Täglich etwa 30 Leute wählten die Telefonnummer 09 31/30 50 80 und landeten so bei ihr oder ihrer Kollegin Iris Graus, die als Hauswirtschaftsmeisterin die Produktberatung betreut, erläutert Ernährungsberaterin Bianca Schürger. Im ersten Stock des „Matthias-Ehrenfried-Hauses“ werden sie unterstützt von Eva-Maria Traupe, die als Volljuristin für die Produktberatung beim VerbraucherService zuständig ist. Für Frauenbund-Mitglieder – diözesanweit sind es 15000 – seien Kurzberatungen kostenlos, erklärt Schürger. Immerhin unterstütze der Frauenbund die Beratungsstelle mit 1,80 Euro pro Mitglied und Jahr, klärt auf Anfrage Diözesanvorsitzende Elisabeth Stula auf. Ausführlichere Beratungen dagegen wie die Suche nach Textbelegen seien kostenpflichtig; Mitglieder aber erhielten einen zehnprozentigen Rabatt.
„Aktualität und Neutralität werden bei uns groß geschrieben. Das macht unsere Schlagkraft aus“, sagt die ehrenamtliche Leiterin der Beratungsstelle. Seit 2000 betreut Maria Deckelmann das Büro des VerbraucherService in Würzburg, eines von insgesamt 13 in Bayern. Bei seiner Gründung habe der Schwerpunkt des Vereins vor allem auf Hauswirtschaftskursen gelegen, um die noch weit verbreitete Geringschätzung hausfraulicher Tätigkeiten zu beseitigen. Auch heute noch biete der VerbraucherService neben seiner Beratungstätigkeit zahlreiche Kurse und Vorträge an. Dieses Angebot richte sich nicht nur an Frauen, auch Kinder, Senioren, Alleinstehende oder Eltern gehörten zur Klientel des VerbraucherService.
In der Beratung sei es wichtig, kompetenter Ansprechpartner auch bei aktuellen Themen wie beispielsweise dem Gammelfleisch-Skandal oder der Vogelgrippe zu sein, verdeutlicht Deckelmann. Bei manchen Anfragen kann sich Umweltberaterin Deckelmann auch ein Lächeln nicht verkneifen: Einmal, das war vor dem viel gefürchteten Jahrtausendwechsel, sei eine Frau am Telefon gewesen. Die flüsterte, sie könne nur anrufen, weil ihr Mann gerade im Keller sei. Der habe aus Angst vor einer atomaren Katastrophe zu Beginn des Jahres 2000 zahlreiche Blechtonnen gekauft. Diese fülle er nun mit Lebensmitteln und wolle sie dann im Garten vergraben. „Seine Frau wollte nur wissen, ob die Nahrungsmittel beim Eintreffen des befürchteten Atomfalls in den Tonnen auch radioaktiv verseucht würden“, erzählt Deckelmann. Das Essen werde ihrem Ehemann nach einer Atomkatastrophe auch nichts mehr nützen, habe sie der Frau gesagt. „Vielleicht hat die Anruferin auch nur wissen wollen, ob zumindest sie ‚noch richtig ticke‘, lacht Deckelmann.
Finanziert wird der VerbraucherService zu knapp zwei Dritteln vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Ein Drittel steuere der Frauenbund bei, erklärt die Beratungsstellenleiterin. Neben diesen beiden festen Einnahmequellen dienten Beratungsgebühren zur Kostendeckung. Die Finanzierung betrachtet Maria Deckelmann für die Zukunft als gesichert. Die Kurse und Vorträge der Beratungsstelle richteten sich nicht nur an Frauen, betont Stula, sondern auch an Männer. Bei der Beratung im VerbraucherService bietet sich ein ähnliches Bild: Es riefen gleich viele Frauen wie Männer an, sagt Ernährungsberaterin Bianca Schürger. Häufig bäten Mütter für ihre Kinder, oder auch Kinder für ihre Großeltern um Rat; manchmal rufe auch die Oma für ihre Enkel an: Die hätten sich mit dem Hausbau verschuldet und trauten sich nicht, eine Schuldnerberatung aufzusuchen – nur ein Problem von vielen.
Mit Kollegin Iris Graus sitzt Schürger in ihrem Büro neben der „Infothek“, einem großen Regal: Alle Ordner darin könnten die Kunden kostenfrei nutzen, so die Beraterin. Die Würzburger „Infothek“ umfasst die Bereiche Ernährung, Multi-Media, Energie und Umwelt, Haus und Garten, Recht, Versicherungen, Geldanlagen, Medizin und Gesundheit sowie Haushaltsgeräte. Die Ordner würden ständig mit aktuellen Berichten auf den neuesten Stand gebracht. Ausgewertet würden Publikationen wie beispielsweise Stiftung Ökotest, Stiftung Warentest, der CMA (Lebensmittel-Informationen) oder der DGE (Richtlinien für die Ernährungspyramide).
Auch Telefonkunden würden von ihr und ihrer Kollegin übergreifend beraten, betont Iris Graus. Wenn jemand beispielsweise ein Haushaltsgerät anschaffen wolle, sie wüsste Rat. Die einzige Ausnahme seien Baumaschinen, schmunzelt die Produktberaterin. Es meldeten sich auch Leute, die eine juristische Beratung bräuchten. Die leite sie an Verbraucherberaterin Eva-Maria Traupe weiter. „Wir verstehen uns als erster Ansprechpartner“, erläutert Traupe. Beim heutigen Produkte- und Informations-Wirrwarr böte der VerbraucherService Hilfe. Sie berate häufig wegen Reklamationen: Gaspreiserhöhungen, aufgedrängte Abonnements, Beschwerden über die Gebühreneinzugszentrale oder astronomisch hohe Handyrechnungen seien Beispiele. Versicherungsberatung dagegen sei in Würzburg nur eingeschränkt möglich. Ein weiteres Beispiel sei die Gewinn-Mitteilung, die einem per Post ins Haus flattere. Da sei es am klügsten, sie einfach zu ignorieren und wegzuschmeißen, erläutert Traupe. Ähnliche „falsche Versprechungen“ gebe es im Internet.
Neben der Beratung bietet der VerbraucherService in Würzburg zahlreiche Kurse und Vorträge: Ob „Kochen nach den Sternen – für jedes Sternzeichen“, „Osterbrunch – das andere Ostermenü“ oder „Fit in den Frühling“, das Angebot ist vielfältig. Viele Kurse oder Vorträge finden in Kooperation mit dem Matthias-Ehrenfried-Haus statt.
Zahlen und Fakten
Ende 1955: Gründung der Bayerischen Hausfrauenvereinigung (später: VerbraucherService) in Würzburg. Sie baut auf der Beratungsstelle des Katholischen Deutschen Frauenenbundes auf.
1973: Beratungsstelle zieht vom St.-Burkardus-Haus ins Matthias-Ehrenfried-Haus, Bahnhofstraße 4-6, um.
1983: Finanzierungs- und Schuldnerberatung in der Beratungsstelle in Zusammenarbeit mit der „Zentralstelle für rationales Haushalten“ und der Sparkasse Würzburg.
1995: Bezug neuer Räume im Matthias-Ehrenfried-Haus; Einweihung der Nähstube.
Seit 2003: Eine Volljuristin unterstützt das Team der Verbraucherberatung in Rechtsfragen.
Kontakt:
Allgemeine Verbraucherberatung Hauswirtschafts- und Ernährungsberatung
Bahnhofstraße 4
97070 Würzburg,
Telefon 09 31/30 50 80
Fax 09 31/30 50 8 18
Internet: „www.verbraucherservice-bayern.de“
E-Mail: „wuerzburg@verbraucherservice-bayern.de“