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    Von der Näherin zur Warenhausleiterin

    Nein, Schwester Dora hat den Eintritt ins Ordensleben nicht bereut. Warum sie vor 53 Jahren diesen mutigen Schritt wagte, kann sie im Letzten nicht sagen. Gefragt, ob sie denselben Weg noch einmal gehen würde, antwortetet sie ohne Zögern: „Ja, sofort!“ Und dabei leuchten ihre Augen – genauso wie vor vielen Jahren, als sie den Entschluss fasste, als Missionsschwester nach Afrika zu gehen.
    Sie war in Afrika und England. Seit vielen Jahren lebt sie in Amerika. Und sie hat Schönes und Schweres, bittere Armut, aber auch großherzige Hilfsbereitschaft kennen gelernt: Wenn Schwester Dora Zapf auf ihr Leben zurückblickt, kann sie Einiges erzählen. Seit mehr als einem halben Jahrhundert steht die Salvatorianerin im Dienst der Kirche. Vor genau 50 Jahren legte sie ihre Profess ab – und entschied sich für ein Leben, das sie weit über ihre unterfränkische Heimat hinaus in die weite Welt führen sollte.

    Ein langes Ordensgewand, die Haare von einem Schleier bedeckt – so stellt man sich gemeinhin eine Nonne vor. Nicht so Schwester Dora: Zum Interviewtermin erscheint sie in weißer Bluse und blauem Kostüm. Mit ihren grauen Löckchen und den lebhaften braunen Augen würde man die 71-Jährige auf den ersten Blick kaum für eine Ordensschwester halten. „Uns ist es frei gestellt, ein Ordensgewand zu tragen“, erklärt sie. Lediglich die kleine Brosche an ihrer Halskette verrät die Ordenszugehörigkeit. „SDS“ ist darauf eingraviert – eine Abkürzung für „Societas Divini Salvatoris“, der lateinischen Bezeichnung für „Gesellschaft des Göttlichen Heilands“, wie sich der Salvatorianer-Orden auch nennt.

    Leben als Nonne war für sie ursprünglich unvorstellbar
    Dass sie einmal Nonne werden würde, hätte sich Klara Zapf, wie Schwester Dora vor ihrem Klostereintritt hieß, kaum träumen lassen. Als Älteste von drei Geschwistern wuchs sie in dem kleinen Ort Kirchschönbach im Dekanat Kitzingen auf, wo ihre Eltern eine Landwirtschaft betrieben. „Unsere Familie war sehr religiös. Wir wurden sehr christlich erzogen“, erinnert sie sich. Dass die Mutter katholisch, der Vater aber evangelisch war, habe für sie und ihre Geschwister kaum eine Rolle gespielt. „Unser Vater ging zwar in den evangelischen Gottesdienst, unterstützte aber die katholische Erziehung von uns Kindern“, berichtet sie.
    Den eigentlichen Anstoß zum Eintritt ins Ordensleben erfuhr Schwester Dora durch eine Volksmission in ihrem Heimatort. „Als die Salvatorianer-Patres Dias von der Not in Afrika zeigten, verspürte ich den starken Wunsch, den Menschen dort zu helfen“, erzählt sie. Von da an ließ sie der Gedanke, als Ordensfrau in die Mission zu gehen, nicht mehr los. Ihre Eltern zeigten sich dem Ansinnen gegenüber zwar nicht abgeneigt. Auf Wunsch des Vaters musste sie jedoch erst eine Schneiderlehre absolvieren, ehe dieser seine Einwilligung gab.

    Mit 18 Jahren trat Schwester Dora schließlich als Novizin in das Salvatorianerinnenkloster „Donauhof“ in Passau ein. „Ich gebe dir sechs Wochen!“, meinte der Vater seinerzeit. Dass seine temperamentvolle, fröhliche und unternehmungslustige Tochter es länger im Kloster aushalten würde, hielt er damals für wenig wahrscheinlich. Jedoch sollte sich seine Prophezeiung nicht bewahrheiten: 1956 legte die junge Ordensfrau ihre erste Profess ab und wechselte in ein Kloster nach England über. Vier Jahre verbrachte sie dort, um für den Einsatz in der Mission Englisch zu lernen.

    Vor 50 Jahren ging ein großer Traum in Erfüllung
    1961 ging der große Traum in Erfüllung: Schwester Dora wurde nach Tansania zu einer Missionsstation in der Hauptstadt Dar es Salaam gesandt. Der Salvatorianer-Orden unterhielt dort eine Schule mit 200 Internatsschülern. Hier übernahm sie nicht nur organisatorische Aufgaben, sondern gab den afrikanischen Schülern Nähunterricht. „Wir hatten wenig zu Essen, es gab kein Trinkwasser und wir erkrankten immer wieder an Malaria“, schildert sie die damaligen Umstände. Dennoch denkt sie, allen Entbehrungen zum Trotz, gerne an jene Zeit zurück.
    Insgesamt zwölfeinhalb Jahre lebte Schwester Dora in Tansania. In dieser Zeit lernte sie auch andere Missionsstationen kennen, wo sie jeweils die Haushaltsführung übernahm und in der Krankenpflege mitarbeitete. Gerne wäre sie noch länger in Afrika geblieben. Doch 1973 spürte die tatkräftige Ordensfrau eine neue Berufung: Als ein Ordensbruder bei einem Gastbesuch nach Helfern für ein neu errichtetes „Mission Warehouse“ in den USA suchte, fühlte sie sich sofort angesprochen und folgte dem Ruf nach Amerika.

    Seit 33 Jahren lebt die Salvatorianerin nun schon in den Vereinigten Staaten und leitet dort zusammen mit zwei Ordensbrüdern das „Salvatorian Mission Warehouse“ in Milwaukee. Von dem großen Sammellager aus werden jährlich rund 1000 Tonnen Hilfsgüter mittels großer Schiffscontainer zu Missionsstationen nach Lateinamerika und Afrika transportiert. Vor allem Arznei- und Lebensmittel, aber auch Kleidung und Nähmaschinen gelangen so zu hilfsbedürftigen Menschen in arme Länder.

    Mit der Arbeit im Warenhaus Lebensaufgabe gefunden
    Mit der Arbeit im „Mission Warehouse“ – zu deutsch „Missionswarenhaus“ – hat die gebürtige Unterfränkin ihre Lebensaufgabe gefunden. „Das Ganze ist ein lebendes Wunder“, sagt sie. „Einmalig“ sei das Projekt nicht nur deshalb, weil zahlreiche Firmen regelmäßig die Hilfsgüter spenden und für den guten Zweck teilweise sogar Überproduktionen fahren. Beeindruckend sei vor allem auch die große Zahl an ehrenamtlichen Helfern: Rund 300 Mitarbeiter stellten sich regelmäßig zur Verfügung, um die Waren zu sortieren, zu verpacken und transportfähig zu machen. Lehrer und Krankenschwestern seien ebenso darunter wie pensionierte Landwirte. „Die Leute opfern ihre Freizeit, um mit anzupacken. Einige Familien verbringen sogar einen Teil ihrer Ferien bei uns“, schildert die Ordensfrau ihre überaus positiven Erfahrungen.

    Viele der ehrenamtlichen Helfer kennt Schwester Dora schon seit Jahren. „Wir sind wie eine große Familie“, beschreibt sie das Verhältnis untereinander. Ob bei der gemeinsamen Arbeit, während der täglichen Kaffeepause, bei Geburtstagen oder bei regelmäßigen Helfertreffen – der Gemeinschaftssinn werde sehr groß geschrieben. „Die Leute sind voller Enthusiasmus. Wir brauchen nie nach freiwilligen Helfern zu suchen. Es ist eine herrliche Arbeit“, schwärmt die 71-Jährige, der man ihr Alter nicht ansieht und die nach Möglichkeit „noch viele Jahre“ für das „Warehouse“ arbeiten will. Vor allem der tägliche Kontakt mit den Menschen bereitet ihr viel Freude – ebenso wie die Gewissheit, durch ihren Einsatz fremde Not zu lindern.

    Stimme des Herzens gefolgt und mutigen Schritt gewagt
    Nein, Schwester Dora hat den Eintritt ins Ordensleben nicht bereut. Warum sie vor 53 Jahren diesen mutigen Schritt wagte, kann sie im Letzten nicht sagen. „Es war wie ein innerer Drang, etwas, das direkt aus dem Herzen heraus kam“, versucht sie ihre Berufung zu beschreiben. Und so ist sie der Stimme ihres Herzens gefolgt und hat dadurch, trotz manchen Verzichts, ihr persönliches Lebensglück gefunden. Gefragt, ob sie denselben Weg noch einmal gehen würde, antwortetet sie ohne Zögern: „Ja, sofort!“ Und dabei leuchten ihre Augen – genauso wie vor vielen Jahren, als sie den Entschluss fasste, als Missionsschwester nach Afrika zu gehen.


    Wer Schwester Dora in ihrer Arbeit unterstützen möchte, kann eine Spende überweisen an: „Süddeutsche Provinz der Salvatorianer – Missionsprokura“, Stichwort: „Sr. Dora Zapf S.D.S.“, Kontonummer 2 333 619 bei der LIGA Bank eG München (BLZ 750 903 00).