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      Von glücklichen Mönchen und Kühen

      Im Jahr 1994 haben die Benediktiner in Plankstetten auf organisch-biologische Landwirtschaft umgestellt. „Damals galten wir noch als Spinner“, erinnert sich Bruder Richard. Inzwischen ist Plankstetten weit ü̈ber die Region als grü̈nes Kloster bekannt und zugleich Impulsgeber fü̈r Landwirte und andere Klostergemeinschaften.
      Das Kalb stößt mit dem Kopf an das prall gefü̈llte Euter und trinkt gierig. Eng schmiegt sich das braun-weiß gefleckte Jungtier an den Bauch seiner Mutter. Zwei weitere Kü̈he liegen mit weit von sich gestreckten Beinen auf einer hohen Schicht aus Heu und Stroh, daneben schlafen Kälber mit weißen Schnauzen.  Die idyllische Szene spielt sich im Stall der Benediktinerabtei Plankstetten in der Oberpfalz ab. Die Mönche setzen schon seit ü̈ber 15 Jahren in die Tat um, was oftmals noch als Ziel formuliert wird: artgerechte Tierhaltung und Biolandwirtschaft. „Wir haben die Natur geschenkt bekommen und mü̈ssen achtsam mit ihr umgehen“, sagt Bruder Richard Schmidt. Als er sich dem Freilaufstall nähert, drängt sich das Fleckvieh laut muhend ans Gatter.  Bekleidet mit grü̈nen Gummistiefeln, Latzhose und Kittel steigt der 44-jährige Leiter des Klostergutes in den Stall und öffnet das Tor. „Hopp, hopp, gemma“, ruft er den Mutterkü̈hen und Kälbern zu, die im Galopp den Weg Richtung Weide einschlagen. Rund 130 Kü̈he und Ochsen, 80 Kälber, 150 Mastschweine, 30 Stü̈ck Damwild und 80 Schafe werden auf dem Klostergut oberhalb des Konvents gehalten. Im Sommer grasen die Kü̈he jeden Tag auf der Weide.  Fü̈r die Schweine bauen die Ordensleute derzeit einen neuen Stall. Er wird den Tieren fast viermal mehr Platz bieten, als bei konventioneller Haltung ü̈blich wäre.  Im Jahr 1994 hat die 1129 gegrü̈ndete Abtei auf organisch-biologische Landwirtschaft umgestellt. „Damals galten wir noch als Spinner“, erinnert sich Bruder Richard. Inzwischen ist Plankstetten weit ü̈ber die Region als grü̈nes Kloster bekannt und zugleich Impulsgeber fü̈r Landwirte und andere Klostergemeinschaften. So stellten etwa die Benediktinerinnen von Kirchschletten bei Bamberg und die niederbayerische Abtei Niederaltaich nach dem Vorbild der Oberpfälzer ebenfalls auf Biolandbau um. Bruder Richard greift in eine Holzkiste voller Dinkel und lässt die Körner langsam durch seine Hand rinnen. „Was wir zum Leben brauchen, erwirtschaften wir selbst oder beziehen es aus der Region“, erklärt der gelernte Agrartechniker. Klee, Weizen, Kartoffeln, Mais, Braugerste, Hafer, Erbsen, Dinkel, Roggen, Einkorn und Emmer baut der Bioland-Betrieb im Sechsjahres-Rhythmus auf rund 120 Hektar Fläche an.  „Wir setzen auf Vielfalt statt Monokultur.“ Aus dem Getreide der Mönche braut das Riedenburger Brauhaus vier Sorten Klosterbier, „Dinkel“, „Spezial“, „Dunkel“ und den „Maibock“. Verkauft wird das Biobier mittlerweile nicht nur im Hofladen des Klosters und in der Klosterschänke, sondern auch in Bioläden und Supermärkten in Bayern. Der Treber, ein Abfallprodukt beim Brauen, geht zurü̈ck ans Kloster, als Futter fü̈r Kü̈he und Schweine.  Vor dem gläsernen Gewächshaus unterhalb der Klosterkirche stapeln sich Dutzende Plastikkisten. In 40 Meter langen Beeten wachsen roter und weißer Kohlrabi, Kopfsalat, grü̈ner und roter Eichblattsalat sowie Radieschen. Auch Gerhard Wagner, Leiter der Klostergärtnerei, setzt auf Vielfalt. Fü̈r ihn hat der Artenreichtum aber nicht nur Vorteile: „Man muss sich auf die einzelnen Kulturen einstellen und kann nicht so viele Maschinen einsetzen. Das bedeutet viel Handarbeit.“ Trotzdem ist der 56-jährige Gartenbauingenieur vom organisch-biologischen Anbau ü̈berzeugt:  „Bio funktioniert, wenn man langfristig denkt und seine Kulturen und Schädlinge kennt.“ Damit diese Idee Kreise zieht, hält Wagner Vorträge fü̈r Hobbygärtner und Bauern. Unter dem provokanten Motto „Mord und Totschlag im Gartenbeet“ informiert er ü̈ber Nü̈tzlinge und Schädlinge beim Gemü̈seanbau. „Die Kreislaufwirtschaft ist uns wichtig, denn so bleibt das Geld in der Region“, erklärt Bruder Bonifaz Holzmann. Der 41-jährige Bäckermeister und Leiter der Klosterbäckerei trägt das lange schwarze Ordensgewand der Benediktiner. In seiner Backstube wird fast ausschließlich Getreide aus eigenem Anbau verwendet. Bei einem Neumarkter Mü̈ller lassen die Mönche es zu Mehl mahlen. Rund neun Tonnen verarbeiten der Frater und seine fü̈nf Mitarbeiter monatlich zu Brot, Kuchen und Gebäck.  Das warme Wasser fü̈r die Bäckerei liefern Sonnenkollektoren. Sie decken 40 Prozent des klösterlichen Strombedarfs. In einer Hackschnitzel-Heizanlage verfeuern die Ordensleute den Holzabfall aus den rund 60 Hektar großen Wäldern der Abtei. So heizen sie weitgehend kohlendioxid-neutral. „BSE und Lebensmittelskandale sind an unserem Kloster vorbeigegangen“, sagt Frater Bonifaz. „Gerade in diesen Zeiten haben die Menschen verstärkt auf Bioprodukte zurü̈ckgegriffen.“ Im kleinen Hofladen herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Frauen im mittleren Alter fü̈llen ihre Einkaufstaschen mit Bratwü̈rsten und Schinken aus der klösterlichen Metzgerei. Aus bis zu 15 Sorten Brot können die Kunden auswählen, sich mit saiso­nalen Obst, Gemü̈se und Kräutern aus der Klostergärtnerei eindecken. Auch Eier, Milchprodukte und Nudeln von Biobauern aus der Region werden angeboten.  Der heutige Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, hatte in seiner Zeit als Abt in Plankstetten das Bio-Projekt gestartet. „Wir dachten, er wird der grü̈ne Bischof“, sagt Bruder And­reas Schmidt, der als Cellerar fü̈r die wirtschaftlichen Belange des Klosters zuständig ist. Bisher sei es ihm noch zu wenig, was sein Ex-Chef in die Wege geleitet habe. Natü̈rlich brauche alles seine Zeit, aber er hoffe, dass der frü̈here Abt noch Vorreiter in Sachen Bio unter den bayerischen Bischöfen werde. Schmidt wü̈nscht sich konkrete Maßnahmen. So wü̈rden täglich in kirchlichen Einrichtungen Tausende Essen ausgegeben. „Wenn allein die katholischen Bildungshäuser und Altenheime auf Bio umstellen wü̈rden, wäre das ein großer Schritt. Die Kirche darf nicht nur von Schöpfungsbewahrung reden, sondern muss auch etwas dafü̈r tun.“