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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Harald Weis, Lengfeld

    Stärker als alle Zweifel

    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Harald Weis, Lengfeld
    Evangelium
    Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. Thomas, genannt Didymus – Zwilling –, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.
    Johannes 20,19–31
     
    Gewöhnlich interessiert bei dieser Erzählung die Gestalt des zweifelnden Thomas. Sehen wir einmal von ihm ab und wenden uns einem Detail des Textes zu. Es ist doch eigenartig: Jesus, der am Ende der Erzählung die, die nicht sehen und doch glauben, selig preist, fordert an ihrem Beginn die Jünger auf, zu sehen. Es heißt: Er zeigte ihnen seine Hände und seine Seite. Sie sollen also hinschauen und ausgerechnet seine Verletzungen wahrnehmen.
    Es folgt dann zwar unvermittelt „Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.“ Aber es lohnt wohl, darüber nachzudenken, was zwischen dem Sehen auf die Spuren der Wunden und der Freude der Jünger vor sich ging. Denn der Blick auf Jesu Hände und Seite ließ sicher noch einmal hochkommen, was sie hatten erleben müssen: die grausame Hinrichtung des Meisters und Freundes, auf den sie bauten, ihre eigene Angst und Verzweiflung. Und nun in diesem Moment der bitteren Erinnerung erleben zu dürfen, dass dieser zum Tode gemarterte Jesus heil vor ihnen steht, das erst macht ihre ganze Freude aus.
    Der Auferstandene übergeht also nicht einfach, was an Schlimmem geschehen war und er befreit nicht von der Erinnerung daran. Erst vor diesem dunklen Hintergrund kann so recht bewusst werden, was sich in neuer Weise getan hat: Jesus, der mit seiner Botschaft gescheitert schien, ist nun von Gott voll bestätigt. Das Kreuz durchkreuzt nicht seine Verkündigung, sein Bild vom liebenden Vater, seine Achtung vor dem Menschen, wie er sie praktizierte. Dieser realistische Blick zurück, den Jesus den Jüngern zumutet, lässt auch tiefer erkennen, was gemeint ist, wenn Jesus sagt: Selig, die nicht sehen, und doch glauben. Das Nicht-Sehen, zielt nicht auf ein Wegschauen angesichts schlimmer und eigene Hoffnungen zerstörender Ereignisse ab. Denn „nicht sehen“ meint hier alle, die im Wahrnehmen der Düsterheiten des Lebens nicht mehr den Durchblick auf den Sinn, ja auf Gott haben, und dann aber doch glauben, eben darauf vertrauen, dass das Ganze zu einem guten Ende kommen wird, wie es dann auch die Jünger erfahren haben.
    Wir Christen lassen uns also nicht blind machen gegenüber allen Ungereimheiten der Welt und des Lebens, auch wenn sie unsere Überzeugungen zu erschüttern drohen. Aber was da momentan den Blick verstellt, kann doch nicht zu Verzweiflung führen und vom Glauben abbringen, da ein Urvertrauen auf Gottes klärendes Eingreifen berechtigt und stärker als alle erfahrenen Glaubenszweifel ist.
     
    Lic. theol. Harald Weis war Studienleiter bei „Theologie im Fernkurs“.