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    Im Eisinger St.-Josefs-Stift lernen geistig Behinderte Harfe zu spielen

    Tipptopp an den 37 Saiten

    Im Eisinger St.-Josefs-Stift lernen geistig Behinderte Harfe zu spielen
    Eisingen. „Aufpassen, nicht zu schnell, auch nicht zum Schluss“, mahnt Agnes Spahn und zählt ein. Die Probe ist bei „Lobet den Herren“, bei den Kirchenliedern angelangt. In der Veeh-Harfen-Gruppe des St.-Josefs-Stifts in Eisingen (Dekanat Würzburg links des Mains) lernen geistig Behinderte, das Instrument zu spielen.
     
    „Ich spiele gut. Tipptopp!“ Onkel Stefan, wie Stefan Murmann von seinen Mitspielern liebevoll genannt wird, weil er schon ein paar Mal Onkel ist, weiß, was er kann. Immerhin weiß er mit einer kleinen Orgel und der Gitarre umzugehen. Mit seinem Mitbewohner Harald Kieswetter, dem selbst ernannten „Harfenkünstler“ spielt er manchmal sogar außerhalb der Proben. Echte Leidenschaft ist das Musizieren für den Harfenkünstler. Er nimmt sein Instrument immer mit sich, und nur wenn es sein muss, lässt er es zum Stimmen im Probenraum zurück. Jeden Abend wird gespielt, auch im Urlaub. Gute Musik kann man immer brauchen, ist er gewiss.
     
    Sogar zweistimmig
    Angelika Bäuml, die auch in der Theatergruppe ist und damit reichlich Bühnenerfahrung hat, erzählt, dass sie am Anfang nervös war. „Aber jetzt ... Das Wegfahren gefällt mir“. In Zürich und Frankreich ist sie schon gewesen und demnächst geht es nach Berlin. Die große, 37-saitige Harfe spielt sie teilweise sogar zweistimmig und weiß: „Ich kann’s toll“. „Der fröhliche Landmann“ war jahrelang ihr Lieblingslied, jetzt gehören auch der „Schwabentanz“ und „Herzensklänge“ dazu, während Harald die „Bourlesque“ liebt, weil er gerne flott spielt.
    Dass es schwer ist, mit zwei Fingern zu spielen, weiß Gertrud Hahn. Sie hat den Sprung von der zwölfsaitigen auf die 18-saitige Harfe geschafft und ist sofort dabei, wenn ausnahmsweise zum Harfenspiel auch gesungen wird. Bei „Über den Wolken“ singt sie mit „weil ich eine schöne Stimme habe“. Ihr großes Plus: Sie hat auch die Texte parat.
    Die meisten der Veeh-Harfen-Gruppe spielen schon seit 1991 mit, als Schwester Julia Saam die Harfe des Gülchsheimer Erfinders Hermann Veeh für ihre Musikanten entdeckte. Andreas Michael Syndikus, der erst seit zwei Jahren dabei ist, ist da beinahe ein Neuling. Seine Freundin Michaela Herwig hat ihn mitgebracht und beim Probespielen hat er auf Anhieb überzeugt. Dass er so gut ist, lässt ihn zufrieden grinsen. Da sitzen sie also immer montags und mittwochs bei der Probe nebeneinander; Michaela spielt die große Harfe, Andreas eine kleinere. Dafür kann er auch die Trommel schlagen. Das Solo ist beim Trommlerlied wichtig.
    Mechthild Arnold, neben Agnes Spahn, Christine Spielberger und dem Ehrenamtlichen Horst Arnold eine von vier Betreuern, kümmert sich vor allem um die Organisation: um die Auftritte, von denen es ein gutes Dutzend im Jahr gibt und darum, dass der Terminplan bei allen passt. Jeder der Musikanten arbeitet nämlich voll in Werkstatt oder Wäscherei und hat Verpflichtungen in seiner Wohngruppe.
     
    Hohe Konzentration
    Die musikalische Leiterin Agnes Spahn schreibt neue Musikstücke in die Notenschrift der Veeh-Harfe um. Lesen oder gar Noten lesen können die Bewohner des Stifts nicht. Bei den Harfen werden deshalb Notenblätter unter die Saiten geschoben, die genau die Abfolge der zu zupfenden Saiten beschreiben und die Notenwerte angeben. Diese erkennen und halten zu können, ist eine der großen Leistungen der Harfen-Spieler, die unheimliche Konzentration erfordert. Genau dieses Zusammenspiel, das auch eine soziale Komponente hat, schaffen nicht alle geistig behinderten Menschen. Sie bleiben Einzelspieler, die mit Begeisterung die Noten nach eigenem Gefühl halten oder eben alle gleich lang setzten. Die Eisinger schaffen es inzwischen, mitten im Stück wieder einzusetzen, wenn sie den Faden verloren haben. Und sie wissen um ihre Leistung. Als Botschafter für das Stift sind sie unterwegs und gestalten mit volkstümlichen Weisen, religiösen Liedern, klassischen Werken und Weihnachtsliedern einen Nachmittag oder Abend. Der Applaus ist für sie die größte Anerkennung – und nach dem Konzert mit anderen Leuten zusammen zu sitzen und zu erzählen.
     
    Kontakt und Buchungen: St. Josefs-Stift Eisingen, Mechthild Arnold, Telefon: 09306/209306.