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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Über weltanschauliche Grenzen hinweg

    Das Bistum Würzburg war 1984 bundesweit Vorreiter, als der Diözesanrat den Sachausschuss „Mensch und Umwelt“ eingesetzt hat. Dieser wurde 1994 in „Bewahrung der Schöpfung“ umbenannt. Edmund Gumpert, seit 1990 Umweltbeauftragter der Diözese, im Gespräch mit dem Sonntagsblatt.
    Würzburg. Vor fünf Jahren beauftragte Bischof Paul-Werner acht Umweltberater. Edmund Gumpert (Foto), seit 1990 Umweltbeauftragter der Diözese, hat deren Arbeit von Anfang an koordiniert. Im folgenden Interview zieht Gumpert zum Fünfjährigen Bilanz und spricht über Ziele, die sich die diözesane Umweltberatung mittelfristig gesteckt hat.

    Herr Gumpert, welche aktuellen Vorhaben treiben Sie um?
    Zum diözesanen Projekt „Erneuern und sparen“ leistet die Umweltberatung ihren Beitrag: Vor drei Jahren haben die Umweltberater rund 300 Kirchenpflegern Tabellen an die Hand gegeben, mit denen sie Verbrauch kontrollieren und Kennzahlen errechnen können. So etwa den Wärmeverbrauch pro Quadratmeter beheizter Fläche. Die Gebäudeverantwortlichen gewinnen auf diese Weise Erkenntnisse, ob der Energieverbrauch im Gebäude zu hoch ist. Bei der Umweltberatung können sie daraufhin professionellen Rat einholen. Aufgrund der gestiegenen Energiekosten werden wir zudem unser Angebot für die Kirchenverwaltungen noch intensivieren.

    Welche Änderungen müssen getroffen werden, damit dieses Vorhaben umgesetzt werden kann?
    Was Änderungen betrifft, so habe ich ein Gespräch mit Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand und Domkapitular Hans Herderich geführt: Die jetzt tätigen Umweltberater werden künftig weniger Zeit haben. Sie übernehmen zusätzliche Leitungsaufgaben in ihrem kirchlichen Berufsfeld. Deshalb habe ich eine Zusage erwirkt, dass wir mindestens einen kirchlichen Mitarbeiter zusätzlich für diese Aufgabe qualifizieren lassen wollen. Es sollte ein Diakon sein, der einen Zivilberuf im technischen Bereich mitbringt. Ab Herbst 2006 würde er für zweieinhalb Jahre die Zusatzausbildung zum kirchlichen Umweltberater machen.

    Wie kommt beispielsweise ein Gemeindemitglied an Ratschläge seitens der Umweltberater?
    Wie bisher benennen die Pfarrgemeinderäte nach der Pfarrgemeinderatswahl wieder Ansprechpartner für Umweltfragen. Von den zirka 700 gewählten Gremien hat leider nach der Wahlperiode 2002 nur etwa jede vierte Gemeinde einen Ansprechpartner benannt. Das betrachte ich als verbesserungsfähig. Andererseits vergeht keine Woche, ohne dass bei mir eine Anfrage nach unseren Ideen reinkommt. Es fragen sogar kirchliche Mitarbeiter bei mir nach einer Beratung für eine technische Lösung für ihr Privatgebäude. Das ist für mich ein Signal.

    Was für Möglichkeiten gibt es noch, an Materialien oder Informationen zu kommen?
    Neue Arbeitshilfen oder Faltblätter kündigen wir über die Presse an, beispielsweise im Sonntagsblatt. Eine weitere Informationsplattform ist die Homepage „www.umwelt.bistum-wuerzburg.de“. Unter der Rubrik Downloads kann man Arbeitshilfen herunterladen. 2005 war dort eine Datei mit Gestaltungsvorschlägen zum Erntedankfest erhältlich und sehr gefragt. Zusätzlich kann man jederzeit für Informationen bei mir direkt anrufen: Entweder unter der 0931/38665130 oder der 09336/ 335. Neues zur Umweltberatung liegt auch im Kilianshaus aus, konkret bei der Katholischen-Arbeitnehmerbewegung oder im „i-Punkt Kirche“. Die Materialien sind kostenlos.

    Wie haben sich die Probleme im Laufe der Zeit gewandelt, mit denen der kirchliche Umweltgedanke zu kämpfen hatte?
    Das Bistum Würzburg war 1984 bundesweit Vorreiter, als der Diözesanrat den Sachausschuss „Mensch und Umwelt“ eingesetzt hat. Dieser wurde 1994 in „Bewahrung der Schöpfung“ umbenannt. In den 80er Jahren wurden Probleme wie Waldsterben, die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf oder die Abfallbewältigung sehr emotional debattiert. Wir führen die Diskussion heute weit weniger hitzig und stärker lösungsorientiert. Andere Themen, wie etwa Verkehr, sind in den Vordergrund gerückt. Wir denken nach über Wege zur Verringerung der Feinstaubbelastung in den Städten oder, wie vor wenigen Wochen im Matthias-Ehrenfried-Haus, über alternative PKW-Antriebssysteme. Zudem kann man Folgendes beobachten: Es ist eine Annäherung an die Umweltbewegung erfolgt, die ich mittlerweile als sachorientierte Kooperation bezeichne.

    Wie und auf welcher Grundlage ist das geschehen?
    Die kirchliche Umweltberatung handelt im Geist der Schrift „Gott ist ein Freund des Lebens“ von 1989. Sinngemäß heißt es da: Wo es um den praktischen Schutz des Lebens geht, gilt es, über weltanschauliche Grenzen hinweg Menschen guten Willens zu kooperieren. Ich bin am Anfang meiner Tätigkeit öfters gewarnt worden: Ich möge mich nicht vor den Karren anderer Gruppen spannen lassen. Solche Warnungen höre ich seit Jahren nicht mehr.

    Können Sie Einsparungen der letzten Jahre, die auf das Engagement der Umweltberatung zurückgehen, beziffern?
    Das kann man nur am einzelnen, konkreten Objekt aufgrund seines Alters, der Bauweise und seiner technischen Ausstattung. Ein Beispiel, das auch von unabhängigen Gutachtern geprüft ist: Bei der Caritas haben wir durch die Einführung von Umweltmanagement den Wasserverbrauch halbiert. Das Gebäude Franziskanergasse 3 ist 1997 nach einem Umbau bezogen worden. Bis 2005 ist der Wärmeenergieverbrauch um 40 Prozent gesunken! Dafür mussten die Mitarbeiter keinerlei Einschränkungen in Kauf nehmen. Der Stromverbrauch ist von 2001 bis 2003 gestiegen. Aber durch den Einsatz des dortigen Umweltteams um den Umweltbeauftragten Wolfgang Wetzstein konnten wir den Trend umkehren. Der Verbrauch ist gesunken. Nicht nur absolut, sondern pro Mitarbeiter. Caritas-Direktor Martin Pfriem hat mir gegenüber die Einsparungen in diesem Gebäude pro Wirtschaftsjahr auf mehr als 10000 Euro beziffert.

    Welches Einsparpotenzial steckt noch in unserem Bistum?
    Ich kann das bestätigen, was externe Energieberater sagen. Im laufenden Betrieb stecken Einsparpotenziale von zehn bis 15 Prozent. Dazu sind kaum Zusatzinvestitionen nötig. Unsere Projekte im Bereich Energie- und Klimaschutz werden wir ergebnisorientiert vorantreiben. Die Einsparungen, die sich durch unsere Arbeit eröffnen, werden wir zunehmend ausschöpfen. Realistisch gesehen können wir über die Finanzen nämlich nicht mehr viel machen.