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    „Tolle Freunde“ haben

    Die Bibelstelle im heutigen Evangelim gibt mir noch eine Antwort auf eine Grundhaltung, die auf uns in dieser Zeit zutrifft: „Wenn du nur wirklich willst, kannst du alles schaffen!“ Die Haltung, selbst alles schaffen zu können und zu müssen, geht nur so lange auf, als es mir gut geht. Das Evangelium befreit mich von diesem Druck, allein alles schaffen zu müssen. Der Kranke wird hingetragen, er lässt es geschehen und verlässt sich auf seine Freunde. Die Befreiung von seiner Lähmung geschieht nicht aufgrund von Leistung, sondern aufgrund von Glauben. Es ist der Glaube der vier Freunde und der Glaube des Kranken, dass da einer ist, der die Macht zur Heilung hat.

    Evangelium

    Als Jesus nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich: sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.

    Markus 2,1–12

     

    Der Gelähmte hatte aber tolle Freunde! reagierte begeistert eine Schülerin aus einer vierten Klasse, als wir im Religionsunterricht über dieses Evangelium gesprochen und dieses auch nachgespielt haben. Sie selbst hatte sich für die Rolle des Gelähmten entschieden und konnte körperlich gut nachempfinden, wie einem Menschen zumute ist, wenn er nicht mehr laufen kann.
    Aus dieser Erfahrung heraus möchte ich unseren Blick heute auf die Träger des Gelähmten lenken. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, dem Kranken zu helfen. Sie finden Jesus, kommen aber auf herkömmlichem Weg nicht zu ihm durch. Doch anstatt aufzugeben und auf eine andere Gelegenheit zu warten, finden sie einen neuen Zugang zu ihm: Sie öffnen das Dach und lassen den Gelähmten zu Jesus hinunter. Hier geschieht etwas ganz Neuartiges: Indem die Freunde die Tradition übertreten, etwas völlig Neues und Ungewohntes wagen, bringen sie den Kranken zu Jesus. Für mich ist dies der Aufruf, über neue Zugänge zu Jesus nachzudenken. Wie leicht lasse ich mich lähmen durch Erfahrungen in meiner Umgebung, meiner Gemeinschaft, in Kirche und Politik: Ich kann ja doch nichts ändern! Ich mache aber auch die Erfahrung – Gott, sein Dank! – dass ich nur meinen Blickwinkel ein wenig zu ändern brauche. Manchmal reicht es, wenn ich mir eine Sache von einer anderen Seite ansehe. Und wie gut ist es, dass ich Freunde und Freundinnen habe, mit denen ich das Gespräch suchen kann, die mich ermutigen, die mir über mein eigenes Gelähmt-Sein hinweghelfen, die mich ein Stück tragen und den Weg zu Jesus wieder neu zeigen. Ich finde es spannend, wie diese vier Personen einen neuen Weg finden, um den Gelähmten zu Jesus zu bringen. Müssen sie nicht ein unendliches Vertrauen zu Jesus gehabt haben, dass sie alles daran setzten, um ihrem Freund zu helfen? Solche Menschen faszinieren mich immer wieder aufs neue. Menschen, die angesichts dieser Hoffnungslosigkeit, die Hoffnung nicht aufgeben. Und der Gelähmte lässt es geschehen. Was hätte er ohne die Hilfe seiner Freunde gemacht? Es war vor allem deren Glaube, der den Kranken zu Jesus hingetragen hat. Es heißt: Jesus sah ihren Glauben.
    Diese Bibelstelle gibt mir noch eine Antwort auf eine Grundhaltung, die auf uns in dieser Zeit zutrifft: „Wenn du nur wirklich willst, kannst du alles schaffen!“ Die Haltung, selbst alles schaffen zu können und zu müssen, geht nur so lange auf, als es mir gut geht. Das Evangelium befreit mich von diesem Druck, allein alles schaffen zu müssen. Der Kranke wird hingetragen, er lässt es geschehen und verlässt sich auf seine Freunde. Die Befreiung von seiner Lähmung geschieht nicht aufgrund von Leistung, sondern aufgrund von Glauben. Es ist der Glaube der vier Freunde und der Glaube des Kranken, dass da einer ist, der die Macht zur Heilung hat. Und Jesus enttäuscht diesen Glauben nicht, er macht auch hier „alles neu“: Jesus heilt einen Mann von seiner Unfähigkeit, sich zu bewegen, und vergibt ihm seine Sünden.
    Gott hält das Geschenk der Sündenvergebung für uns alle bereit, er will uns ganzheitlich heil machen, aber er lässt uns die Freiheit. „Heile mich, in der Tiefe meines Herzens! Heile mich, durch deine Liebe, Herr!“, heißt es in einem Liedruf, den wir in unserer Gemeinschaft immer wieder singen. Und wenn wir darum nicht mehr selber singen und beten können, haben wir hoffentlich „tolle Freunde“, die uns unterstützen, tragen und über eine solche Zeit der Lähmung hinweghelfen.


    Die Autorin ist Ritaschwester und Gemeindereferentin. Sie arbeitet als Assistentin des Generalvikars.