Dass dem nicht so ist, dass es mehr Gemeinsamkeiten, zumindest Berührungspunkte zwischen diesen Welten gibt, als man zunächst meinen möchte, erläutert im Beitrag Pastoralreferent Dr. Thorsten Kapperer, Beauftragter für Kirche und Sport im Bistum Würzbug, der sich wissenschaftlich mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Nun ja, neidisch könnte man als Kirche schon werden angesichts der Emotionen, die Fußball freisetzen kann, angesichts der Bindungs- und Identifikationskraft, die er entwickeln kann, oder wenn man erlebt, wie er die Seele anrühren kann. Damit tut sich Kirche heute vielfach schwer. Aber vom Fußball lernen?
Andererseits: Dass sich die Kirche derzeit so schwertut, mit Menschen in Kontakt zu kommen, sie für ihre Botschaft der Hoffnung, die eigentlich heute so gebraucht wird, zu interessieren – hat das nicht auch damit zu tun, dass es an der Bereitschaft, auch von anderen zu lernen lange Zeit gefehlt hat? Als klassisch sozialisiertes Kirchenmitglied ist man doch in dem Bewusstsein groß geworden, dass die Kirche die wahre Botschaft hat, dass sie weiß, wie Leben richtig geht, und das den Rest der Welt zu lehren hat, ob er es nun hören will oder nicht. Auch nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, in dem die katholische Kirche den alleinseligmachenden Anspruch aufgegeben hat, blieb das weitgehend so.
Hier setzt an, was bei uns im Bistum unter dem Stichwort sozialraumorientierte Seelsorge umgesetzt wird. Dazu sind vor jeglicher Aktivität zwei Hauptfragen zu klären: Was brauchen die Menschen vor Ort? Und: Gibt es Kooperationspartner? Da wird sich dann zeigen, dass Kirche von anderen manches lernen kann – von denen, denen sie dienen will, und von denen, mit denen zusammen sie das tut. Und die werden dann auch von der Kirche lernen – auf Augenhöhe sozusagen.
Wolfgang Bullin