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    Besonderheiten des kirchlichen Bauens

    Umbau der Pfarrkirche in Motten

    Gotteshäuser stellen Verantwortliche vor Probleme. Neben ihrem historischen und kulturellen Wert müssen sie auch dem pastoralen Leben vor Ort gerecht werden. Auch deshalb hat die Gemeinde in Motten über zehn Jahre auf den Umbau ihrer Pfarrkirche gewartet.

    Sakrale Bauten stellen Menschen, die an ihnen arbeiten, vor besondere Herausforderungen. Allein deshalb, weil die Anforderungen völlig andere sind als im herkömmlichen Bauwesen. „Man soll ja mit einer Kirche die Anwesenheit Gottes auch irgendwie darstellen“, sagt Diözesanbaumeisterin Katja Mark-Engert. Beim kirchlichen Bauen seien die Verantwortlichen auch bei kleinsten Details äußerst penibel, erläutert sie. Von der Gestaltung des Innenraums bis zur Lichtführung wollen sie dem pastoralen Leben einer Gemeinde gerecht werden. Die Christen vor Ort, der angeworbene Architekt sowie die beteiligten Referate der Diözese müssen alle eine Vision teilen, bevor der Bau überhaupt beginnen kann.

    In Motten, im äußersten Norden des Landkreises Bad Kissingen, vergingen zwischen der Beantragung des Umbaus derSt. Bartholomäus-Kirche und dem Baubeginn über zehn Jahre. Sie war schwer beschädigt und zu groß. „Nicht menschengerecht“, sagt der zuständige Architekt Friedrich Staib. Die Gemeinde habe den Kirchenraum „Fabrik“ genannt, wegen seiner Größe und des vielen Betons. Davon abgesehen sei auch das Beheizen der Pfarrkirche ein Problem gewesen, ergänzt Mark-Engert.

    Liebe zur Kirche

    Als die Diözese den Architekten Staib im Jahr 2015 für das Projekt anfragte, wollte er nach einer schnellen Google-Recherche ablehnen. Der Bau habe ihn ästhetisch einfach nicht angesprochen, erklärt er. Er war schon der vierte eingeladene Architekt, der sich des Projekts annehmen sollte.

    Architekten, die an sakralen Gebäuden mitwirken, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllen, erläutert die Diözesanbaumeisterin. „Es muss ein fachmännischer Umgang mit historischer Bausubstanz gegeben sein. Wir haben tatsächlich Kirchen, die bis auf das Mittelalter zurückzuführen sind.“ Architekten müssen also bereits mit denkmalgeschützten Gebäuden gearbeitet haben und besondere Materialkunde-Kenntnisse mitbringen.

    Friedrich Staib hat in 30 Berufsjahren an über 150 Projekten gearbeitet. Mittlerweile widmet sich sein Team mehrheitlich denkmalgeschützten Gebäuden. „Es geht mir um unsere mainfränkische Kultur“, sagt Staib. Er möchte das historische Erbe der Region erhalten. Und in Kirchen lassen sich laut Staib Jahrhunderte erlebbar machen.

    Das soll auch in Motten gelingen. Turm und Chorraum bilden den historischen Kern der Kirche. Der Torbogen zum Beispiel weise Stilmittel der Renaissance auf, deswegen werde der Bau auf das 16. Jahrhundert datiert, erläutert Staib. Diese Schätzung gelte unter Vorbehalt. Es sei nicht auszuschließen, dass der Turm viel älter sei und später umgebaut wurde.

    Die Kirche wurde 1968 erweitert und nach Norden ausgerichtet. Das sei untypisch, bemerkt Staib. Normalerweise seien Kirchen „geostet“, das bedeutet, dass der Altarraum nach Osten ausgerichtet ist. Diese Tradition hat eine symbolische Bedeutung. Im Osten geht die Sonne auf und erinnert an die Auferstehung und Wiederkehr Jesu.

    Der 56-jährige Architekt wollte das Projekt nicht ablehnen, ohne sich vorher einen persönlichen Eindruck verschafft zu haben. Also fuhr er nach Motten. Er habe sich das Bauwerk aus allen Richtungen angesehen und im Innenraum mit Blick auf das Allerheiligste meditiert. Das Gebäude habe ihn nicht überzeugt, aber Staib erinnert sich an einen lebendigen Gottesdienst und an eine engagierte junge Gemeinde. Sein Eindruck: „Sie haben Liebe zur Kirche, aber nicht zum Gebäude.“ Über sich selbst sagt er: „Bei all der Liebe zur Architektur geht es mir um die Menschen.“ Sie dürfen und sollen mit diesen Bauwerken zusammenleben. Und die Pfarrkirche sei der Dreh- und Angelpunkt des Orts. „Die Kirche wacht über ihre Mottener.“

    Blutendes Herz Mariens

    Staib beschließt, die Herausforderung anzunehmen, und will einen sakralen Raum schaffen, der die Liebe der Gemeinde widerspiegelt. Er schlägt vor, Teile der Kirche „rückzubauen“, also einen Teil des Gebäudes zu entfernen. Der historische Kern soll erhalten bleiben. Und auch Elemente des Umbaus aus dem Jahr 1968 sollen bestehen bleiben. So gibt es in der Südwand des Gebäudes ein dreiteiliges Fenster, das aus vielen kleinen Glasscherben zusammengesetzt wurde. Mittelpunkt der Darstellung ist das blutende Herz Mariens.

    Die Diözesanbaumeisterin erklärt, dass zum Instandhalten einer Kirche grundsätzlich alles erlaubt sei, was den Wert und die Funktion des Gebäudes sichert. „Die Kirchenstiftungen sind alle Eigentümer, das heißt, sie entscheiden grundlegend über ihre Gebäude. Wir beraten und betreuen die kirchlichen Stiftungen vor Ort, wie die gewünschten Maßnahmen sachlich und fachlich richtig umgesetzt werden können.“

    Doch Staibs Ideen mussten nicht nur von der Gemeinde, sondern unter anderem auch von der Kunstkommission der Diözese abgenommen werden. Entschieden wurde, dass der Altar beibehalten wird, auch wenn er einem Betonklotz ähnelt, sagt Staib. In Gegenwart dieses Altars hat die Gemeinde in den vergangenen 50 Jahren bedeutende Einschnitte in den Lebenslinien ihrer Mitglieder gewürdigt. „Da wurde getauft, geheiratet, gestorben.“

    Motiv der Natur

    Staibs Ziel sei, das Althergebrachte zu erhalten und den Rest des Gebäudes zu modernisieren. Da das Bauwerk verkleinert wird, soll mit dem gewonnen Platz eine begrünte Fläche entstehen, damit auch draußen Gottesdienst gefeiert werden kann. Grundsätzlich habe er sich bei seinem Entwurf am Motiv der Natur orientiert, sagt der Architekt. So soll die Nordwand große Fenster bekommen. Seine Vision: „Ich hole das Biosphärenreservat in den Kirchenraum.“

    Als sich alle Beteiligten auf diese Vision verständigen konnten und endlich eine Baugenehmigung vorlag, kam 2019 das Baumoratorium der Diözese Würzburg dazwischen. Ein dreijähriger Baustopp, während dessen Dauer kirchliche Immobilien einer Kategorisierung unterzogen worden sind. Mit Blick auf rückgehende Einnahmen der Diözese sollte mithilfe der Einordnung in Kategorien entschieden werden, welche Gebäude saniert, umgebaut oder veräußert werden sollten.

    Im Jahr 2024 haben die Umbauarbeiten in Motten begonnen. Die Gesamtkosten liegen bei etwa 3,85 Millionen Euro. Die Pfarrkirche soll an Ostern 2026 wiedereröffnet werden und die Gemeinde erfreuen.

    Von Angelina Horosun