Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr

    Vom Geist des Karmels

    Ich hab meine Augen auf den Berg Carmelum gehoben, Dahero mir Mariae Hülff wird kommen von oben.“ Diese Inschrift am Westportal der Maria-Hilf-Kapelle am nördlichen Ortsausgang von Zellingen enthält in wenigen Worten die Begründung für den Bau dieser stattlichen Landkapelle. Als bewusste Anlehnung an den Berg Karmel als Gründungsort des Karmelitenordens führt sie direkt zur Zellinger Skapulierbruderschaft, die die Kapelle als Bruderschaftskapelle errichtet hat und bis heute pflegt und unterhält.
    Die Geschichte der Zellinger Maria-Hilf-Kapelle ist aufs Engste mit der bis heute lebendigen Skapulierbruderschaft verknüpft, deren Anfänge bis in das Jahr 1252 zurückreichen. Nachdem Bischof Heinrich IV. von Eichstätt im Jahre 1252 die neu geweihte Pfarrkirche durch Verleihung eines Ablasses zu einem Gnaden- und Wallfahrtsort erhoben hatte, fühlte sich die Zellinger Jugend bewogen, sich zu einer „Bruderschaft Mariä zu Ehren“ zusammenzu­schließen. Neben zwei Jahrtagen stiftete die Bruderschaft einen „Ewigen Leuchter“ vor dem Marienaltar, der für „ewige Zeiten“ mit Wachskerzen versorgt werden sollte. Bald traten auch Ritter und Adelige in die Bruderschaft ein und bedachten diese mit großzügigen Stiftungen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts ging die Gemeinschaft in den Unruhen des Bauernkrieges unter.  

    Die Kapelle 1652 wiederbelebt

    Genau 400 Jahre nach Gründung der Leuchtenbruderschaft, nämlich im Jahre 1652, wollten die Würzburger Beschuhten Karmeliten („Reuerer“) den Geist dieser Bruderschaft wieder wecken und gründeten deshalb in Zellingen die „Erzbruderschaft des heiligen Skapuliers vom Berge Karmel“. Die Besonderheit dieser drittordensähnlichen Gemeinschaft liegt im so genannten Skapulier: Dabei handelt es sich um zwei braune Tuchstückchen mit dem Bildnis der Muttergottes, die durch zwei schmale Bändchen verbunden sind. Das unter der Kleidung getragene Miniatur-Ordenskleid geht zurück auf den Karmelitenordensgeneral Simon Stock, der das Skapulier in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 1251 von der Gottesmutter Maria erhalten haben soll. Dabei soll sie ihm und allen Karmeliten zugesichert haben: „Wer darin stirbt, wird das ewige Feuer nicht erleiden.“

    Skapulierbruderschaft

    Der überaus beliebten Zellinger Bru­derschaft sollen bald 4000 Mitglieder angehört haben. Zeitgenössischen Be­richten zufolge kamen Jahr für Jahr neue Mitglieder hinzu, die sich mit dem heiligen Skapulier bekleideten und so unter den schützenden Mantel Mariens stellten. Bald kam auch der Wunsch nach einer eigenen Kapelle auf. Doch zunächst musste man sich mit einer Kopie der von den Karmeliten hoch verehrten Maria della Bruna aus der Kirche Santa Maria del Carmine in Neapel zufrieden geben, die 1673 nach Zellingen kam.  Im Jahre 1677 war es dann endlich soweit: Am 20. November 1677 konnte der Grundstein für die Bruderschaftskapelle gelegt werden. Schenkt man dem Bericht des Geschichtsschreibers Ignatius Gropp Glauben, erhielt die neue Kapelle dort ihren Platz, wo ein Mönch des Benediktinerklosters Neustadt am Main um 1670 von Retzbach aus ein glänzendes Licht gesehen haben soll. Der Kirchenbau schritt rasch voran und wurde von vielen Seiten durch freiwillige Mitarbeit und unentgeltliches Baumaterial unterstützt.  Am Fest Maria Schnee 1685 weihte der Würzburger Weihbischof Stephan Weinberger die Kirche auf den Namen „Mariae Hilf vom Berge Karmel“. Rasch entwickelte sich die Kapelle zu einem viel besuchten Wallfahrtsort. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts soll der Zustrom gar so stark wie nach Retzbach und Dettelbach gewesen sein; möglicherweise lag der Grund dafür jedoch ganz einfach da­rin, dass die Kapelle wichtige Raststation für Wallfahrer nach Dettelbach und Walldürn war. Bei den Renovierungsarbeiten im Jahr 1892 wurde die prachtvolle barocke Ausstattung entfernt; die alten Barockaltäre sowie die überlebensgroße, in Gold gefass­te Kopie der Skapuliermadonna gelangten über Umwege nach Birkenfeld bei Marktheidenfeld, wo die Figur 1932 neu gefasst und in der Pfarrkirche aufgestellt wurde. Der heutige frühklassizistische Hochaltar sowie die beiden Seitenaltäre wurden 1780/1788 vom   Würzburger Hofbildhauer Johann Peter Wagner geschaffen und stammen aus der nahe gelegenen Wallfahrtskirche Maria im Grünen Tal in Retzbach.  Heute steht im linken Seitenaltar glücklicherweise wieder eine Skapuliermadonna: Die 2,70 Meter große, monumentale Holzplastik ist eine in den 1950er Jahren angefertigte Kopie des verloren gegangenen Zellinger Originals. Sowohl Maria als auch das auf ihrem Arm sitzende Jesuskind präsentieren das Skapulier als Unterpfand des Heiles. Bewusst ist die Figur auf einem Schiff platziert und vermittelt so die Botschaft: Wer sich im bewegten Fluss des Lebens an Maria wendet, findet Halt und Richtung! Den vollständigen Beitrag finden Sie im Würzburger katholischen Sonntagsblatt vom 7. Juni 2009.