Genau das will der Verbraucherservice Bayern seit über 60 Jahren mit einem breiten Informations- und Beratungsangebot ändern. Der Fachverband für Hauswirtschaft und Verbraucherberatung wurde 1956 unter dem Namen „Bayerische Hausfrauenvereinigung“ gegründet. Während anfangs Ernährung und Hauswirtschaft im Mittelpunkt standen, hat sich das Angebot mittlerweile deutlich erweitert. Heute ist der Verband mit seinen 15 Beratungsstellen und rund 170000 Mitgliedern, der zugleich zum Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände e.V. gehört, eine Interessenvertretung für Verbraucher in Gesellschaft und Politik sowie Ansprechpartner für die Menschen vor Ort. „Zu unserem Beratungsspektrum gehören die Themen Verbraucherrecht und Versicherung ebenso wie Finanzen, Altersvorsorge, Baufinanzierung, Hauswirtschaft, Ernährung und Umwelt“, erklärt die Würzburger Beratungsstellenleiterin Kerstin Feuerstein-Dörnhöfer.
Günstige Konditionen
Im Roten Bau direkt neben dem Mainfranken-Theater stehen dafür Rechtsanwältin Kerstin Feuerstein-Dörnhöfer, Ökonomin Judith Maertsch, Hauswirtschaftsmeisterin Iris Graus, Umweltreferentin Dr. Kirsten Bär, Ökotrophologin Annegret Hager sowie Diätassistentin Bianca Schürger bereit. Neben Vorträgen, Kochkursen und Themenabenden bieten die sechs Expertinnen auch individuelle Einzelberatungen an. „Unser Vorteil ist, dass wir nichts verkaufen müssen“, betont Feuerstein-Dörnhöfer. „Wir informieren anbieterunabhängig und aktuell, zeigen alltagstaugliche Handlungsalternativen auf und leisten bedarfsgerechte Unterstützung.“ Dabei sei es egal, ob es um eine Kaffeemaschine geht oder das Haus – so die Beratungsstellenleiterin. „Uns ist jedes Problem gleich wichtig.“
Mit 30 Euro pro halbe Beratungsstunde sowie 60 Euro für eine schriftliche Vertretung sei man zudem sehr günstig. Beim Rechtsanwalt, dessen Honorar sich nach dem Streitwert richtet, könnten bei einer Vertretung für ein Gerät im Kaufwert von 1000 Euro rasch 200 Euro fällig werden. Deshalb sei man gerade für Menschen mit kleinem Geldbeutel interessant. Zudem nehmen sich die Beraterinnen bewusst Zeit für den Menschen und sein individuelles Problem – ohne dass die Gelduhr gnadenlos mitläuft. Denn: „Wir fühlen uns unserem christlichen Auftrag bis heute verpflichtet.“ Finanziell unterstützt wird das Angebot aus Fördermitteln des „Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz“ und des „Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten“ sowie Zuwendungen vom Bistum Würzburg.
Neue Reihe ab April
Um noch mehr Menschen zu erreichen und Hemmschwellen abzubauen, hat das Würzburger Team nun erstmals die „Verbrauchergespräche“ angeboten. Bei den insgesamt vier Terminen erhielten die Teilnehmer anhand konkreter Praxisbeispiele Tipps für den Alltag – jeweils aus den Bereichen Ernährung, Umwelt, Finanzen und Recht. Ab April wird es eine Neuauflage der Reihe geben.
Das „Verbraucherfrühstück Recht“ war dabei offenbar besonders interessant: „Wir hatten mehr Anmeldungen als Plätze, berichtet Feuerstein-Dörnhöfer. Um ein individuelles Gespräch zu ermöglichen, will sie die Runde aber auch künftig übersichtlich halten und bei Bedarf eher mehrere Termine anbieten. Schon im ersten Praxisbeispiel des Vormittags – einem defekten Küchengerät, das zwei Mal erfolglos zur Reparatur eingeschickt wurde – erkannten sich viele Anwesende wieder. Rechtsanwältin Feuerstein-Dörnhöfer klärte über mögliche Rechtsmittel auf, erläuterte den Unterschied zwischen Gewährleistung und Garantie, wies auf Fristen hin und gab Hinweise, wie Verbraucherinnen und Verbraucher zu ihrem Recht kommen. Was viele nicht wussten: Im Reklamationsfall darf der Verbraucher zwischen Reparatur und Neuware wählen, die Kosten für ein etwaiges Einschicken müssen vom Hersteller getragen werden.
Auch von Ärger mit Handwerkern konnten so manche Teilnehmer ein Liedchen singen. Der Rat der Rechtsanwältin hier: Im Vorfeld Vergleichspreise bei der Handwerkskammer einholen oder einen Kostenanschlag anfordern, im Konfliktfall freundlich, aber bestimmt auftreten, keine Verzögerungen bei Nacherfüllungsansprüchen zulassen.
Anhand des Schicksals eines gebrechlichen Seniorenpaars, dem nach zwölf Jahren in einer Wohnung 20 Prozent Miterhöhung ins Haus stehen, illustrierte Feuerstein-Dörnhöfer Probleme beim Mietrecht. Rechtlich sei die Sache meist rasch klar, berichtete die Anwältin. In der Realität versuchten Vermieter dann häufig, den Mieter hinauszuekeln. Gerade weil das Recht aber oft auf der Seite des Mieters stehe, „lohnt es sich, den Kampf aufzunehmen“, ermutigte die Referentin. Um Besonderheiten bei Partnervermittlungsverträgen ging es im Fall eines jungen Mannes, dem für die Vermittlung von Damenbekanntschaften monatlich 90 Euro abgebucht werden. Aus dem Vertrag heraus komme man zwar nur per Kündigung – bei Dienstverträgen, die ein besonderes Vertrauensverhältnis voraussetzen, gelte jedoch ein außerordentliches Kündigungsrecht, so die Rechtsanwältin.
Informativ und amüsant
Das fünfte Praxisbeispiel des Vormittags, bei dem um einen Model-Vertrag ging, betraf die Anwesenden zwar nur wenig, stieß aber dennoch auf Interesse. Den daraus resultierenden Rat, Verträge vor der Unterschrift in aller Ruhe durchzusehen, nahmen indes auch die Verbraucher der Generation 60plus mit. „Wir werden uns künftig mehr Zeit lassen und nichts überstürzen, bevor wir einen Vertrag unterschrieben“, bilanzierten etwa Rita und Lothar Engert. Außerdem weiß das Ehepaar jetzt, dass sie sich „im Falle einer Unsicherheit jederzeit an den Verbraucherservice wenden können“. Ähnlich urteilte Isolde Weißmann, die über die Tageszeitung von den Verbrauchergesprächen erfahren hat. Rita Fox schließlich empfand den Vormittag als „sehr informativ und amüsant: Ich komme bei der nächsten Runde bestimmt wieder!“
Anja Legge
Info & Kontakt
Die nächste Reihe startet Anfang April. Die Verbrauchergespräche finden in der Beratungsstelle im Roten Bau statt und können einzeln besucht werden: 4. April: Finanzen, 23. Mai: Umwelt, 24. Juni: Ernährung, 2. Juli: Recht. Um Anmeldung wird gebeten. Kontakt: Verbraucher Service Bayern im KDFB e.V., Theaterstraße 23, 97070 Würzburg; Telefon 0931/305080, E-Mail „wuerzburg@verbraucherservice-bayern.de“, Internet „www.verbraucherservice-bayern.de“.