Die Geschichte des Missionshauses St. Josef in Neustadt beginnt vor 100 Jahren mit der Ankunft von drei „Kundschafterinnen“ aus Oakford/Natal, Südafrika. Sie sind nach Deutschland geschickt worden, um hier ein Haus zu eröffnen, in dem junge Frauen aufgenommen und auf die Arbeit in der Mission vorbereitet werden können. Durch Vermittlung der Dillinger Franziskanerinnen werden die Ordensfrauen auf die ehemalige Benediktinerabtei in Neustadt aufmerksam.
Hier lassen sie sich am 14. Mai 1909 im ehemaligen Sommerhaus des Abts nieder, das dem Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg gehört und das er den Ordensfrauen zur Nutzung überlässt. Später ziehen die Schwestern in das ehemalige Rentamt um und nehmen schon im Herbst 1909 dort die ersten Kandidatinnen auf. Dieses erste kleine Kloster unterstellen sie dem Patronat des heiligen Josef und nennen es „Missionshaus St. Josef, Neustadt am Main“.
1962 neuer Klosterbau
Im ehemaligen Rentamt, das heute Räume des Reha-Zentrums „St. Michael“ beherbergt (Rehabilitationszentrum zur Eingliederung psychisch kranker Menschen), leben die Dominikanerinnen bis sie 1962 in das neu gebaute Kloster umziehen, das sie auf den Ruinen der ehemaligen Benediktinerabtei errichten.
Das Kloster St. Josef in Neustadt ist zunächst hauptsächlich eine klösterliche Grund- und Ausbildungsstätte (Noviziatshaus). Hier erfolgt die Ausbildung der Schwestern und die Vorbereitung auf die Missionsarbeit. Aber auch in der Gemeinde übernehmen die Dominikanerinnen kirchliche und soziale Aufgaben. Sie betreuen von 1959 bis 1970 den Neustadter Kindergarten und sorgen für die Kranken und Alten in der Gemeinde. Zudem arbeiten sie noch in der Pastoral- und Gemeindearbeit. Gemeinsam mit dem Diözesan-Caritasverband Würzburg planen die Dominikanerinnen das Reha-Zentrum „St. Michael“, das 1977 eröffnet und fortan viele Jahre auch von den Ordensfrauen geleitet wird. Noch heute sind dort einige Schwestern im Therapiebereich beschäftigt.
Wandel bei den Aufgaben
Der große Aufbruch in die Mission geht bis in die Mitte der 60er Jahre, erläutert Kongregationspriorin Dagmar Fasel. Danach können soziale Einsätze weltweit auch außerhalb von kirchlichen Institutionen durchgeführt werden und so tritt das soziale Engagement in den Vordergrund und es ist nicht mehr unbedingt notwendig, einem Orden beizutreten. So vollzieht sich auch ein Wandel in den Aufgabengebieten der Dominikanerinnen.
Heute steht nicht mehr die missionarische Arbeit im Vordergrund vielmehr gibt der Wandel der Zeit den Ordensfrauen neue Aufgabengebiete wie unter anderem in der Arbeit mit Aids-Waisen, als Lehrer und Ausbilder, in der Arbeit mit Migranten in den USA und in vielen anderen Bereichen, in denen Hilfe gebraucht wird. „Das kennzeichnet unseren Orden, dass wir uns nicht an einem Ort festmachen sondern unterwegs sind zu neuen Aufgaben und andere zu befähigen, diese zu übernehmen“, erklärt Schwester Fasel. „Die Herausforderung der Zeit anzunehmen erfordert Veränderung und manchmal auch, etwas aufzugeben.“ Zahlen und Fakten
100 Jahre Missionshaus St. Josef in Neustadt. Im Lauf dieser Zeit treten 405 junge Frauen in Neustadt in den Dominikanerorden ein. 294 Schwestern werden von Neustadt aus in die Missionsgebiete nach Südafrika und Argentinien gesandt, 27 Schwestern gehen nach England und 21 nach Kalifornien/USA. Heute leben 19 Ordensfrauen im Kloster St. Josef. Das Missionshaus ist zugleich Altersruhesitz des Ordens sowie Sitz des Provinzialats der Ordensgemeinschaft in Deutschland mit den Konventen Flörsheim, Diessen und Volkersberg.
Das Jubiläumsjahr beginnen die Missionsdominikanerinnen am 23. Mai mit einem Gottesdienst und anschließendem Festakt und am
24. Oktober mit einem Tag der offenen Tür.