Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr
    Kommentar von Jerzy Staus

    Unsere Zauberer

    Die Deutschen sind ein Volk von Zauberern.

    Dabei halten unsere sonst so rationalen Landsleute überwiegend rein gar nichts von Transzendenz, von der sie annehmen, dass sie gar nicht existiert. Aber sie zaubern. Was denn? Na, Mittagessen, Abendessen oder Kuchen und Plätzchen.

    Da mag sich nun die althergebrachte Hausfrau oder, um der Gleichberechtigung die vehement geforderte Ehre zu geben, auch ein Hausmann fragen, was denn nun bitte am Kochen Zauberei sein soll. Ja, nichts natürlich. Kochen ist letzten Endes angewandte Chemie. Für den modernen Menschen ist es aber Alchemie. Also Zauberei.

    Weil der moderne Mensch nicht mehr kochen kann, vermutet er hinter dieser Kunst übersinnliche Mächte. Denen möchte er sich nicht ausliefern. Daher bestellt er sein Essen lieber beim Lieferdienst. Lieferheld, Lieferando, Deliveroo, denen vertraut er. Die bringen vorbei, was er kennt: Pizza, Pasta, Burger, Sushi, Tappas – halt die deutsche Küche des 21. Jahrhunderts. Und wenn der oder gerne auch die Deutsche, doch mal kochen, sind sie beide komplett überwältigt, dass es am Ende essbar ist. Ohne Lieferdienst? Das kann doch nur Zauberei sein, oder? Deswegen lädt der Deutsche seine Freunde ein und sagt ihnen, er habe was gezaubert. Alles kleine Harry Potters.

    Der Unsinn mit der Zauberei kommt natürlich nicht von ungefähr, sondern aus der Werbung. „Mit Maggi Fix was Tolles zaubern“ hieß der Spruch. Seitdem wird in deutschen Küchen nicht mehr gekocht, sondern gezaubert. Mit Instantprodukten.

    Unsere Mütter und Großmütter – und mein Vater – konnten nicht zaubern, aber sehr gut kochen. Jedes Gericht schmeckte so nur bei Mutter oder Großmutter oder Vater. Da wurde die Soße noch selbst aus frischen Zutaten gekocht und nicht aus dem Päckchen schnell „zusamengezaubert“.

    Das geht übrigens noch heute. Ich habe ein großes, altes Kochbuch, das schon meine Mutter und Oma verwendet haben. In gotischer Schrift. Danach koche ich. Ich glaube, es ist ein Zauberbuch ...    

    Jerzy Staus