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    Tanzendes Holz, fließender Stein

    Es gibt so viel zu entdecken zwischen dem Grün der Bäume. Von fast magischer Anziehungskraft (besonders auf die Finger der Betrachter) ist die Arbeit „Mäander“ aus hellgrauem Schwarzwälder Granit. Der Künstler hat die drei Tonnen schwere Platte geteilt und aus den einander zugewandten Flächen ebenmäßige Wellen herausgehauen.
    KLEINWALLSTADT. Tonnenschwere Steinplastiken und über zwei Meter hohe Skulpturen aus Holz sorgen derzeit im Park der Rohe’schen Altenheim-Stiftung für Leben. Zwar sind die Kunstwerke selbst nicht lebendig, doch sie haben schon zu vielen Begegnungen geführt, sowohl unter den Heimbewohnern selbst als auch mit Besuchern aus der näheren und weiteren Umgebung, die von der sehenswerten Ausstellung „Kunst im Park“ angezogen werden.

    Die Idee zu dieser ersten Ausstellung „Kunst im Park“ stammt vom hauswirtschaftlich-technischen Leiter der Einrichtung, Helmut Benner. Dieser wollte damit an den kunstsinnigen Stifter Anton Rohe erinnern. Der hatte nach seinem Tod 1892 in Rom sein Vermögen für „alte, erwerbsunfähige, gut beleumundete arme Personen“ hinterlassen und ist im Garten seiner Sommerresidenz in Kleinwallstadt beigesetzt.

    Senioren miteingebunden
    Schon Monate vor der Eröffnung der Ausstellung machten die Künstler Konrad Franz aus Hausen und Christoph Jakob aus Kleinwallstadt die Altenheimbewohner mit ihrem Metier, der Bearbeitung von Holz und Stein, vertraut. Bereits im Februar durften sich die Senioren in den Werkstätten umsehen: im Atelier von Jakob in Kleinwallstadt und in der ehemaligen Dorfkirche von Hausen, wo Franz seit 1993 arbeitet. Einen Teil der jetzt ausgestellten Stücke konnten die Besucher dabei als Rohlinge begutachten.
    An einem Projekttag Ende April sammelten die Frauen und Männer dann unter der Anleitung der Künstler eigene Erfahrungen bei der Bearbeitung von Speckstein und Holz mit Spezialwerkzeugen wie Klöppel und Feile. Allerdings entstanden nur kleine Werkstücke. Doch die Senioren bekamen ein Gefühl dafür, wieviel Sorgfalt und Mühe in den mächtigen Figuren draußen im Park stecken.
    Anna Urbatis hat das Hantieren mit Speckstein gefallen. Sie erzählt davon bei einem Rundgang durch den Park, bei der sie die Pflegerin Jutta Seeger begleitet. Auch ihre Tochter, die oft zu Besuch komme, sei begeistert von der Ausstellung, sagt Anna Urbatis. Gestützt auf ihre Gehhilfe, bewegt sie sich langsam auf dem gepflasterten Weg vorwärts und genießt sichtlich die kontrastreiche Vielfalt der Kunstwerke zwischen den Bäumen.

    Harmonische Bewegung
    Aus einem einzigen mächtigen Eschenstamm hat Franz seine Skulptur „Tanz“ geschaffen. Er hat den Stamm der Länge nach in fünf Segmente gespalten und diese wie einen Figurenreigen im Kreis angeordnet. Die hoch aufragende Gruppe biegt sich wie ein Blütenkelch oben leicht auseinander. Da alle Teile des Stamms in die gleiche Richtung verdreht sind, entsteht der Einruck von harmonischer Bewegung zu Musik. Die „Tänzer“ scheinen sich dabei die Arme aus waagrechten Holzscheiten entgegenzustrecken. „Herausgetreten“ lautet der Name einer anderen Arbeit aus Eichenholz. Die mit der Axt und Kettensäge geformte, überdimensional lange und schmale Holzfigur wirkt, als habe sie sich aus der sie umgebenden Materie gelöst. Sie steht gut einen Meter vor dem hölzernen Rahmen, ihrer Negativform. Bewegung und spannungsreiche Beziehung: Auch die Arbeiten aus Stein regen die Phantasie an. Noch stärker als das raue, wettergegerbte Holz laden sie zum Anfassen ein. Das hat Heimleiterin Kerstin Weckwerth festgestellt. Jakob, der Schöpfer der Gruppe „Fremde“ aus schmalen vietnamesischen Basalt-Stelen, hat nichts dagegen, dass viele Hände die samtige goldene Oxidschicht erkunden und auch die dunklen Stellen, die er mit der Steinsäge freigeschnitten und glatt poliert hat.
    Von fast magischer Anziehungskraft (besonders auf die Finger der Betrachter) ist die Arbeit „Mäander“ aus hellgrauem Schwarzwälder Granit. Jakob hat die drei Tonnen schwere Platte geteilt und aus den einander zugewandten Flächen ebenmäßige Wellen herausgehauen. Die in stundenlanger Arbeit auf Hochglanz polierten Wölbungen und Kuhlen schimmern wie Wasser, das durch das Steingebilde mit seiner rauen, gitterförmig behauenen Außenhaut hindurchzufließen scheint.

    Knorrig und fragil
    Es gibt so viel zu entdecken zwischen dem Grün der Bäume: die hölzernen Flügel des Ikarus, einsame, knorrig und fragil zugleich wirkende Männer-Stelen, eine Mutter, an die sich zwei Kinder klammern, Diabas-Vulkangestein aus dem Westerwald, das aussieht wie ein mit grünlichen Algen bewachsener Schwamm und aus dem eine kleine dunkle Pyramide herausragt, kugelig zugehauener grauer Diorit aus dem Odenwald und schwarz glänzend polierter Granit aus Schweden.
    Sehr schön sei die Arbeit „Paradies“, meint Rudolf Köhler, der von Pfleger Erik Berninger im Rollstuhl durch den Park geschoben wird: ein Adam und eine Eva aus Holz räkeln sich zwischen dichten Bauernrosenbüschen auf dem Rasen. Die Schlange, ebenfalls aus grob behauenem Holz, hat sich schon an Eva herangeschlichen.

    Die Ausstellung „Kunst im Park“ in der Rohe’schen Altenheimstiftung in Kleinwallstadt ist noch bis zum 23. September zu sehen.