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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Vom Tanz des Lebens

    WALDBÜTTELBRUNN. „Heute besuche ich mich, hoffentlich bin ich zu Hause.“ Einer der bekanntes­ten Aussprüche des bayerischen Komikers Karl Valentin beschreibt nach Ansicht des Theologen Wunibald Müller treffend den Alltag vieler Menschen. „Viel zu oft lassen wir den Alltag einfach an uns vorüber rauschen und verlieren uns selber“, sagte er vor rund 100 Zuhörern. Dem stellte er in seinem Vortrag „Gönne dich dir selbst“ den entschiedenen Aufruf entgegen: „Überlass dich dem Tanz des Lebens!“
    Der für ein religiöses Thema ungewöhnliche Gastgeber des ersten in der neuen fünfteiligen Reihe „Lebensorte – Glaubensorte“ des Dekanats Würzburg links des Mains veranstalteten Abends, die Waldbüttelbrunner Firma Steinigke Showtechnik, ist deutschlandweit bekannt: Mit modernster Technik, bringt sie Tausende Watt starken Lautsprechern oder imposanten Lichteffekten Schwung ins Leben der Menschen. Für Chefin Ulrike Steinigke ist ihre Firma auch ein „Lebensort“ für ihre Mitarbeiter. Ein mittelständisches Unternehmen müsse auf Leistung achten. Dies gelinge aber nur, wenn sich die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit wohlfühlten. 

    Leben Grau in Grau

    In einer „guten Balance“ zwischen Arbeit und Freizeit sieht auch Wunibald Müller das Rezept für ein zufriedenes Leben und die Voraussetzung, „die Arbeit zu etwas Heiligem zu machen“. Als Leiter des Recollectio-Hauses (Münsterschwarzach) ist er mit den Problemen ratsuchender Menschen vertraut. „Ich habe zu viele kennen gelernt, die von klein auf dazu erzogen wurden, dass die Anderen am wichtigsten sind, und dabei sich selber aus dem Blick verloren haben“, sieht er in einem achtlosen Umgang der Menschen mit sich selber die Wurzel vieler Krankheiten. Die Aufopferung für Andere könne nicht lange gut- gehen: Irgendwann seien Körper und Seele überfordert. Es folgten Dienst nach Vorschrift, Erschöpfung und Antriebslosigkeit, der Griff nach Alkohol, Rauchen und Koffein. Irgendwann zeige sich das Leben nur noch Grau in Grau, die Volkskrankheit Depression drohe. Um dem vorzubeugen, empfiehlt der gelernte Psychotherapeut einen bewussten Umgang mit der Zeit, bei dem feste Rituale helfen, „für eine Weile bei mir zu verweilen“. Dies könne bewusstes Ein- und Ausatmen, Meditieren, die Lektüre eines interessanten Buches oder auch das Gebet in einer stillen Kapelle sein. In seinem eigenen Leben hat er sich hierfür „heilige“ Freiräume geschaffen: Morgens widmet er sich kurz seinem Traumtagebuch, mittags besucht er das Mittagsgebet der Münsterschwarzacher Missionsbenediktiner und am Abend entzündet er Kerzen vor einer Ikone. Entscheidend sei jedoch hierbei auf sich selber zu hören und sich nicht „leben zu lassen“.  

    Die Umgebung beseelen

    Nicht die kirchlichen Dogmen oder der Papst, sondern „Achtsamkeit und Wohlwollen für sich selber“ seien entscheidend. Selbstliebe sei kein Egoismus. Vielmehr könne nur einer, der sich selber liebe, einem Anderen Liebe schenken und seine Umgebung beseelen. Zur „Fürsorge für sich selber“ gehörten etwa das Nein-Sagen, die Heiligung des Sonntags, die vermeintlich kleinen Genüsse und vor allem die Achtung vor dem eigenen Leib als dem „Tempel Gottes“: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes!“, heiße es im 1. Brief des Paulus an die Korinther.  Denn nur ein Mensch, der in der Gegenwart präsent sei und sie genieße, der sei auch offen für das „Grenzenlose, das Ewige, eine Spiritualität, die in die Mitte unseres Lebens hineinwirkt“. Die Trennung in eine religiöse und weltliche Kultur verschwinde und der jeweilige Lebens- und Arbeitsort werde zu einem „Glaubensort“: „In einem solchen Moment ist alles, was wir tun, an das Ewige angebunden.“ Nächster Termin: 12. November, 19.30 Uhr, Aussegnungshalle in Waldbü̈ttelbrunn.