies sprechen.