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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Kommentar von Wolfgang Bullin

    Von Perspektiven und Urteilen

    Spätestens seit Rolf Hochhuths Drama „Der Stellvertreter“, das 1963 Uraufführung hatte, dürfte die unterschiedliche Bewertung von Papst Pius XII. einer breiten Öffentlichkeit bewusst sein:

    Während die einen ihm Versagen und Feigheit vorwerfen, und dass er nicht genug zum Schutz von Juden in der Zeit des Nationalsozialismus getan habe, hat Paul VI. 1965 ein Seligsprechungsverfahren für ihn eröffnet, in dessen Verlauf Pius XII. inzwischen den heroischen Tugendgrad zuerkannt bekam. Mehr Klarheit sollte die im Jahr 2000 erfolgte Freigabe der bis dahin unter Verschluss gehaltenen vatikanischen Akten bringen. Das bislang wissenschaftlich ausgewertete Material hat das Bild zwar klarer gemacht, aber nicht unbedingt zu mehr Konsens in der Bewertung geführt. Das hat eine Fachtagung über den Zwischenstand der Forschungen gezeigt (siehe Seite 4/5).

    Sie hat damit ebenfalls bestätigt, dass auch umfangreiches Archivmaterial kein Garant für Wahrheit ist. Über Denken und Motive handelnder Personen hat es nur begrenzte Aussagekraft. Entsprechend vorsichtig und differenziert sind die Schlussfolgerungen der Fachleute. In krassem Gegensatz dazu steht, wie schnell heute oft geurteilt, ja verurteilt wird. Häufig von wenig bis keiner Sachkenntnis getrübt, werden in Sekundenschnelle Urteile gefällt und in die Welt gepostet, von anderen ungeprüft nachgebetet und weiterverbreitet. Ein System, das weltweit zur Manipulation genutzt wird, wie nicht zuletzt die aktuellen Konfliktherde zeigen. Dagegen wappnen kann man sich: durch Bauen auf geprüfte, im Idealfall mehrere Quellen und durch eigene Recherche; weiter durch die Bereitschaft, Dinge auch aus einer anderen als der eigenen, gewohnten Perspektive zu betrachten. Wenn es um Personen geht, ist es zudem hilfreich, sich deren Lage zu vergegenwärtigen und sich zu fragen, wie man sich selbst in dieser Lage verhalten hätte. Das kann vor Hochmut im Ur­tei­len über andere bewahren, womit man als Christ ohnehin äußerst zurückhaltend sein sollte.    

    Wolfgang Bullin