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      Unser Zwillingsbruder Thomas

      Gedanken zum Sonntagsevangelium von Erich Sauer, Fuchsstadt - Seiner Meinung nach kann die alljährliche Feier von Ostern eine Hilfe sein, in der Gemeinschaft der Kirche etwas von der persönlichen Begegnung mit dem Auferstandenen zu erspüren, so dass er auch uns zum Greifen nahe kommen kann.
      Evangelium
      Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. Thomas, genannt Didymus – Zwilling –, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.
      Johannes 20,19–31
       
      Eineiige Zwillinge sehen sich oft zum Verwechseln ähnlich und nur die unmittelbaren Bezugspersonen, wie die Mütter, können ihre Kinder sicher unterscheiden. Zwillinge sind sich häufig wesensähnlich, manchmal wird sogar behauptet, dass Zwillinge, die an verschiedenen Orten leben, zur gleichen Zeit die selben Dinge tun, an den selben Krankheiten leiden und ähnliches.
      Vom Apostel Thomas wird im heutigen Evangelium berichtet, dass er den Beinamen „Didymus – Zwilling“ trägt, obwohl dies im berichteten Geschehen weiter keine Bedeutung hat. Oder hat es doch eine Bedeutung? In einer kleinen Nebenbemerkung – man ist geneigt, sie zu übergehen – kann ein Schlüssel dafür stecken, wie sich diese Episode für uns heute erschließt:
      Ein Zwilling hat auch immer einen Zwillingsbruder oder eine Zwillingsschwester. Dieser oder diese wird aber im Evangelium überhaupt nicht erwähnt und spielt keine Rolle im Geschehen. Da ist man doch geneigt, sich zu fragen, warum der Evangelist solchen Wert darauf legt, den Beinamen des Thomas zu erwähnen. Möglicherweise will er uns einladen, dass wir heutige Christen uns als Zwillingsbruder, als Zwilingsschwester des Thomas identifizieren. Wenn die eingangs angestellten Erwägungen richtig sind, dann hätten wir so allen Grund, Wesensmerkmale des Thomas an uns zu entdecken: Sein Zweifel, sein Bedürfnis, Jesu Auferstehung „handgreiflich“ zu erfahren, darin können wir uns ganz gut wiederfinden. Da sind wir wirklich Zwillingsgeschwister des Thomas, denen es genauso schwer fällt, an die Auferstehung Jesu zu glauben, da wir nicht Sehende sind.
      Es ist sympathisch zu erleben, wie behutsam der Auferstandene mit den Zweifeln des Thomas umgeht. Nicht nur der Bericht der anderen, sondern die persönliche Begegnung soll ihn überzeugen. Und diese Begegnung lässt Thomas das Bekenntnis zum Auferstandenen ablegen: „Mein Herr und mein Gott.“
      Die alljährliche Feier von Ostern kann uns Hilfe sein, in der Gemeinschaft der Kirche etwas von der persönlichen Begegnung mit dem Auferstandenen zu erspüren, dass er auch uns zum Greifen nahe kommen kann. Und gut, wenn wir dann mit unserem Zwillingsbruder Thomas unser Glaubensbekenntnis ablegen können: „Mein Herr und mein Gott“
       
      Der Autor ist Pfarrer von Fuchsstadt, Feuerthal und Machtilshausen, stellvertretender Dekan des Dekanats Hammelburg (nach dem Tod von Pfarrer Lothar Kirchner derzeit amtierender Dekan).