Beim Angelus-Gebet am 27. Februar auf dem Petersplatz befürwortete der Papst humanitäre Korridore für die Flüchtlinge aus der Ukraine. „Ich denke an die alten Menschen, die einen Zufluchtsort suchen, ich denke an die Mütter, die mit ihren Kindern fliehen“, sagte Franziskus. Er nutzte die Gelegenheit, um Ukrainer auf dem Petersplatz in ihrer Landessprache zu begrüßen. „Slava Isusu Christu“ – Gelobt sei Jesus Christus – rief der Papst ihnen zu. Der Aschermittwoch solle ein Gebets- und Fastentag für die Ukraine werden, wünschte der Pontifex.
Dank von Selenskyj
Am Vortag hatte der 85-Jährige mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. In dem Gespräch habe der Heilige Vater seinen tiefgreifenden Schmerz über die aktuellen tragischen Ereignisse in der Ukraine zum Ausdruck gebracht, teilte die Ukraini-sche Botschaft beim Heiligen Stuhl per Twitter mit. Selenskyj bedankte sich via Twitter für die Gebete des Papstes. Das ukrainische Volk spüre den spirituellen Rückhalt des Heiligen Vaters.
Franziskus rief in den Tagen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine zudem mehrfach in zahlreichen Sprachen, darunter auf Russisch und Ukrainisch, zum Frieden auf. In den sozialen Netzwerken vertrat Franziskus die Position, dass man gemäß Jesu Lehre auf Gewalt mit Gebet und Fasten antworten müsse.
Überraschend besuchte Franziskus die Russische Botschaft beim Heiligen Stuhl. Videos zufällig anwesender Journalisten zeigten einen Fiat 500 mit dem Papst, wie er das Botschaftsgelände verließ, das wenige hundert Meter vom Petersplatz entfernt liegt. Der Botschafter Moskaus sagte später russischen Medien, der Papst habe dazu aufgerufen, die Menschen zu verschonen. Auch mit dem Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk telefonierte Franziskus. Schewtschuk verurteilte in einer Videobotschaft die „ungerechte Aggression der Russischen Föderation“ und bat die internationale Gemeinschaft um Hilfe.
Russische Perspektive
Die Leitung der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau verzichtete auf eine Verurteilung der eigenen Regierung. Das russisch-orthodoxe Oberhaupt Patriarch Kyrill I. forderte allerdings in einer schriftlichen Botschaft „alle Konfliktparteien auf, alles zu tun, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden“. Zudem rief er zu Gebeten für eine „schnelle Wiederherstellung des Friedens“ auf. Die russisch-orthodoxe Kirche zählt seit Langem zu den Unterstützern des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Noch kurz vor dem Angriff auf das Nachbarland hatte Kyrill I. im Einklang mit dem Kreml behauptet, Russland werde an seinen Grenzen bedroht.
Andererseits öffnete die orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats in der Ukraine die Keller ihrer Kirchen in Kiew für Schutzsuchende. Metropolit Onufri habe das entschieden, um Sicherheit vor Granaten und Bomben zu bieten, teilte die russlandfreundliche Kirche mit. Der Weltkirchenrat (ÖRK) forderte den russischen Präsidenten in einer Erklärung auf, den Krieg zu stoppen.
KNA
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