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Tempolimit, aber nicht nur auf der Autobahn

Es täte uns ganz gut, gelegentlich das Tempo etwas zu verlangsamen und innezuhalten. Das gilt für den eigenen Alltag genauso wie für nahzu alle Lebensbereiche. Denn wo man auch hinschaut, scheint Schnelligkeit oberste Priorität zu haben. In Wirtschaft und Technik etwa werden die Zyklen immer kürzer. Ähnliches mutet auch die Politik den Bürgern zu – mit schlampig gemachten Gesetzen ... Kommentar von Wolfgang Bullin.
Egal, ob Fahrrad, Auto, Bahn oder Flugzeug – gute Bremsen sind lebens-, ja überlebenswichtig. Und bei der Eisenbahn gab es früher sogar den Beruf des Bremsers. Längst haben zentral betätigte Bremsanlagen diesen Beruf abgelöst, doch den Begriff „Bremser“ gibt es noch. Allerdings hat er (natürlich nicht in seiner fränkischen Version als gärender Traubenmost, sondern in seiner bundesweiten Bedeutung) einen eher negativen Klang. Wer heute, wo Schnelligkeit, Veränderung und Fortschritt die Leitbegriffe sind, das Tempo drosseln möchte, zu Vorsicht und gründlicher Überlegung rät oder gar mit grundsätzlichen Erwägungen kommt, wie es etwa die Kirchen immer wieder tun, stört, blockiert, hemmt den Fortschritt – gilt eben als Bremser.
Dabei täte es uns vemutlich ganz gut, gelegentlich das Tempo etwas zu verlangsamen und innezuhalten. Das gilt für den eigenen Alltag genauso wie für nahzu alle Lebensbereiche. Denn wo man auch hinschaut, scheint Schnelligkeit oberste Priorität zu haben. In Wirtschaft und Technik etwa werden die Zyklen immer kürzer; immer schneller muss die nächste Version eines Produkts auf den Markt kommen. So werden die Kunden zunehmend zu „Versuchskaninchen“ für unausgereifte oder ungenügend getestete Produkte. Das kann teuer, aber auch sehr gefährlich werden. Ähnliches  mutet auch die Politik den Bürgern zu – mit schlampig gemachten Gesetzen, die immer wieder nachgebessert werden müssen. Und auch in Wissenschaft und Forschung wird das Rad immer schneller gedreht; philosophisches oder moralisches Nachdenken über Ziele, Folgen und Grenzen menschlichen Handelns stört den Betriebsablauf. Stattdessen werden noch bestehende Wälle ethischer Bedenken durch Heilsversprechen in Form von ungedeckten Schecks auf die Zukunft geschleift.
Bei so viel Beschleunigung allerorten sollte man nicht nur über ein Tempolimit auf Autobahnen diskutieren und nicht nur in Sachen Umwelt auf die Bremse treten. Denn in vieler Hinsicht scheint uns die Tugend des rechten Maßes verloren gegangen zu sein.