Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr
    Johannes Reichart, Missionar auf Zeit, über die ersten Wochen in Südamerika

    Vieles ist anders

    Johannes Reichart, Missionar auf Zeit, über die ersten Wochen in Südamerika
    Das Abenteuer hat endlich begonnen – 15 Monate als Missionar auf Zeit in Südamerika! Pünktlich um 19.25 Uhr am 24. August 2004 startete mein Flugzeug in Richtung Südamerika, einem Kontinent, mit dem viele hauptsächlich das warme Wetter, die bezaubernde Küste Brasiliens und viel Regenwald verbinden. Ich muss zugeben, vor einem Jahr wusste ich auch noch nicht wo Asuncion, die Hauptstadt Paraguays, liegt. Und nun bin ich hier gelandet und drücke für fünfeinhalb Wochen wieder die Schulbank um Spanisch zu lernen, die Sprache meines Einsatzlandes Argentinien.
     
    Meine Gastfamilie in Asuncion, hat mich wie ihren eigenen Sohn aufgenommen. Langweilig war es bei der Familie nie, denn sie zählt stolze sieben Personen (fünf Kinder) und somit fand sich ständig jemand zum Spanisch-Sprechen. Ich bin erstaunt, wie schnell man mit Hilfe des Intensivsprachkurses mit vier Stunden Unterricht am Tag Fortschritte im Spanischen machen kann. Es reicht sogar schon für längere Diskussionen, aber wenn die Leute unter sich reden, oder ich sehr schnell auf etwas antworten muss, komme ich ins Schleudern und ich merke wie lange es doch noch brauchen wird, um eine Sprache wirklich zu können!
     
    Gut vorbereitet
    Auch die Gewohnheiten der Menschen und ihre Lebensart konnte ich schon ein wenig kennen lernen, so zum Beispiel die Siesta, die ich natürlich gleich erfolgreich in meinen Tagesrhythmus integrieret habe. Vieles ist anders, vom Zustand der Straßen, Autos oder Häuser über das stark fleischhaltige Essen bis hin zu den Einstellungen und Sitten der Menschen. So wird hier in Paraguay zum Beispiel der 15. Geburtstag einer Tochter so sehr gefeiert wie bei uns eine Hochzeit. Erst wird eine Art Dankes-Messe in einer extra geschmückten Kirche für das Geburtstagskind gefeiert, und am Abend geht die Geburtstagsfeier mit köstlichen Speisen und Getränken weiter, bis sie bei Cachaca- und Samba-Tänzen ausklingt. Und das im großen Rahmen, meistens mit über 100 bis 200 Leute. Solche Feiern kosten ein halbes Vermögen, aber sie sind ein solch fester Bestandteil der Kultur, dass auch sozial schwächere Familien viel Geld für solch eine große „Fiesta de 15 Cumpleaños“ ausgeben.
    Die Gegensätze zwischen dem reichen Industriestaat Deutschland und Paraguay, einem der ärmsten Länder Südamerikas, sind schon krass, und man ist häufig versucht zu vergleichen. Zum Glück wurde ich von den Steyler Missionaren bestens auf solche Situationen vorbereitet: durch mehrere thematische Wochenenden, zum Beispiel ein länderspezifisches Wochenende über Südamerika und ein zweiwöchiges Blockseminar. Vom Kulturschock und der eigenen Identität, der Geschichte des Einsatzlandes, der Globalisierungsproblematik bis hin zum persönlichen Glauben (mit dreitägigen Exerzitien) wurde alles angesprochen. Und natürlich haben wir auch lang und breit über den Begriff „Mission“ gesprochen, wie er früher aussah und heute aussieht.
     
    Du gehst missionieren?
    „Was, du gehst missionieren?“, haben mich verschiedene Leute im vergangenen Jahr gefragt. Doch zu ihrem Erstaunen (und aus Unwissenheit) hat sich der Missionsbegriff in dem letzten Jahrhundert extrem geändert. Früher war man der Überzeugung durch Mission den so genannten „Unwissenden“, den Eingeborenen, den Glauben und die Erleuchtung „schenken“ zu müssen, ob diese nun wollten oder nicht. Doch das Bild des mit einem Kreuz ausgerüsteten Missionars, der mutig in den Busch wandert um den Menschen „das Heil“ zu bringen, ist passé.
    Mission heißt heute, ganz konkret mit den Menschen und an ihrer Seite das Leben zu teilen, ihre Bedürfnisse, leiblicher und seelischer Art, wahrzunehmen und ihnen zu helfen. Missionare wirken auch häufig als eine Art Brücke zwischen den Kulturen, denn von ihnen erhält man zum Beispiel durch die Missionszeitschriften mehr Informationen über die Entwicklungsländer als über die Bilder der Informationsmedien. Die nämlich führen uns nur die schlimmsten Katastrophen und die am stärksten hungernden Menschen vor Augen und erzeugen somit ein einseitiges Bild. Hier in Asuncion gibt es zum Beispiel auch viele Kinder, die Playstation spielen, Satellitenfernsehen schauen oder sich Musik aus dem Internet runterladen ... Das hätte ich vorher nie gedacht. Allerdings ist das nur die relativ winzige Oberschicht der Gesellschaft, und nicht der Durchschnitt!
    Die Missionare haben hier, im Gegensatz zu Europa, ein gutes Image, denn sie helfen den Menschen ganz konkret im Alltag; Sie leben die Nächstenliebe. Überhaupt ist die Kirche hier in Südamerika seriösen Umfragen zufolge für die Menschen die vertrauensvollste Institution.
     
    Gegensätze aushalten
    Besonders angesprochen hat mich bei den Schulungen der Punkt „Gegensätze wahrnehmen und sie aushalten“. Es ist interessant und wichtig, die Gegensätze und Unterschiede zu sehen und über sie nachzudenken, ohne dabei gleich zu bewerten und etwa zu sagen: „Das läuft bei uns in Deutschland aber besser“ oder umgekehrt. Beide Kulturen haben ihre Stärken und Schwächen.
    Meine Zeit hier in Asuncion geht dem Ende zu und es war sehr beeindruckend, vor allem deswegen, weil ich hier auch gleich ein paar richtig nette junge Leute kennen lernen durfte, die mir zu guten Freunden geworden sind. Auf jeden Fall freue ich mich schon auf meine Erfahrungen und Erlebnisse in der Pfarrei „San Francisco y Santa Rita“ in Eldorado, wo ich mit einem indonesischen Pfarrer in einer argentinischen Gemeinde arbeiten und leben werde.