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    Lebenslinien von Kardinal Julius Döpfner

    Vordenker und Seelsorger

    Lebenslinien von Kardinal Julius Döpfner
    Julius Döpfner war einer der herausragendsten Männer der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert“, schrieb der Kirchenhistoriker Klaus Wittstadt zu Döpfners 25. Todestag. Vielgerühmt ist Döpfner bis heute als Konzilsvater und Präsident der Würzburger Synode. Wittstadt betont warum: Er habe die Menschen in seinen Bann gezogen, „denn er war glaubwürdig – das, was er sagte, stimmte mit seinem Leben überein“.
     
    Das Kind aus der Rhön
    Im Geburtsort Hausen war Döpfner immer der „Julius vom Berg“. Er liebte die Heimat und suchte jede Gelegenheit, nach Hausen zurückzukehren. Dabei waren die Kindertage alles andere als unbeschwert. „Mein Kreuzweg“ nannte Döpfners Mutter ihre Tagebuchaufzeichnungen und schrieb: „Man konnte damals die Kinder gar nicht satt bringen.“ Der Vater starb früh, die Mutter war lange krank. Der „Julius vom Berg“ wurde aufs Gymnasium geschickt. Er habe bis dahin „noch nie einen Jungen gehabt, der so schnell alles begriffen hätte“, sagte sein Lehrer. Über das Kilianeum in Würzburg kam Döpfner zum Theologiestudium, wechselte aber schon nach einem Semester nach Rom. Bereits hier verließ Döpfner den engen Kurs der Schultheologie. Er beschäftigte sich mit neueren Philosophien und mit Literatur. Ihn interessierten Geist und Weltanschauung der Schriftsteller. Die fränkische Heimat vergaß er nie. Noch kurz vor seinem Tod schwärmte er in einer Fernsehsendung: „Ich habe dieses Land und seine Menschen von Anfang an innig geliebt.“
     
    Junger Bischof von Würzburg (1948 – 1957)
    Mit 35 Jahren wurde Julius Döpfner Bischof von Würzburg. Die pastoralen Schwerpunkte waren in der Nachkriegszeit klar gesetzt: Viele Gemeinden waren vom Krieg zerstört, den Menschen fehlten Geld und Arbeit, die Heimatvertriebenen mussten eingegliedert werden, die Gesellschaft suchte nach Orientierung. Döpfner packte an: „Wohnungsbau ist heute in Wahrheit Dombau, Wohnungssorge ist Seelsorge.“ Unter diesem Motto gründete er 1949 das St.-Bruno-Werk. 80 000 Wohnungen fehlten noch 1950 in Würzburg. Döpfner wollte besonders familien- und kinderfreundlich bauen. Doch auch Kirchenbau hatte seinen Platz: Er weihte 91 Kirchen ein, viele waren neu gebaut, andere vergrößert oder saniert worden.
    Glaube und öffentliches Bekenntnis gehörten für Döpfner zusammen. „Baut Familie neu.“ war 1951 das Motto der drei Katholikentage im Bistum. 1954 versuchte er, in einer Diözesansynode gemeinsam mit Priestern und erstmals auch Laien Perspektiven für eine aktuelle und menschennahe Seelsorge auszuloten.
    Der „Fall Ochsenfurt“ warf einen Schatten auf die Würzburger Zeit des Bischofs. Die Einweihung der Zuckerfabrik „war für mich die schwerste Prüfung meiner Würzburger Jahre“, sagte Döpfner später. Er wollte sich an den Brauch halten, dass in der überwiegend katholischen Gegend nur ein katholischer Geistlicher öffentlich auftrat, umgekehrt nur ein evangelischer. „Aus Konsequenzgründen“ weigerte sich Döpfner, die Fabrik gemeinsam mit dem evangelischen Dekan einzuweihen. Die Folge: „Ich stand da als sturer, konfessionell engherziger Kirchenmann. Aber dieses Image entsprach in keiner Weise meiner innersten Intention.“
     
    Kardinal in Berlin (1957 – 1961)
    1957 zog der Franke nach Berlin, schon 1958 ernannte Johannes XXIII. ihn zum Kardinal. Döpfner sah darin lediglich eine besondere Ehre für das Bistums Berlin, keineswegs für seine Person. Deutschland war geteilt, Döpfner durfte die Gemeinden seines Bistums außerhalb der Stadtgrenzen bereits ab 1958 nicht mehr besuchen. Via Rundfunk sprach er alle zwei Wochen zu den Gläubigen Es mache ihm große Freude, „einen kurzen Morgengruß in die Stuben zu bringen“, erklärte Döpfner im ersten „Wort aus Berlin“, zumal er nicht zu allen Gemeinden kommen könne.
    Auch in Berlin setzte sich Döpfner für die Gründung eines Siedlungswerkes ein, sorgte sich um die Renovierung der St.-Hedwigs-Kathedrale und ließ in der Nähe von Plötzensee eine Gedenkkirche für die Opfer der Hitlerdiktatur errichten.
    Über die Grenzen Berlins hinaus engagierte sich Döpfner für Frieden und Versöhnung zwischen Deutschland und Polen. Was er 1960 betonte, ist kurz vor der EU-Erweiterung noch immer aktuell: „Für die Zukunft ist die friedvolle Gemeinschaft der Völker und Staaten wichtiger als Grenzfragen“.
     
    Wegbereiter und Moderator des Konzils (1962 – 1965)
    In den Augen Döpfners sollte das Konzil die Kirche erneuern, ihre Botschaft der aktuellen Zeit anpassen. Kirche sei eine „gesellschaftliche Größe“ und müsse mit dem „mündig gewordenen Menschen der Gegenwart“ Kontakt aufnehmen. Nie wollte er jedoch konservative Kräfte und Reformer gegeneinander ausspielen.
    Döpfner hatte bereits einige Vorarbeit zum Konzil geleistet, arbeitete in den entscheidenden Kommissionen mit und gehörte ab der zweiten Sitzungsperiode zu den vier Moderatoren. Viele seiner Anliegen konnte er durchsetzen: liturgische Texte in der jeweiligen Landessprache, Laienapostolat und das Verständnis von Kirche als gemeinsames Volk Gottes, das Ökumenismusdekret oder die Gewisensfreiheit.
    Der belgische Kardinal Suenens, ebenfalls Moderator des Konzils, bringt Döpfners Einfluss auf den Punkt: Er habe das Konzil „durch seine Weisheit, seine Ausgewogenheit, seine Treue zur Tradition und seine Offenheit auf die Zukunft hin geprägt.“
     
    Vorsitzender der Bischofskonferenz (1965 – 1976)
    Während des Konzils, am 2. Dezember 1965, wurde Döpfner zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. Das Konzil hatte beschlossen, die Bischofskonferenzen weltweit einzurichten und ihnen eine eigene Satzung zu geben. Waren die deutschen Bischöfe in der Fuldaer Konferenz bislang lose verbunden, entwickelten sie sich unter ihrem neuen Vorsitzenden zu einer klar strukturierten Organisation. Döpfner baute das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz auf, richtete 15 Bischöfliche Kommissionen zu Themen wie Pastoral, Liturgie oder Ökumene und gründete den Verband der Diözesen Deutschlands als Rechtsträger für gemeinsame Aktionen der Bistümer.
    Döpfners Kurs gegenüber Vatikan und Politik war geradlinig und offen. Er vermittelte im Streit um den Tübinger Theologen Hans Küng und diskutierte unermüdlich über den Paragraphen 218 des Grundgesetzes. Der Schutz des Lebens war für ihn oberste Maxime, dennoch pochte er gemeinsam mit allen deutschen Bischöfen in der „Königsteiner Erklärung“ auf die freie, freilich vor Gott getrofffene, Gewissensentscheidung der Frau.
     
    Präsident der Synode (1971 – 1975)
    Die Beschlüsse des Konzils wollte Döpfner für die Kirche in Deutschland übersetzen. Er berief die Würzburger Synode ein und stellte drei Forderungen: Klerus und Laien sollten „Aufeinander zugehen“, „Miteinander reden und gemeinsam sprechen“ aber vor allem „Den Geist Jesu Christi bezeugen und daraus handeln“. Döpfner lobte den offenen und ehrlichen Stil der Konferenzen und betonte: „Wir können nur wünschen, dass diese Art des Sprechens Vorbild für den Umgang aller Glieder der Kirche miteinander wird.“ Doch wie das Konzil, mussten auch die Beschlüsse der Synode erst „mit Geist und Leben“ gefüllt werden. Das Fazit des Präsidenten: „Die Synode endet – die Synode beginnt.“
     
    Erzbischof von München-Freising (1961 – 1976)
    Der Abschied aus Berlin fiel Döpfner schwer, als er 1961 ins Erzbistum München-Freising gerufen wurde. Während der Konzilsjahre pendelte Döpfner stetig zwischen München und Rom, umso mehr sorgte er sich anschließend um die Umsetzung der Konzilspapiere in seinem Erzbistum. 1965 begann er an elf Priestertagen mit Gottesdiensten in der Landessprache, 1968 beauftragte er die ersten Kommunionhelfer, 1971 die ersten Pastoralreferenten. 1972 regelte er die Firmkatechese neu, errichtete die ersten Pfarrverbände, gliederte das Erzbistum in drei Regionen und setzte jeweils einen Regionalbischof ein. Diese Regelung gilt bis heute.
    Bei allen Strukturreformen blieb Döpfner immer Mensch und Seelsorger. Döpfners letzte Amtshandlung war die Segnung einer Schule im Münchner Stadtteil Fürstenried. Er starb 1976 mit der Aussicht auf einen Urlaub in der Schweiz. Zum ersten Mal wollte er dort ein Kartäuserkloster besuchen und mit den Brüdern gemeinsam Gottesdienst feiern.
     
    Julius Döpfner
    wurde am 26. August 1913 in Hausen bei Bad Kissingen geboren. Er wuchs in Hausen auf, besuchte das Gymnasium in Münnerstadt und Würzburg, wohnte im Kilianeum. Im Frühjahr 1933 begann Döpfner mit dem Theologiestudium in Würzburg, wechselte aber schon im Herbst nach Rom. Am 29. Oktober 1933 wurde er in Rom zum Priester geweiht. 1941 kehrte Döpfner nach Franken zurück und war Kaplan in Großwallstadt, Schweinfurt und Gochsheim. 1944 wurde er Präfekt im Kilianeum, von August 1945 bis Oktober 1948 war er Assistent, später Subregens im Priesterseminar.
    Am 14. Oktober 1948 wurde Julius Döpfner zum Bischof von Würzburg geweiht, 1957 nach Berlin berufen und 1958 zum Kardinal ernannt. Nach nur vier Jahren in Berlin ging Döpfner als Erzbischof nach München. In seine Münchner Zeit fielen das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) und die von Döpfner selbst initiierte Würzburger Synode (1971 bis 1975). Ab Dezember 1965 leitete Döpfner außerdem die Deutsche Bischofskonferenz.
    Am 24. Juli 1976 starb Döpfner völlig unerwartet; sein Leichnam wurde in der Krypta der Münchner Liebfrauenkirche beigesetzt.