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    Der ehemalige Kessler-Altar von Bad Königshofen

    Verlorene Pracht

    Der ehemalige Kessler-Altar von Bad Königshofen
    Bad Königshofen/Mellrichstadt. Im Treppenhaus der Kreisgalerie in Mellrichstadt haben seit kurzem mehrere Altarfiguren des Königshofener Barockkünstlers Johann Joseph Kessler einen Platz gefunden. Über hundert Jahre waren sie verschollen und wurden 1991 von Dr. Hans-Peter Trenschel vom Mainfränkischen Museum Würzburg auf dem Dachboden des Miltenberger Rathauses entdeckt und zurück nach Bad Königshofen gebracht.
     
    In Königshofen fand zu dieser Zeit eine Ausstellung über den bedeutenden Grabfeld-Künstler statt, in der sie öffentlich präsentiert wurden. Anschließend waren die Figuren in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt, später im Pfarrgemeindehaus zu finden, bis sie schließlich der Kreisgalerie in Mellrichstadt übergeben wurden.
    Die Figuren, die Gottvater, Christus, die Heilig-Geist-Taube sowie zwei Engel darstellen, stammen aus dem ehemaligen Hochaltar der Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Bad Königshofen, den der Künstler in den Jahren 1755 bis 1757 für seine Heimatstadt schuf. 400 Reichstaler bekam er für seine Arbeit; das sind heute umgerechnet rund 10000 Euro. Etwa hundert Jahre später wurde der Altar im Rahmen der Modernisierungswelle aus dem Gotteshaus entfernt und zerschlagen. Alten Berichten zufolge haben Altwarenhändler aus Bad Kissingen ganze Wagenladungen weggefahren; einzelne Figuren sollen noch längere Zeit in Königshofener Häusern gelegen haben.
    Kesslers Hochaltar dürfte die gesamte Breite des Kirchenchores eingenommen haben und war rund zwölf Meter hoch. Der Altartisch wies ein reich verziertes, hölzernes Antependium auf. Der weit ausladende Tabernakel hatte zwei Nebenblindflügel mit geschnitztem Laub- und Muschelwerk. Über dem Tabernakel war das Lamm Gottes auf dem Buch mit sieben Siegeln dargestellt, bekrönt von einem großen Aufsatz, der zwei Engelsköpfe trug. Die Altarleuchter standen auf einer Staffelei, die reich mit Schnitzwerk versehen war. Den Chorwänden vorgeblendet, erhob sich zu beiden Seiten auf dem mächtigen Unterbau je eine geschnitzte Linse. Ihr schlossen sich, nach dem Hintergrund einschwingend, je drei Säulen von unterschiedlicher Höhe an, und zwar die größten dem Tabernakel am nächsten.
    Postamente, Kapitelle und Gebälk boten eine schier verwirrende Fülle geschnitzten Laub- und Muschelwerks. Über dem Altarbild mit der Darstellung der Himmelfahrt Mariens war das von zwei geschnitzten Vorhängen hinterfangene Wappen des Würzburger Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim angebracht. Zwischen den inneren Säulen standen die überlebensgroßen Statuen St. Kilians und St. Burkards. Über den äußeren Durchgängen fanden sich die Heiligen Johann von Nepomuk und Karl Borromäus. Darüber schwebten Engel, die St. Nepomuk ein Birett und Blumen, dem heiligen Borromäus einen Kardinalshut und ein Kruzifix präsentierten. Vom Gebälk hingen zu beiden Seiten Blütenranken herab.
    Den oberen Abschluss bildete eine Riesenglorie, flankiert von zwei gewaltigen, etwa 2,50 Meter hohen, mit reichstem Schnitzwerk verzierten Urnen. Im Hintergrund Wolken, Strahlen und 14 Engelsköpfe. Unter einem prunkvollen Baldachin sah man die von Strahlen umgebenen Figuren Christi und Gottvaters, eine große Krone für die auf dem Altarbild zum Himmel auffahrende Muttergottes bereit haltend. Von oben schwebte die Heilig-Geist-Taube herab. Diese drei Figuren findet man nun zusammen mit zwei Engeln im Treppenhaus der Kreisgalerie. Vier überlebensgroße Engel mit wallenden Gewändern, ausgebreiteten Flügeln und Palmzweigen in den Händen jubelten einst in Königshofen der Heiligen Dreifaltigkeit zu, ebenso vier kleinere, sitzende oder schwebende Engel. Diese wurden ebenfalls im Depot von Miltenberg gefunden.
    Die Architektur des Altars war laut Dr. Trenschel in fein abgetönten Farben marmoriert, die Figuren waren weiß gefasst, die Gewandsäume, die Attribute und die Ornamentik vergoldet. Der Leiter des Mainfränkischen Museums schreibt auch: „Einen schwachen Abglanz des einstigen Königshöfer Hochaltars vermittelt der 1755/56 entstandene Hochaltar in Eyershausen. Die Stellung der Säulen dürfte dem Vorbild in Königshofen entsprochen haben, dessen Breitenausdehnung jedoch bedeutend größer war.“
    Die Figuren in der Kreisgalerie in Mellrichstadt befinden sich zwar in einem ramponierten Zustand, geben aber ein Abbild von dem gewaltigen Kunstwerk, das einst den Chorraum der Stadtpfarrkirche Königshofen für nur etwa 100 Jahre schmückte.