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      Restaurierung des fast vier Meter hohen Friedhofskreuzes aus Etwashausen abgeschlossen

      Strahlendes Zeichen der Hoffnung

      Golden strahlt das Friedhofskreuz von Etwashausen an einem schönen Apriltag. Das Hochkreuz, entstanden nach 1850, bildet das Zentrum des Gottesackers im Ortsteil von Kitzingen. Dass das Kreuz wieder leuchtet, ist maßgeblich einem Mann zu verdanken: dem Künstler, Kunsthistoriker und Kunstpädagogen Dr. Harald Knobling. Der Kitzinger Stadtheimatpfleger hat sich für die Renovierung des vom Zahn der Zeit angefressenen neugotischen Kunstwerks eingesetzt. Es steht in der Mitte des ersten, ältesten Teil des Friedhofs. „An dieser Stelle stand von 1474 bis 1811 die kleine Kirche St. Peter“, berichtet der Kunsthistoriker.

      „Ein Hochkreuz im Friedhof steht immer an einem besonderen Ort, sei es in der Mitte des Friedhofs wie in Etwashausen, an sich kreuzenden Wegen oder am Ende einer Blickachse“, erläutert Knobling. „Es stellt im Friedhof ein herausragendes Zeichen der Mahnung und der Hoffnung dar.“

      Nicht wegzudenken

      Hochkreuze seien aus Friedhöfen nicht wegzudenken, denn sie spielten in der Tradition der Friedhofs-, Bestattungs- und Trauerkultur die zentrale Rolle. „Gerade heute, in der Zeit, in der sich die Friedhofskultur stark wandelt, sind sie besonders schützens- und erhaltenswert“, betont der Kunsthistoriker.

      Corpus und Kreuz des Etwashauser Monuments sind aus Gusseisen, einem Modematerial des 19. Jahrhunderts. Beide Teile des Hochkreuzes beeindrucken durch ihre Dimension: Der Corpus des Gekreuzigten misst 1,35 Meter, und das Kreuz ist fast vier Meter hoch. Um die Wirkung zu steigern, ist es auf einem rund 1,50 Meter hohen Sockel aus Muschelkalk montiert. Auf dessen Vorderseite ist die Jahreszahl 1864 eingemeißelt. „Möglicherweise ist der Sockel einige Jahre älter als das Kreuz“, meint Knobling. „Die exakte zeitliche Zuordnung von Kreuz und Sockel ist aufgrund der jetzigen Quellenlage noch nicht möglich.“

      Das Friedhofskruzifix gehört laut Knobling zum „Vier-Nagel-Typus“, das heißt, das Hände und Füße mit je einem Nagel am Kreuz befestigt sind. Anders als der „Drei-Nagel-Typus“, dessen übereinandergelegte Füße nur mit einem Nagel befestigt sind und dessen Christus den Blick meist nach unten gerichtet hat, richtet der „Vier-Nagel-Typus“ den Blick meist nach oben.  „Es ist vollbracht, Christus der Überwinder, der Himmel öffnet sich“, erklärt der Stadtheimatpfleger. Dies sei bereits der Hinweis auf die Auferstehung, auf Ostern, und deswegen sei der gesamte Corpus mit reinem Blattgold gefasst worden. „Er strahlt, wirkt verklärt, gibt Hoffnung und weist auf die Auferstehung hin“, sagt Knobling.  

      Notwendig wurde die Renovierung, weil das Friedhofskreuz stark unter Umwelteinflüssen gelitten hatte. „Die Farbfassung des Corpus Christi war fast vollkommen abgewittert und die Oberfläche in weiten Bereichen stark korrodiert“, berichtet der Stadtheimatpfleger. „Im rechten Unterschenkel war ein langer Riss, vermutlich ein Frostschaden.“ Das gusseiserne Kreuz hatte Rost angegriffen. Außerdem fehlten am Kreuzfuß zwei kleine Strebepfeiler. „Dieser traurige Anblick war keine Zierde des Friedhofs, das verrostete Kruzifix kein Hoffnungszeichen.“

      Ein „Franken Guss”

      Vor der Restaurierung seien umfangreiche Recherchen zu Typus, Material, Erhaltungszustand und Restaurierungsmöglichkeiten nötig gewesen, berichtet Knobling. Dann wurde der Corpus vom Kreuz genommen und in die Regensburger Metallrestaurierungswerkstätte „Haber und Brandner“ gebracht. Dort entfernten die Spezialisten den Rost und verfüllten den langen Riss im Unterschenkel. Die Restaurierung des Corpus schloss dann der Auftrag von hauchdünnem 23-Drei-Viertel-Karat Blattgold ab.

      Um das Kreuz kümmerten sich die Mitarbeiter des Städtischen Bauamts Kitzingen: Sie beseitigten Rost und Farbreste und trugen die graue Farbe auf – ein starker Kontrast zum goldenen Corpus. Im Kitzinger Gusswerk „Franken Guss“ wurden zwei Nachgüsse der Fußstreben angefertigt. Dann brachten Mitarbeiter des städtischen Bauhofs den vergoldeten Jesus und die Strebepfeiler wieder am Kreuz an. Um den Erhalt des Hochkreuzes zu sichern, wird Knobling den Antrag stellen, das Monument unter Denkmalschutz zu stellen.     

      Stefan W. Römmelt