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    Urlaubspastoral ist oft Notfallseelsorge

    Die Touristen kommen von überall und die Kirche selbst versucht, überall präsent zu sein: Nicht nur in Frankreich, Spanien, auf den Kanarischen Inseln, auch in der Türkei, Kenia und Indonesien kümmern sich ganzjährig hauptamtliche Seelsorger um die Touristen.
    Es soll die schönste Zeit des Jahres werden. Die Sonne scheint, die Luft riecht nach Meersalz und doch sitzt eine Frau in der kleinen Kapelle von Puerto de la Cruz auf Teneriffa und weint leise vor sich hin. Kein unbekanntes Bild für Diakon Bertram Bolz, der auf der Kanareninsel die deutschsprachige Gemeinde leitet: „Die Touristen bringen ihre Probleme in den Urlaub mit.“ Doch sie werden auf Teneriffa damit nicht allein gelassen. „In einer solchen Situation biete ich den Leuten an, sich ihren Kummer von der Seele zu reden.“
    160 deutschsprachige katholische Gemeinden gibt es im Ausland, einige davon auch in ausgemachten Touristenregionen. Dort fühlen sich die Gemeinden besonders für die Feriengäste verantwortlich. Die evangelische Kirche verfolgt bei der Tourismusseelsorge ein anderes Konzept und schickt zur Urlaubszeit rund 200 Pfarrer in die europäischen Erholungszentren. Aber auch in der Bundesrepublik selbst gibt es Angebote für jene 30 Prozent deutscher Urlauber, die im eigenen Land Ferien machen. So verschieden die Aufgabengebiete der Seelsorger auch sind, in einem sind sie sich einig: Urlaubsseelsorge ist oft Notfallseelsorge.
    Über ein typisches Problem berichtet Pfarrer Arnd Franke von der Insel Rügen: „Wenn beide Partner berufstätig sind, wird der Urlaub zur Herausforderung. Da kommt hoch, was im Alltag keine Chance hat, weil sich beide sonst aus dem Weg gehen.“ Und so kommt es dann zu Szenen wie in Puerto de la Cruz, wo die junge Frau Diakon Bolz erzählt, dass ihr Mann im Hotel geblieben sei, weil man „gerade nicht so miteinander könne“.
    Doch es gibt auch schöne Seiten der Tourismusseelsorge: Mallorca erlebt gerade einen regelrechten Hochzeitsboom, beobachtet Gregor Spieß vom Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. Viele Paare hätten sich auf der Baleareninsel kennengelernt und wollten sich auch dort ihr „Ja-Wort“ geben. Oder einfach dem Stress einer Hochzeit zu Hause entfliehen. „Inzwischen kriegen unsere beiden Priester das mit bis zu zwei Hochzeiten pro Samstag kaum noch untergebracht“, berichtet Spieß. Auch Rügen ist ein bevorzugtes Hochzeitsziel. „Die Leute finden romantische Orte für ihre Hochzeit heute übers Internet“, so Franke. Sogar ein Pärchen aus Singapur hat sich schon bei ihm getraut.
    Die Touristen kommen von überall und die Kirche selbst versucht, überall präsent zu sein: Nicht nur in Frankreich, Spanien, auf den Kanarischen Inseln, auch in der Türkei, Kenia und Indonesien kümmern sich ganzjährig hauptamtliche Seelsorger um die Touristen. Zudem begleiten im Wechsel evangelische und katholische Pfarrer 40 bis
    50 Kreuzfahrten pro Jahr. Selbst im Europapark Rust bei Freiburg sind die beiden Kirchen mit je einem Seelsorger vertreten. Um auch kirchenferne Urlauber zu erreichen, setzten die Seelsorger oft auf sogenannte „niederschwellige“ Angebote wie Wanderungen, Dia-Abende oder Konzerte. Der Leiter der
    Fachstelle Tourismusseelsorge im Erzbistum Freiburg, Albrecht Kollefrath, ist selbst in der Campingseelsorge aktiv und will dort vor allem „Begegnungen ermöglichen, Freiräume schaffen und Kirche positiv darstellen“. Er weiß: Viele Menschen, die skeptisch gegenüber der Kirche eingestellt sind, schätzen gerade die Anonymität der Urlaubsgemeinde.
    Neben Gottesdiensten bietet Kollefrath auch Frühsport oder Canasta-Abende an. Er lehnt es aber ab, diese Angebote zu instrumentalisieren: „Ein Canasta-Abend ist ein Canasta-Abend. Wir sagen nicht: Bevor es losgeht beten wir.“ Er will den Touristen eine offene Kirche präsentieren und einfach „sehen, wie es weitergeht“.
    Gleichwohl sehen die Tourismusseelsorger auch ihre Grenzen: Der Kontakt zu den Urlaubern bleibt flüchtig. Bei ernsten Problemen empfehlen sie, sich zu Hause an den Gemeindepfarrer zu wenden. Doch in Zeiten des Internets geht Bertram Bolz noch einen anderen Weg und bietet im Notfall eine über den Urlaub hinausgehende Betreuung an – vielleicht bald ein neuer Trend in der Tourismusseelsorge.

    Näheres über das Katholische Auslandssekretariat: „www.kath.de/kasdbk“.